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Kambodscha - das Lächeln der Khmer







Mit Sokra durch wenig besuchte Gebiete in Kambodscha



Siem Reap - Angkor, 14. Dezember 2022


Von der Grenze Laos - Kambodscha in einer Stunde nach Stung Treng am Mekong, der hier ziemlich breit ist und gemächlich fließt.

 

Nach einigen WhatsApps steht Sokra vor uns und wir umarmen uns.

Er hat sich kaum verändert, mit einer Ausnahme: sein Hyundaibus, der seit kurzem ihm gehört, wie er erzählt, sieht einfach blendend aus, besser als der alte.

 


Wir machen uns auf den Weg nach Kratie und steigen im Sorya Guesthouse ab, mit Blick auf den Mekong direkt vom Balkon. Ein „Angkor“ zum Sonnenuntergang.


 


v.l.: Edith, Sithi, Thaung, Sokra, Ben, Klaus

Später kommen Freunde von Sokra zum Pizzaessen: Ben, den wir 2013 hier in Kratie als TukTukfahrer und ehrliche Haut kennengelernt haben, Sithi, der zusammen mit Sokra Tourismusgeschäfte macht und zufallig noch Thaung, ein alter Freund von den Dreien, der seit 9 Jahren mit Ulrike verheiratet ist und bei Hamburg lebt und arbeitet. Beide machen 6 Monate Urlaub bei Thaung’s Eltern in Kratie. Es wird ein unterhaltsamer Abend.


Thaung, Mateo, Ulrike,Sithi, Sokra, Edith

Wir verabreden uns für den Morgen auf eine Nudelsuppe und später machen wir noch einen Besuch bei


Stelzenhaus von Sokras Eltern: hier Küche












Sokra’s Eltern, deren ärmliches Stelzenhaus aus Holz inmitten neuer und mehrstöckiger Steinhäuser wie verloren und aus der Zeit gefallen scheint. Das Herz will eigentlich schreien!






 

Um 11 Uhr geht es dann los auf die etwa 7-8 Stunden lange und mühselige Fahrt nach Siem Reap, auf teilweise kilometerlangen Staubstraßen mit unfassbaren Schlaglöchern. Sokra ist ein vorsichtiger Fahrer und hat Erfahrung bei solchen Verhältnissen.

 





Unterwegs ein kleiner Halt in einem Dorf, in dem Buddhastatuen aus hartem Stein geschlagen werden. Hier werden unter bittersten Bedingungen Göttertatuen hergestellt. Ob dies dem Erdenmenschen Buddha gefallen hätte?

 






Bei einem kleinen Break für ein frisches Getränk verspeist Sokra mit sichtlichem Genuss drei „old dug eggs“. Wir sitzen mit offenem Mund dabei und wundern uns über die Begeisterung.


Bei Dunkelheit kommen wir schließlich etwas erschlagen im „Hello Cambodia Boutique Hotel“ an. Sokra fährt nach Hause zur Familie, die er schon einige Tage nicht gesehen hat, und bei uns reicht die Kraft gerade noch für ein Reis- und Nudelgericht und ein kleines Bier im fast leeren Rooftop Restaurant.

Mit Sokra um 8 Uhr zur Suppenküche und dann kaufen wir im „Welcome Center“ ein Eintagesticket für 37 Dollar, das 2 Tage gilt. Komischerweise.

Und wir fahren im schattigen Wald hinaus zu den Tempeln und machen heute eine Runde ( morgen bei besserem Licht besuchen wir Angkor Wat und den Bayon mit dem Lächeln der Khmer) mit Beginn am

- Südtor von Angkor Thom:








- Nordtor von Angkor Thom:





- Preah Khan:















- Ta Som:








 - Ta Phrom:











Am Abend besuchen wir Somaly und die Kinder. Und es wird ein turbulenter, ausgelassener Besuch.


Besuch in Sokras Haus




Sokvorleak und Sokvorlyma




Er beginnt zunächst mit einem würzigen Nudelgericht und einer frischen Obstplatte mit Ananas, Wassermelone und Jackfruit. Danach holt Somaly die jüngere Schwester und deren beiden Kindern mit dem Motorrad ab.

 






Als wir die ersten Geschenke auspacken, bricht bei den Kindern der Jubel aus. Und die Freude ist nicht etwa gespielt und richtig ansteckend. Alles wird erprobt. Sokvorleak verzweifelt beinahe beim Puzzlewürfel, versucht aber hartnäckig weiter, so lange, bis sie es tatsächlich schafft.

Als wir uns verabschieden, wollen die Kinder noch im Bus mitfahren und das Hotelzimmer ansehen. Eine lustige Fahrt durch das weihnachtliche Lichtermeer von Siem Reap. Keine Spur von Energiesparmodus.

Die kleine Sokvorlyma singt im Kauderwelschenglisch „Jingle Bells“ durch die unheilige und schneelose Nacht.

 

Siem Reap, 16. Dezember 2022

Nach einem französischen Frühstück mit Croissants und Cappuccino fahren wir nach Südosten zum Tonle Sap See.

Die Menschen, die am und im See leben, haben sich an die großen Wasserstandsschwankungen bestens angepasst. Sie leben in Hausbooten, auf hohen Stelzenhäusern oder haben ihre Häuser auf schwimmende Bambusplattformen gebaut.

 

Der Tonle Sap ist der größte und interessanteste Binnensee Südostasiens.

Bis März /April, am Ende der Trockenzeit, betreiben die Bewohner neben dem Fischfang im Uferbereich große Reisfelder, die dann vor der Regenzeit abgeerntet werden. Denn ab Mai/Juni, wenn die Regenzeit einsetzt, werden diese Gebiete allmählich überflutet. Zusätzlich zu den Regenfällen sorgt der Mekong dafür, dass er den Fluss Tonle mit seinen großen Wassermassen zurückdrängt, damit die Fließrichtung umkehrt und den Tonle Sap See um etwa das Dreifache anschwellen läßt. Zu Beginn der Trockenzeit im Oktober/November ziehen sich die Mekongwasser wieder zurück, damit kehrt sich die Fließrichtung wieder und das Niveau an den Ufern sinkt dann um 8 - 10 Meter. Die Bewohner, häufig Vietnamesen, haben ihr Leben auf diese außergewöhnlichen Bedingungen eingestellt.



 

Nach etwa 16 km biegen wir rechts auf eine rote Staubstraße ab, die parallel zu einem spärlich mit Wasser gefüllten Kanal verläuft. Nach wenigen Kilometeren erreichen wir das kleine Dorf Roluos mit einem lebendigen Markt.


 

Im Schwimmenden Dorf Kompong Phluk, das wir vom Kanal aus mit einem Boot erreichen, leben etwa 700 Familien.

Da jetzt im Dezember schon viel Wasser abgeflossen ist, wächst im Hinterland der grüne Reis und in den noch überschwemmten Zonen ragen manchmal Brücken- oder Straßenteile heraus.








Zunächst passieren wir einfache Bambushütten auf Pfählen mit Wellblechdächern, und als die Häuser dichter stehen, sieht man auch große Holzhäuser mit steilen Treppen und blumengeschmückten Balkonen und Veranden. In vielen dieser Häuser werden gerade die kleinen Fische aus den Netzen gerüttelt.

Der Fang der letzten Nacht. Da sie viel zu klein sind, werden sie zu Fischpaste verarbeitet - ganz wichtig in Kambodscha.




Bei der Vorbeifahrt nimmt man auch eine Pagode, eine Krankenstation und ein Restaurant wahr.








Am Ende des Dorfes beginnt ein überschwemmter Wald mit nur wenig Mangroven, der skurril und fast schon etwas mystsch geisterhaft anmutet.

Danach weitet sich der Kanal zu einem riesigen See, dessen Ufer nicht mehr zu erahnen sind.

 

Nach kleinem Lunch fahren wir hinaus nach Angkor und besuchen unseren Lieblingstempel „Bayon“.

 

Dies ist ein fantastischer Staatstempel im Zentrum der neu erbauten Stadt Angkor Thom, die der wohl mächtigste Khmerherrscher, Jayavarman VII., nach dem Sieg gegen die muslimischen Cham erbauen ließ. 250 Jahre lang war Angkor Thom die glänzende Hauptstadt des Khmer-Reiches.

Seine Vorgänger hingen alle dem hinduistischen Devaraja-Kult (Gottkönigtum) nach, dessen Einfluss zu jener Zeit allerdings schwand. Um seine Macht und die der Khmerherrscher wieder auf eine bessere Legitimationsbasis zu bringen, wechselte er zum Buddhismus und ließ behaupten, er, Jayavarman, sei eigentlich der Bodhisattva Lokeshvara - eine Inkarnation von Buddha.


Nähert man sich dem Bayon aus der Ferne, so wirkt er zunächst wie ein grauer Steinberg.



Kommt man näher, erkennt man an den Seiten der Türme zahllose große, lächelnde Steingesichter.


Das Lächeln der Khmer, mit dem sich wohl Jayavarman VII. selbst als milder Buddha darstellte.


Heute waren uns die Khmergötter nicht wohlgesonnen.

Die Sonne brannte erbarmungslos und überzog den Tempel mit gleißendem Licht. Obwohl wir von Westen starteten war dieses Lächeln zu Stein erstarrt und nur schwer zu erkennen. Hinzu kam, dass der eigentlich interessante Teil, die 2. und 3. Stufe für Besucher gesperrt war.

So stolperten wir schon bald ziemlich lustlos durch die Anlage und sehnten zusätzlich noch die Toiletten des Parkplatzes herbei.








 

Edith stattete danach noch einen halbherzigen Besuch dem großen Tempel Angkor Wat ab, der jedoch von zu vielen Besuchern immer wieder zugestellt wurde.

 




Viel gelungener später das Pizzaessen mit Sokra und Familie und die lustige und ausgelassene Busfahrt mit allen zu unserem Hotel.

Unser Hotel "Hello Cambodia Boutique" ist eigentlich ein nettes Hotel. Mit Pool und Restaurant auf der Dachterrasse. Alles sehr schön, auch die Aussicht.









Den Eigentümer oder Receptionist aber hat es nicht verdient.
Er ist ein eigentümlicher Mensch, aber auf keinen Fall besitzt er die Fähigkeit, ein Hotel zu führen und zu organisieren. Nach unserer Erfahrung kann er kaum sich selbst strukturieren.
Sokra hat ihn schon vor kurzem mit seinem Gast Rudi erlebt und hat uns im Vorfeld schon gewarnt, dass er vergesslich und unglaublich verwirrt sei. 
So läuft hier einiges schief und man würde ihm am liebsten die Arbeit abnehmen.
Aber das Hotel wird so in kürzester Zeit - leider - heruntergewirtschaftet sein.







Der Freitag war dem Shopping im „Senteurs D’Angkor“ und im „Psar Chas“, dem alten Markt im Zentrum von Siem Reap vorbehalten.










Außerdem besuchten wir die interessante Anlage der „Artisants D’Angkor“, wo man sonst alle Kunsthandwerker wie Stein- und Holzschnitzer, Silberverarbeitung, Seidenherstellung, Weben, Töpfern und Malwerkstatt beobachten konnte.

Durch die Covid-Krise mussten die vielen Handwerker entlassen werden, da sie nicht bezahlt werden konnten, und so waren nur die unfertigen Objekte zu betrachten und im Shop konnte man für sehr viel Geld die Produkte kaufen, was für Schwaben ein Ding der Unmöglichkeit ist. Edith erstand gerade mal 2 Paar Chopsticks aus Teak für 3 € das Paar.





Pailin, 19. Dezember 2022










Zum Schluss in Siem Reap noch eine Nudelsuppe in der besten Suppenküche der Stadt, wo man eher Beef oder Pork wählt, weil die Hühner ständig unter den Tischen und zwischen den Beinen durchflattern und gackern. Edith ist hin und weg.




Danach geht es nach Westen Richtung Thailand. In der Stadt Sisophon biegen wir nach Norden ab und kommen in eine Landschaft, in der Reis natürlich, aber auch Casava gepflanzt wird. Heute sind Höfe und Wege am Straßenrand mit Casava voll zum Trocknen ausgelegt.

Auf einer schnurgeraden Straße plötzlich eine Polizeisperre und wir werden auf die Seite gewunken. Nach kurzem Talk mit dem Uniformierten, der gemütlich im Klappsessel im Schatten eines Tamarindenbaumes sitzt, meldet Sokra: „Übergeschwindigkeit. 30 Dollar mit oder 10 Dollar ohne Quittung!“ Da ist sie wieder, die Kleinkorruption, wie wir sie schon bei den Grenzbeamten kennenlernen durften.

 

Etwa 60 km nördlich von Sisophon liegt das idyllische Dorf Banteay Chhmar (kein Tippfehler!), das bekannt geworden ist durch einen ziemlich zerstörten Tempelbau von Jayavarman VII., berühmt für seine unstillbare Bautätigkeit.







Vom Baustil ähnlich wie der Bayon in Angkor Thom mit vielen lächelnden Gesichtern an den Türmen, von denen nur wenige erhalten sind. Der Tempel ist seinem Sohn und vier Soldaten gewidmet, die in einem Kampf für den Prinzen ihr Leben gaben. Das Steinfeld ist enorm und man bewegt sich über Holzbrücken im Zentralkomplex.



Interessant das große Relief an der Außenmauer, das wieder einmal die große Seeschlacht gegen die Cham auf dem Tonle Sap darstellt und den 32-armigen Lokeshvara, den der Gottkönig gerne gewesen wäre.


An der Nordseite der Umfassungsmauer wird gearbeitet und mit Kran schwere Steine versetzt oder ausgetauscht.
Sichtbar wird dabei das hiesige Arbeitsprinzip. Zwei Männer arbeiten, 10 schauen zu.

 

Nach einem Reisgericht im Dorf fahren wir in 2-3 Stunden nach Battambang, unser nächstes Reiseziel.




Da es schon dunkel ist, checken wir nur kurz im einfachen „Por chey Guesthouse“ ein, duschen und lassen uns mit TukTuk zum White Rose Restaurant in die Stadt bringen.


 








Die beste Suppe mit Beef, Meatballs und Dumpling in der proppenvollen chinesischen Suppenküche am Morgen und wir fahren mit besten Mountainbikes am Sangker Fluss durch die Dörfer.





An einer ärmlichen Hütte stehen Gitter mit Reispapier zum Trocknen in der Sonne. Wir lassen uns von der Familie die Herstellung zeigen und Edith fertigt einige ganz passable Exemplare an.



 






An der buddhistischen Pagode des Wat Ek Phnom mit den vielen Säulen machen wir wieder Halt und bekommen von den Frauen mit dem Lachen der Khmer am Getränke- und Essensstand die nussähnlichen Kerne des Lotus Samenstands zum Probieren - in rohem und gekochten Zustand. Ausserdem zeigen sie uns wie der Holzapfel zu knacken und zu essen ist. Er schmeckt seltsam.




Hinter dem Wat auf einer kleinen Anhöhe erhebt sich die Ruine eines hinduistischen Tempels aus dem Jahr 1027, aus Laterit und Sandstein errichtet.


Nur wenige Schritte daneben sitzt ein etwa 20 m hoher Buddha - aus Stein - und lächelt ebenfalls milde.

Durch viele Dörfer am gewundenen Kanal geht nun die Fahrt und wir erhaschen kleine Blicke in die einfache Idylle und das kleine Glück abseits des großen Geldes.










Wie schon Jahre zuvor bringt Sokra uns ins Dorf Preak Kochrain, wo unter ungeheuerlichen Schmutzbedingungen fermentierte Fischpaste, das „Prahok“ hergestellt wird. Meine Augen verweigern die übergenauen Blicke.







Das Schlachten und zerkleinern der Fische auf dem sandigschmutzigen Boden, der Transport in nie gereinigten Gitterkörben, die Verarbeitung der Paste ohne jegliche Hygieneregel, die Lagerung der Paste in verrosteten Salzfässern - man muss es nicht gesehen haben. Wenigstens nicht ein zweites Mal. Oder macht das den speziellen Geschmack der Fischpaste aus?

Etwas ausgepowert gönnen wir uns später im „White Rose“ einen Mango- und Sauerfruchtshake.









Deutlich vor Sonnenuntergang müssen wir am Phnom Sampeau sein. Nicht wegen der Pagoden auf dem Hügel, auch nicht wegen der „Killing Caves“ der Roten Khmer. Die eigentliche Attraktion, wegen der an dieser Stelle Hunderte warten, ist ein Spektakel vor Sonnenuntergang. Mehrere Millionen kleiner Fledermäuse verlassen in einem dichten Strom eine Höhle im Berg und fliegen im Formationsflug bis zum Tonle Sap. Dieses unfassbare Schauspiel dauert etwa eine halbe Stunde, bis endlich die letzten Langweiler die Höhle verlassen haben. Eine logistische Meisterleistung. Von wem?
Zumindest ist es für viele TukTukfahrer und Bier- und Snackverkäufer ein garantiertes tägliches Einkommen durch das tierische Spektakel.


Am heutigen Montag fuhren wir nach Pailin, nahe der thailändischen Grenze, um morgen über Chantaburi und trat die Insel Koh Chang zu erreichen.

Auf der Fahrt hierher sehen wir große Casava-, Maisfelder, aber auch jede Menge Obstplantagen, wie Mango-, Cashew-,Longanbäume und Drachenfruchtpflanzen.


Durch seine Nähe zu Thailand war diese Gegend und die Stadt zum Rückzugsgebiet für die Roten Khmer geworden. Der Handel mit Edelsteinen, Drogen- und Waffengeschäfte mit Thailand hielt die Splitterarmee auch noch kurz nach dem Tod von Pol Pot im Jahr 1998 am Leben.

Aktuell bedeutet die Nähe zu Thailand, dass genau an der Grenze vielstöckige, glitzernde und luxuriöse Casinos mit angeschlossenen Hotels und Restaurants zum Himmel ragen, sich schön nebeneinander überbietend . In Thailand verboten, findet hier der Thai sein Glück oder Unglück bei allen Arten des Glücksspiels - ein Las Vegas wie an vielen Grenzorten zu Thailand.


Unser „Pailin Ruby Guest House“ beherbergt außer uns noch unzählige Schwärme von Salangal (Seeschwalben), deren Nester für unglaublich viel Geld vor allem an reiche Chinesen verkauft werden können.

Das Gekreische vom Band, womit die kleinen Tierchen angelockt werden sollen, ist auf die Dauer nur schwer zu ertragen.

Ebenso grölt seit geraumer Zeit ein Lautsprecher chinesisch anmutende Gesänge überlaut und verzerrt über die Stadt. Ruhe finden wir erst in der Hängematte der  Bambuslounge am Flussufer. Und zum Lunch, heute gibt es Froschragout und Salat mit grünen Bohnen und Fischhaut!

Später ein gemeinsames Abendessen und morgen früh nehmen wir Abschied von Sokra.
Er wird uns noch an die Grenze bringen und dann wieder die etwa 200 km nach Hause fahren.

Bei uns geht es nach den Grenzformalitäten mit dem Minivan nach Chantaburi und von dort umsteigen in einen Bus, der uns ans Pier bringt, Fähre sodann auf die Insel Koh Chang und ins Gästehaus mit dem Songthaew.

Eine längere Fahrt mit eventuell viel Wartezeit ist möglcih.

 

Insel Koh Chang, Kai Bae Beach - Thailand, 22. Dezember 2022

 

Wir sind auf der Insel.
Koh Chang an der Ostküste von Thailand.

Der Name bedeutet Elefanteninsel, ist lange Zeit militärisches Sperrgebiet gewesen und wurde erst in den 90iger Jahren für den Tourismus freigegeben. Die Insel ist an der Westküste mit vielen Sandstränden gesegnet und der Regenwald im bergigen Inselinneren zählt zu den best erhaltenen in ganz Südostasien.

Mehrmals bei unseren Reisen waren wir am Klong Prao Beach mit den Mangroven Lagunen, aber dieses Mal konnten wir das „Blue Lagoon Resort“ leider nicht buchen. Die Alternative fanden wir am Nachbarstrand Kai Bae.

Allerdings liegt das „The Stage“direkt an der Inselstraße mit Geschäften, Anlagen, Restaurants und Bars, hat zwar einen Pool, aber leider keinen Strand. Zu dem müssen wir einen kleinen Fußmarsch hinlegen, um mehrere schöne, sehr naturbelassene, aber schmale Strände zu erreichen. Mal sehen, wie breit sie bei Ebbe und Flut sind.

 

Übrigens: Die Fahrt heute vom Pailin der Roten Khmer und der Thai-Casinos hier auf die Insel war anders als gedacht.




Nach der schon obligaten Nudelsuppe brachte uns Sokra direkt an die Grenze bei Psar Prum, wir verabschiedeten uns und schlappten mit unseren Koffern zur Immigration für den Ausreisestempel, was zu unserem Erstaunen problemlos gelang.

Rüber also zur thailändischen Seite und auch dort bekamen wir schnell und ohne große Wartezeit den Einreisestempel.

Jetzt aber begann das Problem. Im „Loose“ stand: “...auf thaländischer Seite fahren Minibusse nach Chantaburi und von dort zum Fährhafen bei Trat.“ Die Infos bei Loose sind meist sehr zutreffend. In diesem Fall aber hat Loose versagt.

Keine Minibusse nach Chantaburi. Nirgendwo auf dem großen Platz nach der Grenze, nur welche für jede Menge Casinobesucher nach Pattaya oder Bangkok.

Schweren Herzens mussten wir also ein Taxi nehmen, von denen es natürlich jede Menge gab, aber eben alle sehr teuer.

Bevor wir eines bestiegen, handelten wir den Preis von 3000 auf 2000 Baht (etwa 58 €) herunter. Dann ging es so bequem - wie wir es bisher auf der Reise noch nicht erlebt haben, außer natürlich bei Sokra!!! - und auf leisen Sohlen, den thailändischen Straßen sei es gedankt, in 2 Stunden an das Pier. In Thailand fällt auf, dass es hier weniger Müllprobleme durch herumliegenden Plastikmüll gibt - im Gegensatz zu Kambodscha wo überall mal der Plastikmüll verbrannt wurde oder einfach so in der Gegend herumlag. Thailand ist sauberer, vor jedem Haus steht ein großer Müllbehälter und wenig fährt einfach so rum.

 

Kurze Wartezeit am Pier und ab auf die Fähre zur Insel, die man vom Kai aus schon sehen kann.

An der Anlegestelle warten Songthaews (Sammeltaxis) und hier hatte Loose wieder recht. Nur, als wir bei ihnen ankamen, war das letzte Sammeltaxi voll losgefahren. Wir mussten jetzt etwa 20 Minuten mit einem jungen russischen Paar auf die nächste Fähre und weitere Mitfahrer warten. Denn für wenig Geld fahren sie nur bei 10 Personen und allein kostet die Fahrt eben das 10fache. Wir warteten. Schon viel zu viel für die Fahrt ausgegeben.

Dass der junge Mann sich als Russe zu erkennen gab, war ihm sichtlich peinlich und er beantwortete unsere womöglich nächste Frage von selbst. Sie hätten Russland verlassen und würden jetzt einen Monat auf Koh Chang bleiben. Ob sie dann nach Russland zurückkehren würden, war unsere nächste Frage und die Antwort kam schnell:“Schwierige Zeiten. Wir werden vielleicht nach Neuseeland reisen und dort nach Arbeit suchen.“
Dieses Paar war nicht das einzige. An der kambodschanischen Grenze trafen wir schon einige Russen offensichtlich mit Geld, denn sie reisten von Pattaya hierher in einem teuren Casino-Paket (Fahrt, Hotel, Casinoaufenthalt). Ob mit mehr Geld wie vorher hat er uns nicht verraten. Aber allein schon der Gedanke, von Pattaya nach Kambodscha nur wegen des Geldspiels zu fahren, erschien uns schon absurd.

Um 9 Uhr etwa hatten wir uns an der Grenze von Sokra verabschiedet und um 13:30 Uhr bezogen wir das Zimmer im „The Stage“ (was für ein Name hier im Urlaubsgebiet). Sokra meldete sich siegessicher kurz nach 14 Uhr von zu Hause und war baff, dass wir schneller am Ziel waren.


 




Unsere Gefühle beim Einchecken waren sehr zwiespältig.

Die Lage direkt an der Straße versprach wenig Idylle. Aber die Bungalows waren sehr geräumig und stylisch chic mit schönem Badezimmer. Davor ein kleiner Pool und natürlich viel tropische Pflanzen im Hintergrund.










Hier war ein kleiner Fußmarsch nötig und freie Liegen zu finden, war trotz der geringen Anzahl an Touristen nicht einfach. Na gut, der Mensch gewöhnt sich an alles.






Der Sonnenuntergang und der feinsandige Strand mit seinen vielen alten, knorrigen Bäumen macht aber schon Eindruck.






Und wenn du tatsächlich eine Strandliege gefunden hast und unter dem Dach eines großen indischen Mandelbaumes auf das Meer hinausschaust, dann ist die Welt wieder in Ordnung. Und dann on Top noch der Sonnenuntergang.









Was uns in den beiden Tagen seit wir auf der Insel sind aufgefallen ist, dass hier viel junge Russen mit und ohne Freundin, offensichtlich nicht mit wenig Geld augestattet, sich in den Bungalows eingemietet haben. Man trifft sie hier häufig und seit wir mit einigen gesprochen haben, ist unser Blick geschärft oder manipuliert. Jeder junge Russe ist für uns nun vor der Teilmobilmachung im Sommer geflüchtet.

Dass sie sich an bestimmten Orten zusammenfinden, passt ins Bild.
Ob es wirklich so ist. Wir fänden es nicht schlecht.

Wir haben gegoogelt: Im Juli und August sind laut westlicher Medien Hunderttausende geflüchtet. Nach Thailand zu flüchten, war nicht die schlechteste Idee.



Ein ganzer Tag am Meer.

Am Donnerstag früh fuhren wir mit dem Songthaew zu unserem Lieblingsstrand Klong Prao, an dem wir schon mehrmals waren. Dazu muss man auf einem Weg durch das „Blue Lagoon Resort“ hindurch. Hier waren wir schon einige Male dort und wollten auch dieses Mal buchen, was nicht gelang.

Als wir näher kamen, traf uns fast der Schlag. Das Gelande war unaufgeräumt, die Gebäude verwahrlost, überall lag Holzschrott, die Plattformen des Restaurants an der Lagune abbruchreif, die Holzdielen waren morsch, lose und löchrig, ebenso der Steg zur Pontonbrücke, die abenteuerlich zu überqueren war. Natürlich, das Resort war geschlossen, hat wohl die 3 Jahre Corona nicht überstanden.





Schon etwas traurig kamen wir vorne am Strand bei Lins Restaurant an und konnten aufatmen.

Alles wie gewohnt und sie haben die touristenlose Zeit für viele Reparaturen und Verschönerungen genutzt.










Der Blick auf das Meer, auf die alten schattenspendenden Bäume wie Tamarisken, Kasuarinen, Indischer Mandelbaum und verschiedene Palmen löste bei uns Glücksgefühle aus. Auch war der Strand am Morgen fast leer. Erst nach Mittagszeit füllte er sich etwas und die meisten Liegen waren belegt.


 


Mangoshake und Nudelsuppe waren obligatorisch, ebenso eine Thai-Massage vom Meister persönlich.


Bei unserem kleinen Strandspaziergang sahen wir einige Ruinen einfacher Strandlokale und gerade provisorisch erbaute Grillstationen. Die Covidkrise hat auch hier gewütet. Leider immer beim kleinen Geld. Die großen Resorts daneben strahlten im Glanz wie eh und jeh.


Unser Thai-Stammlokal ganz in der Nähe mit sehr geschmackvollen Thaigerichten


Insel Koh Chang - Kai Bae Beach, 26. Dezember 2565 (im Jahr des Buddha)

Heute waren wir am „Blue Lagoon“ ein zweites Mal geschockt.















An der Lagune angekommen, mussten wir feststellen, dass sowohl die Restaurant-Plattformen als auch die Stege von der heutigen Flut überschwemmt waren. Wir wateten also knöcheltief auf den löchrigen und wackligen Holzplanken. An der Pontonbrücke mussten wir gar an den Verbindungsteilen hochklettern, so hoch der Wasserspiegel. Ähnliches Bild am Strand. Die Holzliegen standen sämtlich im Wasser und wir mussten erst ein trockenes Plätzchen in der Sonne finden, bevor wir uns der Morgensonne und dem Meer ausliefern konnten. Am Morgen ist das Wasser tief und der Strand kürzer.






Im Laufe des Nachmittags ändert sich das dann durch die Ebbe. Aber an unserer Lieblingsstelle ist trotzdem alles superschön und wir geniessen in vollen Zügen.











Am späten Nachmittag zum Sonnenuntergang wird die Crew von dem kleinen und einfachen Restaurant aktiv und richtet an dem nun breiten Sandstrand Lichtmasten, Tische und Stühle für das Sonnenuntergangsdinner.





Wow, heute ein wolkenloser Himmel mit Sonnenuntergang und wir sind live dabei und beim Essen natürlich auch! Spät taumeln wir im Romantikrausch nach Haus bzw. zurück in unseren Bungalow.

„Same, same, but different“, Benjamin Prüfers verfilmte Titel passt auch zum heutigen Tag.
Es ist Weihnachten, Heiliger Abend.
Für uns ein ganz normaler Tag mit Sonne und Meer.

Am Strand irgendwann dasselbe Bild wie gestern: Bei unserer Ankunft war alles wie immer. Wir stellen die Strandliegen aus den Schattenplätzen an die höchste Stelle des Strandes in die Sonne.




Das „unendliche Meer, die ewiglich und immerdar wiederkehrenden Wellen, das ewige Plätschern oder Rauschen, der Rhythmus der Ewigkeit“, - wie so mancher Dichter schon am Meer dichtete - den man bei geschlossenen Augen wahrnimmt, änderte sich minütlich. Zunächst wurde das Plätschern tatsächlich zum Rauschen und steigerte sich zu einem gefährlicheren Rollen, Grollen und Fauchen und dann starkes Klatschen von links nach rechts, wieder und wieder, jetzt schwappte das Meer über den Rand, in Rinnsalen zuerst, langsam, dann immer intensiver und füllte so allmählich die Kule oder Wanne hinter unseren Liegen, wo jetzt ein Tümpel entstand, der anschwoll und gefährlich nahe an unsre Liegen herankam. Waren sie nicht ins Trockene gerettet worden, standen jetzt Tischchen und Liegen in einem schmoddrigen See.

Auch wir gaben auf und zogen uns ins sichere Terrain unter den Bäumen zurück. Diese Änderung wurde von allen hingenommen und auch bestaunt. Die Flut bei Neumond ...ahhaa.


 



Ein gewitzter Techniker kam auf die Idee, an geeigneter Stelle eine Rinne in den Sand zu graben und so floss das stehende Wasser langsam aus der Kule ab, - und das Meer zog sich nach dieser eindeutigen Niederlage wieder langsam zurück. Eigentlich wäre ihm ein Applaus von allen gegönnt.

Danach war alles „same, same“.

Sonnenanbeten, lesen, abkühlen im Meer, Mango Shake, lesen, schwätzen, im Smartphone daddeln, schlafen, vegetable with Cashew and rice, Sticky rice mit Mango, lesen, usw. bis zum frühen Abend.







Der Sonnenuntergang wollte heute auch nicht spektakulär sein und so sind wir mit dem Songthaew zurück, duschen, und ins local Restaurant, Chicken Tempura, Deep fried Snapper mit Knoblauch und Pfeffer und mixed Vegetable, Bier.

Das Ganze gemütlich und ein Tag am Meer as usual ...

Heute, am 1. Weihnachtsfeiertag, der hier natürlich nicht zu spüren ist. mal die große Abwechslung.

Wir spazieren an den Strand von Kai Bae.








Aber bei Flut bleibt vom Strand kaum was übrig, wir müssen waghalsige Wege in Kauf nehmen, bis wir am Cliff Resort ein Plätzchen finden. Dabei passieren wir einige Hotels, die wohl durch Covid aufgegeben wurden und jetzt gehörig vor sich hingammeln.











Das Cliff Resort ist neu und scheint überwiegend von jungen russischen Familien frequentiert und eine kleine Minderheit kommt aus Skandinavien. Wir mitten drin. Verständnislos.

Überhaupt die zwiespältigen Gefühle, wenn wir russische Sprache hören. Tschechisch klingt ähnlich, hat jedoch eine andere Melodie. Dabei entspannen wir, wenn wir das russisch als tschechisch erkennen.


 

Am Abend machen wir den Fehler, beim local Thairestaurant Spaghetti Carbonara zu bestellen. Sie haben keine Kochsahne und nehmen daher süße Kondensmilch!

Reicht die Vorstellung für das Desaster aus? Geschmacksverwirrung!

Zweiter Fehler: bestelle beim Thai nie Salat. Du wirst einfach nicht glücklich. So war es auch heute.

Merke: Esse beim Thai Thaigerichte, die sind lecker und die kann die Köchin auch. Spaghetti esse beim Italiener. Basta!

Nach unserem Fehlgriff bestellten am Nebentisch Deutsche einen Gin Tonic - Fehler. Zweiter Fehler: Sie bestellten auch Spaghetti. Bevor diese kamen, waren wir schon weg.

Buddha sei es gedankt.

Apropos Fehler, unser Bungalow ist super und alles ist gut darin.

Aber die Wortlosigkeit, schon beim Frühstück (das besteht ganz modern aus einem Sandwich im Karton und etwas Obst im Karton, Kaffee im Pappbecher und Ei gekocht ganz ohne Verkleidung - und natürlich isst das auch jeder für sich, nicht etwa an einem Frühstücksplatz - richtig modern halt - schmeckt komisch und es bleibt viel Müll - und geschwätzt hat man auch nicht!) ist modern, ein Sawadi khaaaa und das wars und auch mit den Mitbewohnern gibt es keine Dialoge, ein Good Morning höchstens und fertig, das sind wir so eigentlich nicht gewohnt. Das ist der Unterschied zu Langzeitreisenden, da schwätzt man gerne mal über Gottunddiewelt, hier Kurzurlauber, da pflegt man lieber das westliche Aneinandervorbeischauen ohne Text. Wahrscheinlich modern eben.

Gut unsere Reise geht bald zu Ende, also ein langsames fadeout aus der asiatischen Welt.

Wo dich jeder anlächelt und mit einem fast unterwürfigen „Wai“ begrüßt. Überhaupt lachen die Menschen hier sehr viel und man hat das Gefühl, alle sind sich nahe, auch wenn sie sich noch nicht so kennen.

Wahrscheinlich ist das etwas rosarot gesehen. Aber die Zeit mit Sokra hat auch gezeigt, er redet mit allen Menschen sofort, auch wenn er sie noch nie gesehen hat. Und sie reden so, als wären sie gute Freunde. Schon schön!

 


























Am letzten Tag waren wir früher unterwegs. Die Frühstückskartons nahmen wir an den Strand mit und dadurch war der Weg zum Strand noch trocken.








Am Abend aßen wir ohne Sonnenuntergang zum Abschied nochmals am Strand.

 

Da es jedoch etwas kühler wurde mit der Dunkelheit, fuhren wir schon bald danach zurück.

Morgen geht es früh mit der Fähre und anschließend mit dem Minivan direkt in die KaoSan Road von Bangkok, in unser Viertel Banglampoo.


Bangkok, 28. Dezember 2022

Die letzten Stunden in Bangkok, Viertel Banglampoo am Mae Nam Chao Phraya.


Inzwischen ist die Gegend im Gegensatz zu vor 6 Wochen wieder belebter. Mehr Verpflegungs- und Souvenirstände überall.



Das Publikum hat sich gegenüber den vielen Jahren vorher jedoch gewechselt. Es sucht heute die Party, die bierseeligen Events, das kurze Abenteuer. Man sieht weniger Backpacker, fast keine bis keine Dreadlocks.

Langzeitreisende, diese Spezies wird kaum noch gesichtet. Wie wir sie nötig haben! Menschen, die offen sind für das Andere, das Fremde.

Dafür jene, die im kurzen Urlaub maximalen Spaß suchen, etwa im mallorcinischen Sinne. Und wehe, etwas ist nicht so wie man es gewohnt ist von zu Hause. Geht ja gar nicht.

Genau diese Gattung mussten wir auf der Fahrt im Minibus von der Insel hierher einen ganzen Tag aushalten. Tortur!

Man muss schon sagen, manchmal ist es ein Segen, wenn man die fremden Sprachen um einen herum nicht versteht. In den ersten Minuten versucht man ja noch der Unterhaltung zu folgen, gibt das Vorhaben je nach Sprache schnell oder schneller auf und konzentriert sich auf die wesentlichen Dinge der Fahrt.

Heute keine Chance, dem Unheil auszuweichen. Noch auf der Insel nämlich stiegen zwei hübsche deutsche Mädels im zarten Alter von Anfang zwanzig zu. Schon bei den ersten Sätzen der beiden spitzten sich meine Ohren ganz von selbst. Der einen gefiel die Fahrweise des Fahrers nicht (kommen wir später darauf zurück), der anderen war die Klima zu stark, dann wollte die eine nur am Fenster sitzen und die andere fand es blöd, warum der Fahrer an vielen Stellen hielt, um neue Fahrgäste abzuholen oder die Tickets gegen Geld einzutauschen. Und dies immer in perfekt deutschem Gemecker.

Der Höhepunkt war dann erreicht, als am Festland ein weiterer junger Deutscher zustieg.

Es dauerte nicht lange und die drei erzählten sich begeistert und mit Hallo die vielen Inselgeschichten der letzten zwei oder drei Wochen. Wer mit wem und warum nicht. Und dabei wimmelte es nur so von Superlativen. Ganz Alltägliches wie das Motorradfahren oder das Baden im Meer war natürlich krass, oberkrass oder geil, manchmal sogar megageil oder einfach nur cool.

Nach kurzer Zeit hatte ich den unbändigen Wunsch, mir meine Stöpsel in die Ohren zu stopfen.

Das Zeichen wäre aber zu megakrass gewesen und so habe ich verzichtet.

Nun zur Fahrweise unseres hektischen Hell-Drivers.

Er ist die Hektik in Person, nicht nur beim Fahren. Alles was er tut, ist fahrig, hektisch. Dabei lacht er viel und ist ein herzlicher Mensch, der es allen recht machen will. Mit ruckartigen flinken Bewegungen und kleinen stakkadoartigen Trippelschritten geschieht bei ihm alles in höllischem Tempo. In den engen Straßen der Insel und vom Pier zum Highway trieb er seine Karosse beim Überholen zu Höchstleistungen an. Und er schien irgendwie gezwungen, das Auto vor ihm zu überholen, auch wenn es überhaupt keinen Sinn machte, weil er kurz danach abbog. Tempo und Überholen war seine Leidenschaft, so schien es.

Und dabei war er ein überaus gutmütiger Mensch, wie es sich später herausstellte.

Auf dem Highway mit 4 Spuren entpuppte er sich zwar weiterhin als schneller, aber auch umsichtiger Fahrer. Manche Rotphase oder Schlange umkurvte er mit Raffinesse und Weitblick - nicht ganz den Regeln entsprechend, aber effektiv.

Später dann schon in den Außenbezirken von Bangkok entfaltete er sein ganzes Können. Es war nämlich Rushhour.

Und wer schon mal zu solchen Zeiten in Bangkok unterwegs war, kann einige Horror-Geschichten erzählen. Wir fuhren an diverse lange Staus heran. Er hatte immer eine Idee, wie er zu umfahren ist. Und sei es, indem er eine dritte, vierte Spur eröffnete oder auf der Standspur vorbeifuhr. Gehalten hat er eigentlich nur an Ampeln.

Ich möchte behaupten, ohne seinen Fahrstil hätten wir mindestens zwei Stunden mehr bis Banglampoo gebraucht. Unserem eigentlichen Ziel.

Übrigens das Ticket, das wir gekauft hatten hieß Koh Chang - Kao San Road und so hatten wir es auch schon einmal erlebt, dass in dem Bus alle an der Kao San Road ausgeladen wurden. Heute jedoch nicht!

Der junge Deutsche musste nämlich zum Flughafen in Bangkok, lag eigentlich auch auf dem Weg. Allerdings gehörte zu unserer Busgemeinde noch ein älteres französisches Paar und das fragte nun, da ihr Hotel in Flughafennähe sei, ob er sie nicht zu ihrem Hotel fahren könnte.Tat er.

Bei der langen Verhandlung in Zeichensprache fiel dann den Mädels ein, dass er sie vielleicht auch in ihr Hotel ganz in der Nähe der Kaosan Road fahren könnte. Aber der Franzose hat sie zunächst abgewimmelt unter dem Motto, wir waren zuerst da. Offensichtlich war der Fahrer für ein kleines Zubrot bereit - wir durchkreuzten ein paar enge Seitenstraßen, kehrten um, zurück in die andere Richtung - und tatsächlich fand unser hektischer Held das Hotel. Es dauerte mehr als eine halbe Stunde, bis wir dann den Flughafen das zweite Mal sahen. Den Mädels fiel dann wieder ein, dass man sie auch zum Hotel bringen könnte und ein älterer Fahrgast ungenauer Herkunft wollte auch den Service des Hotelshuttles nutzen.

Wir schauten uns an und stellten fest, dass wir nie auf diese verwegene Frage gekommen wären. Warum wurden eigentlich nicht wir gefragt, ob wir damit einverstanden sind, auf diese Art und Weise Bangkok kennenzulernen?

Wir richteten also die leicht genervte Frage an den Fahrer, ob er nicht zuerst in die Kao San Road fahren könnte. Das Ergebnis sah dann so aus, dass der ältere Passagier an der Autobahn in ein angerufenes Taxi verfrachtet wurde, nachdem er spektakulär den Highway mit seinem Koffer im Zickzacklaufschritt überfliegen musste.

In Bangkok war inzwischen die Sonne untergegangen und Superstauzeit, aber wie schon gesagt, unser Fahrer brauste linksrechts zwischen stauenden Autos, zuerst zur Bushaltestelle für eine nette Thai und ein die ganze Fahrt über zugestöpselter junger Mann (der hatte verstanden) mit Maske, der die ganze Zeit im Off zu sein schien, wurde am Bahnhof rausgelassen und dann, man glaubt es kaum KAOSANROAD, wo wir uns von den netten Mädels und dem netten Fahrer verabschiedeten um 18.30 Uhr...die vorgebene Zeit war 5 1/2 Stunden - um 9.40 Uhr krass gestartet - hätten wir es bei diesem Fahrer megakrass in 4 Stunden schaffen können. Echt krass oder?




Der letzte Tag in Bangkok ist ausgefüllt mit etwas bummeln und shoppen, die Fahrt zum Airport Suvarnabhumi um 5:00 Uhr am nächsten Morgen organisieren, vielleicht am Dachterrassen-Pool etwas ausruhen und sicher etwas essen und trinken. Wenn uns danach ist, lassen wir am Wat Indraviharn (dem 32 m hohen "Stehenden Buddha") noch einige Vögel frei.



Am 29.12.  um 8:05 steigt die Maschine der Quatar Airways QR 831 in den Himmel und bringt uns mit einer kleinen Zwischenlandung in Doha in 16:40 Stunden nach Frankfurt.




Blicke aus der Maschine auf die Wüstenstadt Doha, das ehrgeizige "Gateway to the world"

Über den Wolken...übrigens Reinhard Mey ist gerade 80 geworden.