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Porticello bei Palermo

Santa Flavia - Porticello, Donnerstag, 26.05.2022









Nach dem morgendlichen Cappuccino und Dolce verlassen wir die Stadt Syrakus auf der Autostrada nach Catania. Schon weit vor der Stadt hüllt sich der Himmel in nebliges Grau und irgendwann taucht der Übeltäter aus einem Nebelschleier schemenhaft auf. Der Ätna spuckt aus einem der Krater eine graue Wolke senkrecht zum Himmel und begleitet uns in der Ferne fast bis Enna.


Bei Caltavuturo verlassen wir die Autostrada und biegen kurvenreich in den auf fast 2000 m ansteigenden „Parco Regionale delle Madonie“ mit seinen recht kargen Hängen mit Macchie bedeckt, und doch immer wieder ausgedehnten Steineichen- und Buchenwälder.



Bei Petralia Soprana versagt unser Navi und zusätzlich sind einige Straßen gesperrt, so dass wir auf die Anfahrt zur größten und wohl schönsten Siedlung Castelbuono verzichten.

Bei Castellana Sicula bis Cerda, dem Artischockenzentrum der Insel, sind eine Menge der Straßen in letzter Zeit weggebrochen und werden gerade notdürftig repariert oder sind nur einseitig befahrbar. Aber die Ausblicke auf die Umgebung sind spektakulär.


 



Bei einem Begrüßungsbier schauen wir auf den mit Booten vollgestopften Fischereihafen von Porticello und danach beziehen wir in Santa Flavia unsere letzte Wohnung, „Casa Maria“ von Solemar Sicilia, in der es vor allem an Platz (für unser Gepäck und die Fahrräder) und sonstigen Kleinigkeiten fehlt. Wir sind enttäuscht.

Die Sache ist nur durch Improvisation und Geschick zu retten. Schade eigentlich. 

 

Santa Flavia, Freitag, 27.05.2022

Seit langem mal wieder ein deutsches Frühstück mit Spiegelei, Wurst, Käse, Brot und Marmelade und Kaffee. Ist richtig arbeitsaufwändig. Braucht man eigentlich nicht.

Danach mit den Rädern durch den Ort Santa Flavia. Der zieht sich und hat mindestens 3 Ortsteile.



Ein kleines ruhiges Wohnstädtchen zunächst, etwa 15 km östlich von Palermo mit rechtwinklig angeordneten Straßen, jedes Wohnhaus mit vielen Balkonen, die jedoch kaum genutzt werden, wenig Geschäften, einigen Bars und Pizzerien, einer barocken Kirche und einem in die Jahre gekommenen Prachtbau, der Filangeri-Palast mit schönem Park, beide aus ockergelbem Sandstein gebaut. Ähnlich wie in Bagheria hat auch Santa Flavia noch einige Villen, die im 19./20. Jahrhundert der Adel von Palermo als Sommerresidenz nutzte.





Ortsteile von Santa Flavia sind weiter der kleine Fischerhafen Porticello - an dessen Mole morgens der frische Fangfisch verhökert wird - und mit der malerischen kleinen Bucht von Borgo di Santa Nicolicchia,






dem Dörfchen Sant‘ Elia mit idyllischer Bucht und Sandstrand








und das phönizische Solunto auf dem Felsplateau mit unglaublicher Sicht auf das Meer und den Zaffaranofelsen.


 

Wir haben im Ort alles mal gescheckt, Geld abgehoben, sind bis Sant’Elia gefahren und haben dort am Strand gechillt und wirklich schmackhaftes Eis genossen. Zu Hause dann bis 5 Uhr Siesta gehalten, wie es einem Sizilianer geziemt, eingekauft und gekochtgegessengespült, gelesen und früh geschlafen. Das wars für heute.
 

Samstag, Santa Flavia, 28.05.2022

Richtig ausgeschlafen beginnt der neue Tag mit Cappuccino und Dolce in der Bar nebenan.

Bei strahlend blauen Himmel machen wir uns auf die Reise in die Vergangenheit. Solunto ist das Ziel. Nicht weit von unserem Domizil in Santa Flavia. Vor etwa 2 600 Jahren gründeten die Phönizier auf dem Monte Catalfano beim heutigen Porticello eine abseits gelegene Siedlung. Syrakus zerstörte sie im 4. Jhd. und im 3. Jhd fiel Solus an die Römer.




Die Ausgrabungsstätte heute liegt aug einem Felsplateau über Porticello und zeichnet sich durch Ruhe und eine grandiose Fernsicht aus.



Eine gepflasterte Hauptstraße führt steil hinauf und zum Hauptplatz,



der Agora mit Zisterne und den Ruinen eines Theaters.



Solus war geometrisch aufgebaut und von der Agora führten viele Treppen und Gassen hinauf auf die Anhöhe, wo die Wohnhäuser sich befanden, teils mit Innenhöfen, Mosaiken und mit Farbresten versehene Wänden ausgestattet.










Das beste an Solunto aber ist die Aussicht. Man überblickt die Küstenebene bis weit hinauf nach Cefalu mit den Bergmassiven des Hinterlands und die malerische Küste von Porticello bis zum Capo Zaforano.


Es genügt, sich dort oben auf einen der vielen Mauerreste zu setzen, sich in die Zeit der Punier zu versetzen und die Stadt dadurh zum Leben zu erwecken oder die einzigartige Ruhe mit der Aussicht auf das blaue Meer zu genießen.


Von Solunto fuhren wir um den Felsen in den Badeort von Bagheria, das geschäftige Dörfchen Aspra mit vielen Ferienvillen an den Hängen mit Bougainvilleawolken in allen Farben an den Grundstücksmauern.

Bagheria, Palermos erste Adresse war noch im 19. Jhd. ein reiner Villenort. Der Adel zog aus seinen Palästen in der Großstadt weg und der Schönheitssinn und Spleen der damaligen Herrenschicht tobte sich in noblen Villen exaltiert aus, wie etwa in der Villa Patagonia oder der Villa Cattolica.

Heute bietet das Städtchen eine hässliche Vorstadt bröckelnder Hochhäuser, für den Verkehr viel zu enge Gassen und ein Einbahnstraßensystem, bei dem man als Fremder schon mal verzweifeln könnte. Bekannt wurde Bagheria durch den Film „Baa‘ria“ von Giuseppe Tornatore, der darin seine eigene Heimatstadt nostalgisch verklärt. Hierzu passt, dass ausgerechnet in dem Moment, als wir vor der Kirche des heiligen Geistes ein Bänkchen ausgesucht hatten, mit einer Augenblicklichkeit und Wucht ein Platzregen auf uns niederging. Auch aus diesem Grund verließen wir den nachmittäglich leeren Ort fluchtartig in viele Richtungen, schlichen durch engste Gässchen, standen immer wieder vor Pfeilen, die uns in eine andere Richtung wünschten oder gar vor Einbahnstraßenschilder, die uns die Durchfahrt gänzlich verboten. Kurz, es war ein lustiger Zeitvertreib, bis wir tatsächlich den Weg nach Santa Flavia fanden. Auch dort brauten sich dunkle Wolken zusammen, so daß wir unser Nachmittagsbier zu Hause nahmen.




Sonntag, 29.05.2022

Ein Ausflug heute nach Südwesten mit erstem Ziel, der Tempel des elymischen Segesta. Ein eigentlich nicht ganz vollendeter dorischer Tempel, um dessen Entstehung die Geschichte einige Rätsel bereit hält.

Vor etwa 20 Jahren hatten wir ihn schon einmal besucht und die Ruhe und Einsamkeit, die man am Tempel und im Theater auf der Anhöhe spüren konnte, bleibt legendär für uns.

Welch ein Unterschied zu heute.

Schon als wir die Autostrada verlassen haben, bemerken wir irritiert die Kolonne, in der wir fahren. So geht es weiter, der Parkplatz überfüllt und vor dem Kassenhäuschen eine Menschenschlange von beachtlichem Ausmaß. Die kalkulierte Wartezeit von 30 Minuten und der Gedanke an das Schubsen im Tempelareal veranlassten uns zur Weiterfahrt.

 

In die berühmte Weinstadt Marsala, eine Gründung der Phönizier ebenso, die unter arabischer Herrschaft den Namen „Marsa-al-Allah“, also Hafen des Propheten erhielt.

Am Altstadtrand stellten wir das Auto ab und wechselten auf die Fahrräder. Die Altstadtgassen waren wieder in das bekannte raffinierte Einbahnstraßensystem Siziliens eingebunden, so dass wir mit der Zeit nicht mehr wussten wo rings und lechts, bzw nord und süd war.


Die Folge: wir kamen zunächst immer wieder an der Chiesa della Madonna vorbei und erst an der Piazza della vittoria dämmerte Orientierung auf. Nach einer eiskalten Lemonsoda leerte sich der Platz auch allmählich, die Stadt machte noch ein sonntägliches Bäuerchen und legte sich alsdann zum Schlafen hin.



Wir fuhren nun durch menschenleere Gassen und selbst an der Piazza Republicca war Grabesstille angesagt.



 






Ähnlich langwieriges Suchen nach der „stradine della sale“, der langen Küstenstraße mit den Salinen von Trapani, den malerischen Windmühlen und den Kite-Surfern sowie den leerstehenden Sommerresidenzen in bester Lage.

 

Trapani versuchen wir in der Spätnachmittagsstimmung zu umfahren und erreichen tatsächlich außerhalb die Serpentinen hinauf zum Monte Erice. Bei jeder Kurve öffnen sich phantastische Ausblicke auf Felsmassive, Lagunen und den spitz zulaufenden Grundriss der Stadt Trapani und sogar schemenhaft die Egadischen Inseln.



Nur schade, dass es keine Halteplätze gibt und man diese Eindrücke nur vorbeihuschen sieht.


Oben an der Porta Trapani angekommen wird uns wieder schlagartig klar, dass Sonntag ist und auch Rothenburg ob der Tauber an Sonntagen unsäglich überfüllt ist. Das haben solche Romantikorte eben so an sich.

Also spazieren wir in kleinen Nebengassen und nicht in der belebten Vittorio Emanuele durch den Ort,


freuen uns über Treppchen und Winkel, eine mit Liebe gezogene Topfplanze an einem Eingang und genehmigen uns im Ristorante Edelweiß (ja, ganz bewusst dort) am Piazza Umberto ein Eis und ein Glas Wein.


 



Danach wieder bergab und in der milden Abendsonne auf die Autostrada nach Palermo, ohne Problem auch durch den Moloch und auf die Autostrada nach Messina.

Als wir diese ordnungsgemäß an der Ausfahrt Bagheria, Santa Flavia, Porticello verlassen, beginnt das Problem des Tages und dauert etwa eine Stunde.

Was ist passiert?

Nach der Ausfahrt kommen wir an einen Kreisverkehr mit drei Ausfahrten nach Bagheria. Einmal im Kreis, um Zeit zum Überlegen zu gewinnen. An einer der Ausfahrten stehen die Autos Schlange.

Wir entschließen uns für die entgegengesetzte Ausfahrt und kommen auf kurvenreicher Strecke in das bergige Hinterland. Gefühlt entfernen wir uns von Porticello, das ja an der Küste liegt. Die Straße ist auch nicht die beste, hat viele Schlaglöcher und ist ab und zu auch zu eng. Dennoch fließt der Verkehr und wir hängen uns an. Schon einige Höhenmeter haben wir zurückgelegt und wir befinden uns in einer Gegend mit wenigen Gehöften und die Namen der Dörfer sind uns sämtlich unbekannt.

Als schließlich an einer Kreuzung ein Schild nach Bagheria in die entgegengesetzte Richtung zeigt, ordnen wir Rückzug an. Und tatsächlich nach insgesamt 30 Minuten kommen wir wieder an jenen Kreisverkehr und der Stau hat sich noch immer nicht aufgelöst.

Also stauen auch wir. Einigermaßen genervt finden wir aber die Abfahrt nach Porticello. Und hier beginnt das kolossale Finale der Odyssee. Es ist inzwischen 20 Uhr und wir wollen im Fischlokal am Hafen essen.

Schon am Ortseingang Stau. In der 2. Reihe parkende Autos blockieren eine Weile den Verkehr. Fluchen und Gehupe postwendend. Das Ventil des „sizilianischen Autisti“, wenn er nicht fahren kann wie er will.

Die Automenge in den Gassen von Porticello hat jetzt seinen Höhepunkt erreicht. An ein Fortkommen ist kaum zu denken. Und als wir den Hafen wenigstens erreicht haben, stellen wir das Auto unvorschriftsmäßig ( jaaaha) ab und bahnen uns einen Weg durch die Massen der Spaziergänger an diesem Abend. Die Leute stehen in Großgruppen im Weg, meist herausgeputzt und in Ausgehlaune, wirken außer sich und ekstatisch. Im Restaurant

wird uns gesagt, zusätzlich zum Sonntagabendritual sei heute noch eine Hochzeit im Gange.

 

Zurücklehnen, einatmen, ausatmen, den vorzüglichen Weißwein genießen und sich entspannt auf das Essen konzentrieren.

Für alle Sizilienfahrer ein gut gemeinter Rat:

„Mache nie den Fehler und fahre in die Stadt Bagheria! Du wirst sie - wenn überhaupt - nur mit erheblichen Verspätungen und großen seelischen Verletzungen wieder verlassen können!“

 

Montag, 30.05.2022

Heute stand Palermo auf dem Plan.

Die Stadt der Gegensätze, die geliebt und gehasst werden kann. Großer Reichtum in Form unzähliger Paläste und Prachtbauten neben unsäglichem Elend und Verfall. Hinzu kommt das Müllproblem.

Schon auf der Hinfahrt auf der SS113 fallen in den Vorstädten von Palermo die Müllberge an und um die riesigen Müllbehälter am Straßenrand auf, stinkende Halden, von Hunden und Wind demokratisch in jeden Winkel gezerrt.






Das Auto hatten wir am Foro Italico bequem und kostenlos geparkt und beginnen mit den Fahrrädern am alten Banjanbaum der Piazza Marina und dem Palazzo Chiaramonte ohne Müll. Hier wird gar vor den feinen Restaurants am Morgen das Laub und sonstig Unerlaubtes weggekehrt.

Aber ein ähnliches Bild wie am Stadtrand schon in der aussterbenden Vucciria.

Der Bauch von Palermo ist Vergangenheit, lebt nicht mehr, hat seine Authentizität verloren. Die Touristen haben wie eingefallene Heuschrecken das Angebot verändert. Lachendes, gutaussehendes und verführendes Obst und Gemüse, kitschige Souvenirs und Plattitüden haben die schmutzigen Auslagen und den stinkenden Fisch abgelöst.
Und das legendäre Restaurant „Shanghai“ wird entweder renoviert demnächst oder abgerissen.
Die Vucciria hat ihre Seele verkauft an die neuen gierigen Käufer aus aller Welt, die nichts mehr mit dem vergangenen Charme, dem Geschrei der Händler und dem Geruch ihrer Waren zu tun haben wollen.

Bestenfalls in der Nacht schimmert noch ein wenig Glanz der alten Tage.

 

Vor etwa 20 Jahren waren Edith und ich schon einmal zu ähnlicher Zeit in Palermo. Die Veränderungen zu heute sind gigantisch. Die Via Vittorio Emanuele ist heute verkehrsberuhigt und quillt über mit Souvenirläden und kitschigem Krimskram,



die Straße ist zum Platz für Cafes und Imbiss mit Tischen, Stühlen und Sonnenschirmen geworden und Menschenmassen stehen sich ständig im Weg, ebenso die Pferdekutschen und die touristenbefördernden TukTuks. Laute Musik dröhnt aus jeder Bar, die Geschäfte florieren und der Puls der Zeit hat das Bild der Vittorio Emanuele drastisch verändert.



Vom Platz „Quatro Canti“, nicht mehr wieder zu erkennen und bröckelnd in den Fassaden, bis zur Kathedrale und dem Palazzo dei Normanni ist Rummel und Party auf den Straßen angesagt.

Auf einer stillen Bank im Schatten alter Palmen im Park der Villa Bonanno lauschen wir erstaunlicherweise nur den Gesängen eines grüngefiederten Halsbandsittichs.



Kein Lärm sonst. Auch nicht in der versteckten Kirche San Giovanni degli Eremiti mit ihren orientalisch anmutenden Kuppeln oder im Albergheria-Viertel.



Dort herrscht die Ruhe des Verfalls, denn viele der Häuser ringsum, obwohl massenhaft bewohnt, warten längst auf den Abriss. Müll und Schutt ist die einzige Konstante in diesen Gassen. Noch haben auch Zahnlose und Alte, die ihr ganzes Leben im Viertel verbracht haben, und die verirrten Gestrandeten aus Nord- und Westafrika hier ein schäbiges Zuhause gefunden. Aber man spürt sie schon - die Abrissbagger.











In der Nähe unserer Unterkunft der ersten Nacht befindet sich der Ballaro-Markt, auf dem wir Pasta und Bier so wohlig einfach konsumieren. Die Porta Sant Agata finden wir trotz Anstrengung nicht und so verlassen wir das Viertel auf der ebenfalls vom Autoverkehr befreiten Via Maqueda in Richtung Teatro Massimo.



Aber je näher wir diesem kommen, verändern sich die Häuser, die Geschäfte werden teurer, das Klientel feiner, moderner und die Feierlaune größer.

Oh, stinkendes und verruchtes Palermo, wie hast du dich doch parfümiert!

Wir flüchten im quellenden Verkehr und versinken am Strand von Sant‘ Elia bei Porticello erschöpft und irgendwie traurig in die Feierabendstimmung der vielen Menschen in der Strandbar.

 

 

Dienstag, 31.05.2022

Von Tag zu Tag wird die Hitze unerträglicher.
Große Taten sind da nicht mehr zu erwarten.

Also der Plan: Morgens nach Cefalu, am Nachmittag ans Meer. So weit so gut.
Wir hatten aber die Rechnung ohne den Verkehr in Sizilien gemacht.

Zuerst die die ungestörte Fahrt durch mediterane Landschaft im prallen Sonnenschein, wo aus Mauern Bougainvilleawolken oder Oleandermeere herauswachsen.

Dann aber ohne Vorbereitung die Falle Termini Imerese.

Bist du erst einmal drin, findest du nicht mehr raus. Oder erst nach langen Versuchen.
Dann die Staus weit vor Cefalu, dessen normannischen Türme und der Rocca schon verführerisch aus der Ferne locken.


Für die Strecke von etwa 80 km benötigt man dann schnell mal 2,5 Stunden.
Wir parken das Auto weit außerhalb und schlängeln uns mit den Rädern durch das Auto- und Sprachengewirr der Vorstadt.

Cefalus Altstadt mit dem glänzenden Pflaster, den Bogendurchgängen und verwinkelten Häusern zwischen Meer und hohem Felsen „Rocca di Cefalu“ ist selbstverständlich pittoresk, der mittelalterliche Badeplatz und





die engen Gassen sind bezaubernd - denkt man die Ruhe und Leere dazu.

So jedoch ermüden die vielen Ausweichmanöver in den für den Personenverkehr viel zu engen Flächen mit der Zeit.


Man kommt ins Schwitzen und sinkt irgendwann in irgendeinem Cafe auf einen freien Stuhl und wünscht sich augenblicklich in die Stille der Anfangszeit der Siedlung zurück. Ob ein guter Gedanke, lässt sich heute mit Gewissheit nicht sagen.



Griechen und Phönizier nannten sie der Form des mächtigen Felsens wegen "Kefa" oder "Kephalos", was beides Kopf bedeutet. 



Erst durch den normannischen König Roger II. und den Bau des Domes begann die Blüte der Stadt, und zwar wie offensichtlich alle normannischen Kirchen auf Sizilien einer Legende geschuldet. Im Falle Cefalus war es ein von König Roger II. in stürmischer See abgegebenes Gelübde zum Bau einer Kirche im Falle der eigenen Rettung. Hatte geklappt.








Und genau dorthin schleppten wir uns mit letzten Kräften und stellten fest, dass der Dom kurzzeitig geschlossen war. Eine Lemon Soda und viele Ausblicke trösteten uns darüber hinweg.
Fast noch ergreifender als im Dom von Monreale wirkt der Christus als der Weltenherrscher in der Apsis, in der linken Hand die Bibel, auf die sich die damalige Herrschaft beruft. Ebenso die verschiedenen Mosaiken von byzantinischen Künstlern geschaffen. Die Macht ließ sich zu allen Zeiten Werke von Künstlerhand verklärend etwas kosten. Wir als heutige Zeitgenossen bestaunen gerne gerade solche Monumente.

In Cefalu kauft jeder Tourist Früchte aus Marzipan, massenhaft angeboten um den Domplatz, speziell in der pasticceria del Duomo. Auch wir. Für viel Geld.



Die festungsartigen Türme, die von der massiven Felswand noch Rocca überragt werden, beherrschen den Platz, an dem wir länger sitzen, trotz der vielen Bistros und Cafés.





Schon am Nachmittag finden wir auf der Terrasse eines kleinen Restaurants einen Tisch und genießen ein nettes Fischmenu.







Da nach der langwierigen Rückfahrt keine Zeit mehr zum Baden blieb, wollten wir morgen eben einen ganzen Tag am Meer verbringen.

Capo di Vito und der NP Zingaro waren gestrichen, der Sonne zum Opfer gefallen.

Mittwoch, 01.06.2022




Ein heißer Tag am vollen Strand von Sant’Elia in Hitze und Schatten machten uns träge wie diese beiden Herrschaften.


 
 

Das allgemeine Problem liebt auch das spezielle.



Donnerstag, 02.06.2022




Diesen Blick auf die barocke Kirche und die Villa Filigrani hatten wir in Santa Flavia täglich.


Nach dem Auschecken aus der „Casa Maria“ in der via Ungheria 41 von Santa Flavia ließen wir uns vom Navi nach Monreale bringen und gönnten uns einige Stunden Zeit in diesem filigranen, aber auch monumental überladenen Zeugnis normannisch- arabischer Architektur,









bei dem der Verdacht aufkommt, nach „Wilhelm II., der Gute“ sollte es zur größten Kirche des Abendlandes werden, was sie wohl bis zum Bau des Petersdom in Rom auch war. Auch hier soll eine Marienerscheinung Auftraggeber geworden sein, der Legende nach.

Schöner noch der Garten und die Kreuzgänge ( leider werden zwei davon im Augenblick renoviert, was das Bild natürlich stört) des angeschlossenen Benediktinerklosters, das sehr an die Paradiesgärten der Alhambra in Grenada erinnert.




Leider war der Garten ebenfalls geschlossen und die voluminöse Aussicht auf Palermo und die „Conca d’Oro“ mit glitzerndem Meer und im Dunst der Mittagshitze versteckten Berge war nicht möglich.

Nach einer Pause in einem Cafe an der Piazza Giuelmo II., - eine Blaskapelle der Stadt spielte unter anderem die italienische Nationalhymne als Reminiszenz auf den Gründungstag der italienischen Republik am 2. Juni 1946 - fuhren wir noch in den Botanischen Garten von Palermo am östlichen Rand der Kalsa am Beginn der via Lincoln, der sicher zu den artenreichsten und schönsten in ganz Europa zählt.


Leider wird diesem einzigartige Ort zu wenig Pflege und Aufmerksamkeit entgegengebracht.



Dennoch waren die Pracht der exotischen Bäume und Pflanzen, speziell den Palmenarten, den Blütenvorhängen und der überreiche Schatten im Park ein großartiger Abschluss dieser Sizilienreise, von der sicher viele Erinnerungen bleiben werden.

Ein Essen in einem Restaurant am Foro italico nahe der Piazza Marina, bei dem die Augen wieder mal größer waren als der Hunger


- nach dem vorzüglichen und frischen insalata marinara waren wir eigentlich schon satt, bei den Fettuccine al pesto pasticcio con Gamberi rosso

machten wir schlapp und die Fritture di mare mussten wir leider fast ganz stehen lassen


- und danach legten wir uns auf die Wiese des riesigen Foro italico, wo große Scharen von afrikanischen Flüchtlingen vor allem Fußball und ihre Artistik mit dem Ball zelebrierten, zu lauten Rythmen aus einer Anlage afrikanisch tanzten, Spaß hatten und - was das schöne war - viele Einheimische mischten sich unter das Partyvolk, bei dem sichtlich beste Stimmung herrschte. Eine Freude, dieser Ausgelassenheit und Solidarität zusehen zu dürfen.

Um 19 Uhr standen wir in der Schlange für die Suprema von Grandi Navi Veloci im Hafen von Palermo und dies bis etwa 22 Uhr, bis wir endlich auf Deck kamen. Ein Schlaftrunk noch und dann war es dunkel.


 

Nach deutlich mehr als 30 Stunden - manche davon sehr komfortabel und bequem am folgenden Tag, die letzten etwa 8 Stunden mit der Nachtfahrt von Genua nach Hause schon etwas anstrengender - werden wir wieder zu Hause sein.