Meine Webseite

Bangkok - Stadt der Engel

Bangkok, 5. November 2019

Der Turkish Airlines-Flug mit Zwischenlandung auf König Erdogans Weltflughafen in Istanbul war lang und angenehm und mit der Landung hier in Bangkok, der "Stadt der inzwischen uniformierten Engel" (seit dem Putsch des Militärs im Mai 2014 herrscht in Thailand unter General Prayut Chan-o-cha ein Militärregime nach dem Motto „Ruhe und Ordnung“ - immerhin schon mehr als 5 Jahre, in denen Parlamentswahlen mehrfach verschoben wurden.), beginnt unsere Besuchsreise durch Teile von Südostasien oder - wie manche noch sagen - "Hinterindien".
Der Flug war mühsam. Zu enge Sitzreihen, schlechte Filme, an Schlaf war nie zu denken und so verging die viele Zeit eben nicht wie im Schlaf.



















Man sehnte das Aufgehen der Sonne herbei.




In etwa 12 Flugstunden haben wir die Welten gewechselt.

Von der Zivilisation - wie viele meinen - in die Armutsregionen, die man am besten ignorieren sollte.

Das Königreich Thailand gehört zwar eher nicht mehr dazu. Nicht nur im Lebensstandard hat man dort in den letzten Jahren - zumindest in den Städten und wohlhabenden Regionen - zugelegt und in manchen Bereichen wurde der Westen auch schon überholt. Hinzu kommt der Wertzuwachs des thailändischen Bahts (Vor Jahren 1 € = 50 Baht, heute 1 € = 33 Baht).

Kambodscha und Laos allerdings gehören nicht zu den aufstrebenden Ländern in Asien. Beide werden ökonomisch ausgenutzt und ausgebeutet. Kambodscha von China, Vietnam und diversen Weltkonzernen (vor allem aus der Textilindustrie, da es durch die vielen Kriege der letzten 40 Jahre einen Frauenüberschuss und damit äußerst günstige Näherinnen gibt - mit einem Monatslohn von etwa 100 USD). Laos wird überwiegend von China dominiert und Rohstoffe, Holz und Wasserenergie aus dem Land geholt .

Aber der Reihe nach. Nun sind wir zunächst für 2 Tage in Thailand. Und die Geschichte der thailändischen Monarchie ist ungewöhnlich bizarr.
„Am 13.10.2016 ist Seine Majestät König Bhumibol Adulyadej nach langem Krankenhausaufenthalt in Bangkok im Alter von 88 Jahren gestorben.“
Diese Nachricht lähmte damals das Land und versetzte es lange Zeit in große Trauer. Das Thaivolk trug aus Respekt fast ein Jahr lang schwarz.

Inzwischen ist der ungeliebte Sohn Maha Vajiralongkorn oder Rama X., der etxtravagante Schwerenöter und Playboy auf dem Thron des thailändischen Könighauses. Er ist in vierter Ehe verheiratet. Aus früheren Beziehungen in seiner Zeit als Thronfolger hat er offiziell sieben Kinder. Seine Freundin Suthida nahm er erst wenige Tage vor seiner Krönung im Mai 2019 zur Ehefrau und machte sie zur Königin.



Kurz darauf erhob er die 34 Jahre alte Sineenat Wongvajirapakdi
- ursprünglich Krankenschwester und seine Leibwächterin - zur Geliebten und offiziellen Konkubine. Die beiden hielten sich davor und danach oft in Bayern auf, wo der König am Starnberger See eine Villa hat.

Die Fotos aus Bayern, wo Maha Vajiralongkorn manchmal in recht knapper Kleidung unterwegs ist, kennen viele Thais aus den sozialen Netzwerken – zumindest in Bangkok. Die privaten Dinge halten den König aber nicht davon ab, auf die Politik Einfluss zu nehmen. Seit Übernahme des Throns 2016, nach dem Tod seines Vaters, lässt er an seinem Machtwillen keinen Zweifel. Manche Experten sind der Meinung, dass sich Thailand zurück in Richtung absolute Monarchie bewege.

Kurz vor unserem Abflug nach Bangkok nun, am 21.10.2019, dann die Überraschung in Thailands Königshaus:

König Maha Vajiralongkorn (67) hat seine offizielle Geliebte aus dem Palast verstoßen. Der 34 Jahre alten Sineenat Wongvajirapakdi wurden an diesem Tag plötzlich alle königlichen und militärischen Titel entzogen. Damit verlor sie auch den Rang einer Königlich-Adeligen Gemahlin, der nur äußerst selten vergeben wird.

Zustände wie im alten Königreich Siam. Damals war es für Monarchen nicht unüblich, neben der Gattin eine zweite Frau zu haben – oder natürlich noch mehr.

Möglicherweise wird das Thaivolk durch diesen neuen König noch mehr gespalten, als es durch die sozialen Spannungen eh schon ist. Diese sind zwar durch die üblichen Maßnahmen diktatorischer Regime - Opposition ist nicht möglich, ein großer Teil der zuletzt regierenden Partei wurde verhaftet, befindet sich im Undergrund oder im Exil, kritische Medien werden kontrolliert - im Augenblick überdeckt.

Noch herrscht Friedhofsruhe im Land.

Auf unserer Fahrt mit dem Airportbus vom Flughafen ins Zentrum fiel die Präsenz strammer Uniformen auf. Vor allem als wir die königlichen Dusit Gärten und den Chitralada-Palast (der aktuelle Königspalast) passierten, sahen wir ein Überaufgebot an Soldaten und königlichem Pomp.

Dennoch fühlen wir uns wohl.


Banglampoo, das Travellerviertel am Maenam Chao Phraya, rings um das gemütliche Wat "Chai Chana Songkhram" weckt beinahe Heimatgefühle. Es ist ein Gefühl des Ankommens. Wir genießen den entspannten Trubel in der Soi Rambuttri.



Nach einem großen und teuren Chang-Bier fallen wir im Lamphuhouse sofort in einen traumlosen Tiefschlaf.

Danach auch nicht mehr viel.
Erst die Händler- oder Massagegasse,



ein kleiner Spaziergang durch die unerhörte Stille des Wats, in dessen Viharn gerade Mönche und Novizen ihre Abendandacht hielten,



































ein Thaigericht mit einem großen Chang und zum Schluss noch ein leckeres Roti mit Banane, Ei und Honig.




In der „Stadt der Engel“ dampft schon am Vormittag die Hitze vom Asphalt. Gut, dass wir eine Klongfahrt gebucht haben. Auf dem Wasser ist die Hitze besser zu ertragen.


 

 

Von der Pinklao Bridge in der Nähe vom Lamphuhouse startet unser Longtailboot im breiten „Maenam Chao Phraya“ bei heftigem Wellengang, biegt dann ab in den ersten Klong „Bangkok Noi „bei Thonburi.




Die Klongs sind eine Seite des alten Bangkok. Im 19. Jahrhundert trug die Stadt bei europäischen Besuchern den Titel „Venedig Asiens“. Verantwortlich dafür waren die vielen Kanäle, die Klongs, die das damalige Bangkok netzartig durchzogen. Sie waren die Lebensadern der Stadt, an ihnen lebte man, auf ihnen fuhr man, denn Straßen gab es nur wenige, und man transportierte die Waren, verkaufte sie in den Klongs der „floating markets“. Als Bangkok von Seuchen, Ratten und Malaria geplagt war und die damaligen Könige Mongkut (Rama IV.) und dessen Sohn Chulalongkorn (Rama V.) in ihrer Westorientierung die Stadt sanieren und modernisieren ließen, wurde ein großer Teil der Klongs zugeschüttet und breite Straßen gebaut.

 

 


 

 

 

Unser Bootsführer hatte ein angenehmes Tempo eingeschlagen, so dass wir in beiden Stunden viel zu sehen bekamen. Zunächst die noch städtische Seite mit dem Lagerhaus der „königlichen Barken“, Hochhäuser und Geschäftsanlagen und einige bombastische Wats und Tempel. Als wir in einen schmalen Seitenklong einfuhren, änderte sich der Charakter schlagertig. Die Häuser nicht mehr aus Stein und Beton.




Die alte Teakholzbauweise des alten Siam mit liebevoll gestalteten und mit hängenden Blüten reich geschmückten Terrassen am Wasser mit Treppen zu den Booten war nun allgegenwärtig. Zugegeben, dazwischen auch baufällige und wohl längst aufgegebene
Hütten, wobei häufig aufgehängte Wäsche irritierte.

 

 




In der jetzt sehr dörflichen Stimmung mit den vielen alten Bäumen, den Blütensträuchen und dschungelhaft dicht verwachsenem Gestrüpp hatten wir irgendwann nicht mehr das Gefühl, uns in einem Moloch zu bewegen und einer überfüllten Weltstadt.

 


Weiterlesen im Kapitel "Kurzaufenthalt in Siem Reap"