Siracusa
Syrakus, Donnerstag, 19.05.2022
Wir sind in Syrakus.
In der Via Cimone 14 mit grandioser Aussicht von der Riesenterrasse auf das brandende Meer,
das unentwegt tobt und die Strahlen der Sonne, die im Wasser glitzernd tanzen, nehmen dir zeitweise die Sicht, so grell.
Aber der Reihe nach.
Am Morgen waren wir gestartet im vollbepackten Dacia in Richtung Südosten der Insel, wobei wir sehr bald durch Licata gestaut sind, einer Stadt, aus der einige sizilianische Familien aus Markgröningen abstammen und die das Zentrum des intensiven Anbaus von Obst und Gemüse ist.
Einen ersten Halt dann zur Mittagszeit in der Stadt Ragusa.
Die Stadt ist von vielen Schluchten im Kalkfels der Monti Iblei geprägt und die Häuser kleben förmlich an und auf den Felswänden.
Wir bummeln durch die engen Gassen des tiefer gelegenen Teils von Ragusa Ibla und staunen oft über manch abenteuerliche Bauweise der Häuser, Treppen und Durchgänge
und seine etwas verstaubte Romantik. Barocke Kirchen und Paläste verstecken sich in den vielen Winkeln dieses Gassengewirrs.
Etwa 10 km südwestlich von Ragusa liegt das im 19. Jahrhundert gebaute Schloss Donnafugata,
dem Palast aus dem Roman „Der Leopard“ von Giuseppe Tomasi di Lampedusa, in dem auch der gleichnamige Film gedreht wurde.
Die Pracht und Prunksucht in den 122 Zimmern des Schlosses und dem angeschlossenen Park mit uralten und exotischen Bäumen ist beste Anschauung,
in welchem Luxus die adeligen „Leoparden“ Siziliens gelebt haben und welchen Reichtum sie auch unter der ständig wechselnden Fremdherrschaft über die Jahrhunderte anhäufen konnten.
Nachdem die Normannen im 13. Jhd. in Sizilien ihre Herrschaft aufgeben mussten, begann vor allem unter den Spaniern und den Bourbonen bis zum Risorgimento von Garribaldi eine Zeit, in der sich das System der Unterverpachtung herausbilden konnte. Die reich gewordenen Adeligen ziogen in die Stadt und überließen die großen Ländereien einem Verwalter, dem sog. „Gabelotti“, was eigentlich Steuereintreiber meint. Diese Schicht beutete oft auf brutale Weise die Kleinpächter und Tagelöhner aus.
Dieses Prinzip einer zwischen Obrigkeit und Volk geschalteten, unabhängigen Macht lebt als Grundprinzip der Mafia bis heute fort.
Als wir uns vor mehr als 25 Jahren mit Nino und Salvo zum Weinkauf in Pachino in den Weiten der Landschaft bei Portopalo verirrten und stundenlang auf unwegsamen Wegen nach einem Ausgang aus diesem Irrgarten suchten, ist eine bleibende Erinnerung an diese Sizilienreise.
Und - man mag es kaum glauben - ähnliches ist uns wieder passiert. Im Zeitalter der Navigation verloren wir uns tatsächlich wieder in der Einöde nahe von Pachino, da uns das Navi einen Weg riet, der sich schon nach wenigen km als ungeheuerlich entpuppte und schließlich vor einer dörflichen Müllkippe zu enden schien.
Erst der Wechsel von Google zu Garmin Navigation führte uns nach längeren bangen Minuten wieder zurück auf unsere Route. Uff!
Ein weiteres Chaos dann, als wir auf den Straßen des Außenbezirks von Sirakus im Stau anstellten und durch Seitengassen, Zwischenspuren und Umleitungen zuckelten und es dauerte, bis wir am Hafen die „Via allo Sbarcadero San Lucia“ und damit auch Nino fanden, der uns dann in die Wohnung in der Via Cimone leitete.
Aber welche Euphorie, als wir auf der Terrasse standen und dem Meer zuhören konnten.
Nach Einzug und Dusche fuhr uns Nino zum Restaurant „Syraka“ in Ortigia, das dem Vermieter und seinem Freund Francesco gehört.
Ein Menu mit viel Weißwein, köstlicher Caponara und Meeresgetier, natürlich auch Tonno in absolut entspannter und familiärer Atmosphäre zog sich bis zum Cafe und Grappa und Mitternacht hin.
Noch einige Blicke auf das Meer, das immer noch tobte.
Syrakusa, Samstag, 21.05.2022
Der morgendliche Blick von der Terrasse auf das tobende Meer ist ungeheuerlich und entspannend. Man könnte viel Zeit damit verbringen, einfach nur auf das Wellenspiel und den glitzernden Sonnentanz zu starren. Was wir beim Cafe auch tun. Wir sind es diesem Anblick schuldig.
Komisch, man sehnt sich förmlich direkt nach dem Erwachen hinaus auf die Terrasse zu gehen und beruhigt festzustellen, dass sich nichts verändert hat gegenüber dem Vortag. Das Meer und die Wellen sind immer noch da. Das Meer und die Wellen haben etwas von Unendlichkeit. Man mag sich ein Ende nicht vorstellen, obwohl auch der Unendlichkeit ein Ende innewohnt.
Auch in der Nacht bei tiefster Dunkelheit, wenn man das Meer und den Schaum der Wellen nicht sieht, dann hört man doch die Unendlichkeit im ständig sich wiederholenden Rauschen der Brandung an die vorgelagerten Felsen.
Heute also ein Terrassentag mit viel lesen, auch schlafen und sich Gutes tun. Auch sich immer wieder diesen Ausblick vergegenwärtigen und zu staunen.
An einem Samstag eines der touristischen Zentren von Syrakus, die Altstadt Ortigia auf der Halbinsel, besuchen zu wollen, ist reine Naivität. Wir wollten. Unbedacht und vorurteilsfrei.
Und so wandelten wir einen ganzen Tag durch die engen Gassen mit den herrschaftlichen und schmuckvoll verzierten Palästen, den vielen Plätzen vor den christlichen Kirchen
und dem Duomo, im 7. Jhd. um den griechischen Athena-Tempel herumgebaut in eine ungewöhnliche Mischung verschiedener Architekturstile.
Überall dort lärmten Pulks von Touristengruppen, Schulklassen und größeren Freundeskreise, schubsten und standen im Fotomotiv. So beschlossen wir, auf die ruhigen und schattigen Gässchen auszuweichen und genossen dort die momentweise Ruhe. Auch bei einem späten Mittagessen
( Ravioli in dickem Tomatensugo, mit Auberginen und gesalzener Ricotta, Spaghetti Vongole, Salat und Scalopine al Marsala) mit einer Karaffe Weißwein.
Mit der Süßwasserquelle der Fonte Aretusa und den einzigen Papyrusstauden in ganz Europa,
dem Castello Maniace von Federico II. il Suebo
und einem Aperitiv auf der wieder sehr umtriebigen Piazza Archimede,
beschlossen wir den Abend und ließen uns mit dem teuren Bus wieder nach Hause bringen.
Eine kleine Geschichte zum heutigen Bus. Von Francesco, unserem Vermieter bekamen wir eine Karte mit der Route mehrerer Buslinien durch ganz Syrakus, den diversen Haltestellen und dem sagenhaften Preis von 1.- € pro Fahrt. Kaum zu glauben in der heutigen Zeit, dieser Preis. Aber vielleicht war dies eine städtische Maßnahme, um dem schrecklichen Verkehr in den pausenlos verstopften Straßen der Stadt zu begegnen. So wie das 9.- €-Ticket ab Juni bei uns.
Wir warten also an angegebener Haltestelle und irgendwann kommt tatsächlich ein Bus. Ich halte dem Fahrer 2.- € hin - und der schaut mich an, als käme ich aus einer anderen Welt. Lacht los und sagt: „Un Euro solo per aqua minerale.“ Nach einigem Stammeln meinerseits, das allerdings keine Verständigung bringt, nennt der Fahrer den Preis, „10 € per persone e 24 ore“. Für Sekunden sind wir sprachlos. Von einem solch wohltätigen Bus wollte der Fahrer nun gar nichts wissen. Nur Kopfschütteln. Bis wir kapieren, dass wir einen Sightseeing-Bus mit eingebauten Ohrstöpseln bestiegen hatten. Wir zahlten die 20.- € und stauten ohne Ohrstöpsel im Ohr nach Ortiga.
Nachtrag: Die Dame in der Touristeninformation wusste nichts von diesem edlen Bussystem und behauptete zu allem Überfluss, der Touristenbus koste ihres Wissens nur 5.-€.
So sieht dann zeitgemäße Verkehrspolitik aus nach dem Motto:“Wir lassen uns doch nicht das Tourismusgeschäft versauen. Die Welt gerät aus den Fugen. Was für Zeiten.“
„Omerta, die Mafia gibt es nicht.“
Syrakusa, Montag, 23.05.2022
Am Sonntag steht eine kleine Fahrradtour an.
In der Nähe der „Latomie dei Cappuccini“ steht das „monumento ai caduti d’Africa“ mit schönem Ausblick auf Meer und Ortigia. Von dort führt ein Rad-und Wanderweg an der mit Macchie überwucherten Felsenküste vorbei nach Osten
bis zu den hässlichen Anlagen der Pedrochemie, den Raffinerien und Zementfabriken von Augusta.
Allerdings war das küstennahen Kalkplateau bereits von den Ureinwohnern der Insel, den Sikulern besiedelt. Im 8.Jhd. v. Chr. gründeten die Griechen hier die Kolonie „Megara Hyblea“, die lange Zeit als Keramik- und Handelsstadt erblühte und in der Hochzeit von Syrakus als östlicher Vorposten fungierte.
Das Ende der Strecke bilden die Ruinen der alten „Tonnara di Santa Panagia“, direkt an einer malerischen Bucht.
Allerdings muss man die Industrieanlagen von Ausgusta im Hintergrund geflissentlich ausblenden, dann reicht es fast schon zu einem romantischen Fleckchen.
Von der einst so bedeutenden Griechenstadt sind noch Spuren von Mauer- und Treppenreste der Wohnbezirke und Tempel und wohlwollend gar noch Reste der Stadtmauer mit Grabhöhlen zu erkennen.
Eine gute Art längst vergangenes Leben, heute nur noch von der Meeresbrise umweht, auf Boden, Steinen und spärlicher Vegetation zu erahnen. Besonders dann wenn der Weg, der kilometerlang durch eine hohe Felswand geschnitten scheint, aus einer anderen Epoche stammt.
Einige Sonnenstunden Relaxen auf der Luxusterrasse und am Abend wollten wir mit Nino nach Palzzolo Acreide fahren, einem kleinen schläfrigen Bergstädtchen. Auch hier handelt es sich aus militärischen Gesichtspunkten um einen Außenposten „Akrai“ der Griechenstadt Syrakus mit einem hübschen „Teatro Greco“ in einer schönen Hügellage mit Fernsicht gar auf den Ätna.
Das war zumindest der Plan. Aber von Schläfrigkeit in dem Städtchen keine Spur.
Wir fanden zunächst mal fast keinen Parkplatz. Außerdem war ganz Palazzolo auf den Beinen, so schien es. Es war nämlich an diesem Wochenende - nachdem es durch Covid mehr als 2 Jahre ausgefallen war - wieder mal Carnevale in Palazzolo.
Das bedeutet: Der Hauptplatz, die „Piazza del Popolo“ war mit Unmengen von teilweise verkleideten Spaziergängern übervoll, aus manchen Lautsprechern auf den Balkonen drang knallharte, überlaute Discomusic in den Abendhimmel, es wurde getanzt, selbst die Alten wippten zur Musik mit den Hüften und die Jungen waren meist mit grellen Kostümen und phantasievoll geschmnkt unterwegs - Engel mit Heiligenschein und Teufelchen waren der Renner. Nino und wir nahmen in diesem Durcheinander in einer Bar am Platz unseren Aperitiv und betrachteten dieses Spektakel etwas irritiert, vor allem die Lautstärke war gesundheitsgefährdend und manchmal kaum zu ertragen.
Aus der entgegengesetzten Straße näherten sich im Schneckentempo bombastische Themenwagen, von Traktoren durch die Straßen gezogen. Jetzt war Musik überall, die sich gegenseitig in die Quere kam, sich beinahe bekriegte. Doch von den Balkonen flatterte bunt die „Pace-Fahne“.
Als der Tumult immer stärker wurde, quetschten wir uns durch die Massen zum Piazza Umberto, wo Nino in der Nähe einen Tisch in seinem Stammlokal reserviert hatte.
Wie immer bestellten wir unser Essen zu üppig, waren aber schon nach den Antipasti satt und quälten uns durch die „Spaghetti con Sarde“ und das „Agnello Lungosotto“. Mehrere Grappe waren danach die Folge.
Kurz vor Mitternacht setzte uns Nino in der Via Cimone ab.
Heute, am Montag, mussten wir leider unsere Traumterrasse von Francesco verlassen und ein komplizierter Umzug stand an.
Mit Nino frühstückten wir zuerst in einer ruhigen Bar und anschließend brachte er uns in seinem klapprigen Fiat in die Bahnhofsgegend, in der unsere Ferienwohnung von „A’Storia“ sein sollte. Syrakusa hat ein abnormales Einbahnstraßensystem und so kreisten wir die schmale „Via del generale Carini“ langsam ein. An ein Parken dort in der 2,5 m breiten Gasse war nicht zu denken, auch nicht in der weiteren Umgebung. Der Besitzer der neu renovierten Wohnung in der total heruntergekommenen Gasse gab uns den Tip, erst gegen 14 Uhr vor das Haus zu fahren, auszupacken und in der Nähe einen Parkplatz zu finden. Dann wäre die Chance groß.
Und so war es auch. Direkt um die Ecke hat nun unser Stepway sein Plätzchen. Die Wohnung ist modern, voll ausgestattete Küche, Wozi, Bad und eine Empore als Schlafzimmer.
Bis dahin besuchten wir weit außerhalb von Syrakusa Francesco in seinem Orangen- und Zitronenhain mit etwa 1 600 Bäumen, den er seit Jahren bewirtschaftet, obwohl er eigentlich Advokat ist, diesen Beruf aber nicht ausüben möchte. Er liebt die Landwirtschaft und das Arbeiten in der Natur.
Weil er ganz in der Nähe war, fuhren wir noch an den Fiume Ciane, an dessen Ufer einzigartig in ganz Europa die Papyruspflanzen wachsen.
Und weil die Hitze von Tag zu Tag unerträglicher wird, stärkten wir uns in einer Nino‘s Stammtrattoria „Osteria vecchia ponte“ vor Ortigia mit Pasta, Bier, Wasser und natürlich Cafe und einem Schnaps zum Abschluss.
Am Nachmittag nach dem Umzug eine ausgiebige Siesta und gegen Abend längerer Bummel von unserer neuen Wohnung in das Forum Siracusana,
den Corso Umberto I. bis an den Hafen und den Apollotempel an der Piazza Rancali auf Ortigia.
Nach dem Pranzo am Mittag war Essen auf keinen Fall eine Option, ein Bierchen schon.
Dienstag, 24.05.2022:
Wenige Schritte nur von unserer Gasse entfernt ist die nächste Bar.
Dort gibt es am Morgen einen oder zwei Cappuccini und ein Dolce. Die Bedeutung „dolce“ ist aber garantiert einem Mitteleuropäer auf Anhieb nicht klar. Heute zum Beispiel bestellten wir einen Riesenberliner mit Ricotta-Schokolade-Füllung. Welches Bild taucht nun vor unserem geistigen Auge auf? Viel Teig und in der Mitte eine Spur Creme. In Italien quillt dir beim ersten anständigen Biss eine dicke Cremeschicht auf Hose und Shirt und du hast Mühe den süßen Lavastrom zu bändigen. Am Ende denkst du dir, morgen bestelle ich ein Cornetto.
Und wie wird es sein?
Seit wir auf Sizilien gelandet sind, genießen wir am Morgen diese Dolce. Bei Giovanni in Palermo gab es unglaubliche Stücke aus der Pasticceria gegenüber, in Porto Empedocle erwartete uns jeden Morgen auf dem Terrassentisch ein geschnürtes Päckchen mit einem oder mehreren Köstlichkeiten und in Syracusa haben wir diese Art Frühstück fortgesetzt. Ob Granita Mandorle oder lemone, cannoli mit süßer Ricotta gefüllt, Cornetto con crema oder kleine Mandelplätzchen, die etwa 200 Jahre des arabischen Einfluss auf der Insel haben die Sizilianer zu Meistern des süßen Gebäcks und der Süße überhaupt gemacht. Ein Blick in die Auslagen irgendeiner Bar oder Pasticceria wird diesen Eindruck bestätigen.
Einen kleinen Vorteil hat die Sache, man verspürt den ganzen Tag überhaupt keinen Hunger.
Bis zum späten Nachmittag hielten wir uns im parco archeologico der griechischen Neustadt von neapolis auf, zu der wir uns mit Fahrrad aufgemacht haben.
Die Hitze und die Menge an großen Gruppen waren im Park allerdings schwer zu ertragen. Hinzu kam, dass man selten ein schattiges Plätzchen finden konnte und so der „Spaziergang“ durch die Antike sich zeitweise zur Rückentortur ausweitete.
Das große griechische Theater von Syracusa war zu seiner Zeit im Mittelmeerraum berühmt und mit seinen etwa 15 000 Sitzen in den Kalkstein geschlagen auch das größte Theater der Antike.
Leider, leider wurden die steinernen Sitze seit einigen Jahren mit Holzschalen verdeckt, da jährlich von Mai bis September griechische Tragödien im Theater aufgeführt werden. So hat man nur einen schlechten Eindruck von der Großartigkeit dieser Architektur.
Allerdings: Nino hatte versucht uns für das Stück Agamemnon 2 Karten zu besorgen und bedauerte einen Tag später, es gäbe im Moment keine Karten im offenen Verkauf. Gleichzeitig tröstete er uns, vielleicht hätte es ja was Gutes, denn man verstehe den Text eh nur sehr wenig und die Aufführung sei irgendwie strange und hinzu käme das Sitzproblem, das viele dazu veranlassen würde, nach kurzer Zeit das Theater zu verlassen.
So hat alles eben 2 Seiten.
In der Folge besuchten wir in der zunehmenden Hitze die „Latomie del Paradiso“ direkt beim griechischen Theater. Das waren die Steinbrüche, in denen zigtausende von Sklaven (Athener und Karthager) beim Steineklopfen ihr Leben ließen.
Das berühmte „Ohr des Dionysios“, (ja, genau der Tyrann, zu dem damals Damon, den Dolch im Gewande schlich - Friedrich Schiller’s „Bürgschaft“, die Millionen Schüler auswendig gelernt haben, so la la), eine fast 60 m hohe aus dem Fels gehauene Höhle, mit fabelhafter Akkustik, so dass man behauptete, der Tyrann Dionysios habe hier seine gefangenen Feinde belauscht. Eine kleine Legende, die gerne erzählt wird.
Das Anfiteatro der Römer war die nächste Station. Es ist noch ganz gut erhalten,so dass man gut nachempfinden kann, wie Gladiatoren und Kampftiere die Arena betraten und die Zuschauer auf den Rängen jubelten und zu blutrünstigen Kämpfen anstachelten.
Zum Sonnenuntergang ein Menu in Ortigia bei der Aretusaquelle:
Oktopussalat, Pasta mit Fenchel, Salsiccio, Bacon, Tomate, Rucola und Ricotta, und eine Dorade im Aqua di mare und Patatine, Weißwein und Cafe.
Mittwoch, 25.05.2022
Mit dem Auto Richtung Westen.
Angesteuert haben wir die Barockstadt Noto. Warum hier das Barock die vorherrschende Bauweise der Kirchen und Paläste ist, hat einen ganz bestimmten Grund. Die am Hang der Monti Iblea gebaute Stadt fiel einstmal dem verheerenden Erdbeben von 1693 zum Opfer. Die Stadtväter dieser reichen und blühenden Stadt damals und der Adel und die Kirchenherren griffen in ihre wohlgefüllten Säckel und ließen eine neue Stadt ganz im Geiste der Zeit des Barock erbauen.
Wir wollten also dieser prachtvollen Stadt einen Besuch abstatten und fuhren so am äußersten Stadtrand bergan, bergan, fanden nirgendwo einen Parkplatz und wurden alsdann von dem Schild „centro storico“ wieder bergab Richtung Autostrada geleitet. Dieses Suchspiel setzten wir noch einmal fort. Dieses Mal wagten wir jedoch die Durchfahrt einer sehr engen Gasse, die uns durch schlecht parkende Autos beinahe zum Verhängnis geworden wäre. Es dauerte eine Zeit lang, bis wir in der breiten und uns schon bekannten Via Fazello aufatmen konnten und wir begannen erneut, dieses ominöse Schild zu verfolgen. Immer, wenn wir uns am Ziel glaubten, stießen wir auf die „via Fazella“ und ein viertes Mal verzichteten wir weise auf eine weitere Suchfahrt.
Vor etwa 20 Jahren und jetzt bei der Herfahrt wurde uns die Gegend um Paquino und Porto Palo di Capo Passero zum wahren Labyrinth, aus dem wir jeweils nur unter Schwierigkeiten wieder herausfanden. Und als wir heute wieder Richtung Paquino unterwegs waren, beschlich uns ein merkwürdiges Gefühl.
Die kleinen Seitenstraßen winden sich in vielen Abzweigen und Kurven durch ein landwirtschaftlich intensiv genutztes Gebiet. Wein, Oliven, Mandeln, Orangen und Zitronen gedeihen hier prächtig.
Den berühmten Thunfischort Marzamemi erreichten wir seltsamerweise ohne Probleme gegen die Mittagszeit. Vor mehr als 20 Jahren waren wir in diesem verschlafenen Örtchen mit Nino und Antonio in der damals noch betriebenen Tonnara mit einem der großen Ruderboote, auf dem mehr als 30 Ruderer gegen die Wellen und Fische kämpften.
Heute ist die Tonnara zerfallen und der Ort glänzt in jedem Winkel für die vielen, vielen Touristen. Die vielen Bars, Lounges, Restaurants in den urwüchsigen Gemäuern sind vor allem an den Wochenende belagert. Ein Beispiel, wie ein Ort seine Authenzität und auch seine eigentliche Seele und sein Leben verliert.
Ein Thunfischfänger jedenfalls wird einem heute nicht mehr begegnen und in einem Lagergebäude der Tonnara können heute die Touristen hochwertige Produkte aus Thun- und Schwertfisch, Sardinen und Sardellen erstehen.
Nach einem Granite al limone fahren wir von Eloro, den Ruinen von Syrakus südlicher „Vorstadt“, am Riserva Naturale Vedicari entlang, einem Feuchtgebiet aus Dünen, Waldgebieten und Lagunenseen, bis wir am Lido Noto ein Plätzchen am feinen Sandstrand finden. Das Wasser ist auffällig sauber, aber auch kalt.
Am Abend dann das Abschiedsessen mit Nino im Restaurant „Syraka“ , der um Mitternacht mit uns durch das unbekannte Syrakus wie im Film „night on earth“ kurvt.
Die Zeit mit Nino war ausgesprochen lehrreich. Er als typischer Sizilianer mit seinen Sprüchen, seinem markanten Witz, seinem aufblitzenden Charme und auch seiner Fürsorglichkeit und Großzügigkeit hat uns vor allem beim Autofahren ein Temperament und einen prägnanten Wortschwall mitgeteilt. Mit all dem hat er uns die Wirklichkeit und Seele Siziliens näher gebracht.
Obwohl die Kommunikation nicht einfach war, haben wir auch viele Gemeinsamkeiten entdeckt und am Ende konnten wir uns nur schwach für diese Woche revanchieren. Das muss wohl in Markgröningen bei einem eventuellen Besuch geschehen. Würden wir uns sehr wünschen.