Nordlaos vom 04.01. - 01.02.2017
Luang Prabang, 09. Januar 2017
" Am 25. Juli erreichte ich Luang Prabang, eine entzückende Stadt, nicht größer als eine Quadratmeile und mit nicht mehr als 7000 Einwohnern. Die Lage des Ortes ist außergewöhnlich schön. Berge (...) säumen den Mekong und formen eine Art rundes Tal oder Amphitheater. (...) Ein lieblicher Anblick, der mich an die Seenlandschaften von Como und Genf erinnert. Wäre da nicht die unaufhörlich sengende tropische Sonne (...) wäre der Ort ein Paradies."
Mit diesen Worten schwärmte Henri Mouhot 1861 von Luang Prabang. Als erster westlicher Reisender war er auf seiner Expedition durch Indochina auf dem Rücken eines Elefanten bis hierher vorgedrungen. Er war es auch, der die Tempelruinen von Angkor Wat in den europäischen Salons bekannt machte.

Wieder mal sind wir in einer der schönsten Städte von Südostasien.
Die Leser des britischen Reisemagazins „Wanderlust“ wählten Luang Prabang gleich drei Jahre in Folge zum lohnendsten Städtereiseziel der Welt. Etwas hochgegriffen vielleicht, aber ein schönes Fleckchen allemal.
Die ganze Stadt wurde 1995 wegen ihrer Bausubstanz von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt und damit sind gravierende Veränderungen ausgeschlossen.
Nicht allerdings der Anstieg der Touristenzahlen und der Wegzug vieler Einheimischer, die ihr Haus an potente Investoren verkaufen und sich dafür außerhalb ein schmuckes Häuschen leisten.
Das hat zur Folge, dass die Einwohnerzahl schmilzt und damit die Zahl der Unterstützer der buddhistischen Gemeinde ebenfalls. Die alte Tradition des „Dag bat“, dem Almosengang der Mönche ist dadurch in Gefahr und das religiöse Zentrum buddhistischer Traditionen in Laos auch.
Nur mehr 30 000 Menschen leben auf diesem verträumten Fleckchen Erde an der Mündung des Nam Khan in den Mekong.
Beim Anflug sieht man lange nur bewaldete Berge, gewundene braune Flussläufe, aber keine Häuser, keine Straßen oder Wege. Laos ist mit gerade mal 26 Bewohnern auf einem Quadratkilometer (Deutschland 231) das am geringsten besiedelte Land in Asien - und eines der ärmsten. 2013 lag das Pro-Kopf-Einkommen bei 1500 USD. Vier von fünf Menschen leben von der Landwirtschaft und der Binnenfischerei - und das mit relativer Zufriedenheit, das Tempo der Veränderung ist sehr langsam - , die restlichen 20 % vom Tourismus, dem Handwerk und Handel. Industrie ist kaum entwickelt (Holzprodukte, Textilien, Nahrungsmittel, Getränke, landwirtschaftliche Geräte).
Zum Abschluss noch eine markante statistische Zahl: 34 % der Bevölkerung ist jünger als 15 Jahre !!!
Wir sind überrascht, als wir mit Verspätung und bei Dunkelheit hier landen, wie wenig Touristen zu sehen sind. Leere Flussrestaurants am Mekong, der durch die Uferlichter auf der Westseite romantisch glitzert. Die Stadt präsentiert einen einzigartigen Kulturmix aus wunderschönen historischen Tempeln, traditionellen Teakholzhäusern und Kolonialbauten des 19. Jahrhunderts.
Man kommt hier schnell ins Schwärmen. Die hellen Kolonialfassaden mit dem dunklen Teakholz der Läden und Balkone,
die leuchtenden Lampions und Laternen, die Palmen am Ufer,
die bunten Blüten, Bougainvillea, Frangipani und Hibiscus, die Kräuter- und Gemüsegärten, die nach der Regenzeit jedes Jahr an den Hängen des Mekong neu entstehen,
und die typischen Mekongboote am Ufer. Bestechende Bilder.
Als wir in der Nacht kurz aufwachen, regnet es - und den nächsten Morgen auch, . Ein netter Empfang!
So besuchten wir bei dichten grauen Wolken am späten Vormittag zuerst den Morgenmarkt, auf dem es alles gibt, was die Laotin in der Küche so braucht.
Und wenn man sehr früh erscheint, kann man auch noch exotische Tiere sehen, die auf dem Speiseplan der Laoten weit oben stehen: Bambusratten und Schlangen.
Aber auch Kaiphen (getrockneter Seetang mit Chili, Knoblauch und Tomaten, kurz vor dem Verzehr werden die Platten frittiert)
Später das „Traditional Arts and Ethnology Centre“ mit einer schönen Ausstellung der 30 ethnischen Gruppen, die in der Provinz Luang Prabang und des Nordens leben.
Darunter die Hmong, Akha, Yao, Lue und vor allem die große Gruppe der Khmu, die in der Stadt mehrere Touristenattraktionen errichtet haben, wie Khmu-Spa- und Massagecenter, Khmu-Restaurants, -Museum und -Stelzenhaus.
Ein Spaziergang auf der Halbinsel unter grauem Himmel zwar und wir sind wieder beim Staunen. Aus jeder Ecke, jeder Gasse blitzen neue Bilder auf, die uns begeistern.
Klostergeschädigt aus Thailand meiden wir noch den Besuch eines Wats, verschieben es auf spätere, sonnige Tage - bis auf das Wat Mai, an dem wir einfach nicht vorbeikommen.
Das goldene Wandrelief in der von Säulen gestützten Vorhalle des Sim erzählt die Geschichte der vorletzten Inkarnation Buddhas in Bildern. Im 19. Jahrhundert war das imposante Wat das „königliche Kloster“ und übergangsweise auch Stätte des Phra Bang, dem größten Heiligtum des laotischen Buddhismus.
Für den Phra Bang, Namensgeber der Stadt (Luang Pra Bang = königlich ehrwürdiger kleiner Buddha ), wurde 2003 eigens der neue Schrein Ho Phra Bang auf dem Gelände des Palastmuseums eingeweiht. Ein wunderschönes und prunkvolles Gebäude im typischen Luang Prabang Stil mit dem vierfachen
Staffeldach.
Die schön renovierten chinesischen Geschäftshäuser früherer Zeiten in der Thanon Sisavangvong mit den vielen Restaurants und Reisebüros und die herausgeputzten Kolonialhäuser beiderseits der Thanon Sakkarine mit edlen Cafes von französischem Flair (Superbaguette, Supercroissants und Superpreise) und Boutiquehotels machen gewaltigen Eindruck in ihrer Buntheit.
Noch ein Schlenker weiter Richtung Norden auf der Halbinsel, um dann zum Ufer des Nam Khan abzubiegen,
wo wir im renommierten „Tamarind“ für den nächsten Abend einen Tisch reservieren. Abhängig von unserem Eindruck werden wir eventuell hier auch einen Kochkurs belegen.
Am Nam Khan und am Mekong sind die Hänge am Ufer seit Beginn der Trockenzeit im November immer mehr mit Gemüse- und Kräutergärten genutzt. In der Regenzeit werden sie dann wieder überspült, denn der Wasserspiegel steigt auch hier um etwa sieben bis elf Meter an.
Am Wat Ho Fang am Nam Khan gelegen war ein kleines Tempelfest im Gange. Die Leute hatten größere Mengen an Speisen gekocht und von allen Seiten schleppten die Frauen Dampfendes herbei.
Edith ließ sich von einer Khmu-Massage verwöhnen und am Abend schwelgten wir gemeinsam im „Tamarind“, einem edlen Restaurant am Nam Khan, in dem die laotische Küche mit allen Sinnen erfahrbar wird.
Nach einer Vorspeisenplatte mit Klebreis und leckeren laotischen Wurstscheiben, einem scharfen Gemüsemix, Kaiphen (frittierter Seetang mit Chili und Sesam), süßer laotischer Currypaste, laotische Pilz- und Gemüsesuppe und Kräuter, gab es einen spicy Fischsalat und mit Hühnchen- und Rindfleischfarce gefülltes Zitronengras. Danach Bananen mit Joghurt, Tamarindensoße und Nüssen überzogen und einen Lao Lao mit Limette und Honig.
Und zum Abschluss in einem kleinen Lokal einer Französin in der Hauptstraße einen echten Pastis. Wow!
Trotz Bewölkung und ohne blauen Himmel - was ja eigentlich sein sollte; was wir so gebucht hatten - machten wir uns heute auf zu einer Tempeltour. Das religiöse Zentrum in Laos hat, obwohl fast ein Dorf, immerhin etwa 40 Tempel. Einigen davon statteten wir heute bei unserem Ritt durch die Geschichte einen Besuch ab.
Und eines muss gesagt werden: Die laotischen Klosteranlagen sind noch nicht so dekadent wie die in Thailand. Sie sind schön aber schlicht und die Stille ist noch nicht aus ihnen vertrieben. Man ist meist allein in der verträumten Ruhe und ahnt noch Zurückgezogenheit der Mönche.
Wir begannen mit dem vom Namen her größten Kloster, dem Vat Mahathat, das aber eher heruntergekommen und vernachlässigt wirkte als großartig.
Nach dieser Enttäuschung fuhren wir weiter in den Süden der Stadt, wo die ältesten Vats von Luang Prabang stehen. Auf einem kleinen Hügel wurde im Lue-Stil das Vat That Luang erbaut, das jahrhundertelang der bedeutenste rituelle Ort der Stadt war. Hier fanden die wichtigsten Festlichkeiten und königlichen Zeremonien statt und bis in die heutige Zeit war das Vat die Kremationsstätte der Könige.
Das Vat Manorom gehört zu den ältesten Klöstern der Stadt. Hier sollen im 14. Jahrhundert die Gelehrten der Khmer- Delegation untergebracht worden sein, die den Phra Bang vom Hof Angkors an den ersten laotischen König Fa Ngum übergaben. Auch war es über Jahrhunderte bis heute mit 10 Mönchen und 80 Novizen die größte Klosterschule der Stadt.
Im Vat Vixoun mit dem im Jahr 1514 erbauten wuchtigen That Mak Po (ursprünglich auch "Lotus-Stupa" genannt), was zu übersetzen ist mit Stupa der Wassermelone, verlustierte sich gerade eine touristische Mönchsgruppe, die laut durcheinander quasselten und offensichtlich viel Spaß miteinander hatten.
Das UXO Lao Visitor Center konfrontierte uns mit dem dunkelsten Kapitel des Landes.
Im 2. Indochinakrieg wurden die nordöstlichen Landesteile (dort wo der Pathet Lao in Höhlensystemen überlebte und sein Hauptquartier hatte) und die östlichen Teile (beim Ho-Chi-Minh-Pfad) von Laos 9 Jahre lang von 1964 - 1973 von amerikanischen Bombem im „Geheimen Krieg“ massenhaft und ständig bombardiert. Dabei wurden etwa 240 Millionen Bomben abgeworfen, mehr als während des 2. Weltkrieges auf Europa. Ein Drittel davon sind nicht detoniert und kosten noch heute fast jede Woche ein Menschenleben. Dank der Minenräumer konnte ein großer Teil der Blindgänger unschädlich gemacht werden.
Gleich nebenan steht in einem 2009 eigens errichteten Park die imposante Statue von einem der berühmtesten Söhne der Stadt. Prinz Souphanouvong, genannt der „Rote Prinz“, schloss sich während der beiden Indochinakriege der revolutionären Freiheitsbewegung der Pathet Lao an und wurde 1975 der erste Präsident der Volksrepublik Laos.
In der Sakkarine Road, die sehr malerisch zur Spitze der Halbinsel und zur Mündung des Nam Khan in den Mekong führt,
liegen die fraglos schönsten Klöster wie an einer Perlenkette aufgereiht.
Alle strahlen sie mit den einfachen und wenig herausgeputzten Tempel, den Blütenbäumen und ruhigen Winkeln eine intakte meditative Stille aus.
Hier findet man die Ruhe, die in thailändischen Klöstern verloren gegangen ist. Nirgendwo Rummel, sondern Ruhe und Langsamkeit.
Von den 8 Anlagen ist einmal das Vat Sene herauszuheben, das in der Geschichte der Stadt immer eine wichtige Rolle gespielt hat und mit seinen Thats und Schreinen und dem 6 m hohen überdachten stehenden Buddha Eindruck macht. Dahinter liegen in einem Unterstand die langen Boote, mit denen das Kloster beim jährlichen Bootsrennen unter den schnellsten ist.
Das absolute Highlight aber ist der älteste Tempel von Luang Prabang, denn von keinem anderen Vat in Laos geht ein vergleichbarer Zauber aus wie vom „Vat Xieng Thong“, was „Kloster des heiligen Flammenbaum“ heißen soll.
Der Sim mit dem weit ausladenden und heruntergezogenen Staffeldach ist das Musterbeispiel des Luang-Prabang-Stils. Hier schwelgen wir lange Zeit in der einfachen und überwältigenden Schönheit.
In der Begräbniskapelle, die der letzte König Vathana für die Gebeine seines Vaters Sisavangvong erbauen ließ, ist der goldene Begräbniswagen und die Urnen untergebracht, über die eine ganze Buddhaarmee zu wachen scheint.
Hätte man doch manchmal in leidigen Konflikten solch friedfertige und verständnisvolle Buddhaarmee zur Verfügung.
In einem einfachen Mekongrestaurant genießen wir den Blick in den ruhig fließenden Fluss und unser Abendessen.
Hier in Luang Prabang ist seit unserer Ankunft am Mittwoch Abend noch kein klitzekleines Strählchen der Sonne auf unser Haupt gefallen. Im Gegenteil. Es hat einen Tag geregnet, war kalt und als wetter.com „Sonne und 32 Grad, gefühlt 34 Grad“ für die nächsten beiden Tage versprach, war der Himmel dick grau und wir hatten lange Hosen und fast Pullover an. Klimaanlage im Zimmer war umsonst.
Auch heute war der Himmel bedeckt und irgendwie sah alles ziemlich traurig aus.
Wir nahmen uns heute sehr anspruchsvolle Mountainbikes, um über den Nam Khan in den Norden zu radeln.
Dort sollte in einem Dorf etwa 15 km nördlich von Luang Prabang seit einer Woche ein buntes Hmong-Neujahrsfestival ablaufen. Der Weg dorthin war nicht einfach, da die Lehmstraße durch den Regen aufgeweicht und mit seengleichen Pfützen ramponiert war. Die Mühen aber waren vergessen, als wir uns nahe eines Hmongdorfes einem großen Festival auf freiem Feld näherten.
Mehrere tausend von jungen und alten Hmong aus den Schwarzen Hmong-Dörfern des Districts Luang Prabang in bunten Trachten vergnügten sich in ungewohnter Weise wie auf einem Rummel.
Buden für Essen, Trinken und Spiele waren aufgebaut und dazwischen standen die Menschen, mit eigenartigen Spielen beschäftigt.
Man kam sich vor wie auf einem riesigen Heiratsmarkt, denn Mädels und Jungs hatten sich aufwändig in „Schale“ geworfen. Die Dämchen liefen geschminkt und im Gesicht weiß gepudert in hohen Stöckelschuhen durch den Matsch.
Hunderte von Jungen und Mädels standen in langen Reihen und warfen sich Tennisbälle mit gespielt gelangweiltem Gesichtsausdruck zu. Dies Spiel war zum Kennenlernen der Unverheirateten, wie uns ein junger Hmong in englisch erklärte. Alle waren glücklich, inklusive der beiden Weißnasen, die sich ins fremde Volk gemischt hatten.
Einige Stunden bestaunten wir die ungewöhnliche Szenerie, bevor wir den Rückweg am Mekong nach Luang Prabang antraten.
Schon auf dem Weg bekämpfte die Sonne das dichte Wolkenmeer und als wir in einem Bistro Lao-Kaffee und Mangosaft tranken,
brach sie den grauen Himmel auf und eroberte sich wieder ihre ureigene Domäne. Schlagartig war der Himmel blau und ohne Wolken, es war nun heiß und wir kamen ins Schwitzen, fuhren ins Guesthouse, um kurze Hosen und T-Shirts anzuziehen.
Bei diesem Geschenk des Wettergottes war klar, jetzt mussten wir den That Phousi besteigen, um bei klarer Sicht den bezaubernden Blick auf die Stadt und die Umgebung zu genießen.
Edith war nicht zu bremsen und hat dort oben am goldenen Chedi 2 kleinen Vögeln die Freiheit geschenkt. Wir versenkten uns in die wunderschöne Landschaft mit den Bergen und Flussläufen.
Danach genehmigten wir uns beim Warten auf den Sonnenuntergang auf einer Flussterrasse am Mekong ein Beerlao
und waren beglückt durch die von der Sonne zum Leben erweckte Flusslandschaft und ihre Licht- und Funkelspiele, mit denen sie Boote und Wasseroberfläche verzauberte.
Vang Vieng, 12. Januar 2017
Da im Norden von Laos gerade nicht so tolles Wetter angesagt war, fuhren wir am Montag südlich der Berge in den Travellerort Vang Vieng.
Auf der neuen Route, die kürzer, aber teilweise sehr gefährlich ist, weil zu steil, viele bei Regen abrutschende Hänge mit viel Steinschlag und im Nebel auch glitschig, waren wir in weniger als 4 Stunden mit dem Minivan (Busse fahren nur auf der bergigen und kurvigen Strecke und benötigen
7-8 h) dort, auch weil der Fahrer wohl einen Rekord aufstellen wollte.
Auf dieser Route kommt man kaum an Bergdörfern vorbei und die Landschaft ist nicht so aufregend. Wenn wir wieder in den Norden fahren, nehmen wir jedenfalls den Bus, der die alte Straße 13 nimmt mit mehreren Pässen an etwa 2000 m hohen Bergmassiven vorbei und mit grandioser Aussicht.
So sah Vang Vieng noch vor etwa 6 Jahren aus.
Und so heute, etwa selbe Stelle.
Karstkegel, Höhlen und eine ideale Lage am Fluss Nam Xong mit vielen Outdoor-Möglichkeiten (Vom Ballonfahren, Klettern, Reiten, Höhlentour, Kanufahren zum Tubing, Zip-Line...) haben Vang Vieng vom Noch-Travellerparadies mit immer weniger Bambusidylle inzwischen zu einem Ziel des Massentourismus gemacht. Backpacker, Familienurlauber, riesige chinesische Reisegruppen und Partytouristen rauben sich gegenseitig den Nerv. Der Ort wirkt wie ein in die Jahre gekommenes Frontstädtchen im „Wilden Westen“ (obwohl es 2004 noch ein ganz normales laotisches Straßendorf war), in dem aber noch so viel Optimismus herrscht, dass in jeder freien Ecke Hotels hochgezogen werden und Baumaschinen aller Art dröhnen.
Wer ein kleines Plätzchen hat, baut ein Restaurant darauf. Wer schon eines besitzt, stockt auf. Und dies alles ohne erkennbaren Plan, chaotisch, gierig.
Mitten auf dem alten Markt im Zentrum des ehemaligen Dorfes wurde das Roung Nakhone Vang Vieng Palace hochgezogen, ein Ungetüm von einem Hotel und das größte Gebäude der Stadt. Wie es scheint, wollen ihm in absehbarer Zukunft einige andere Hotels Konkurrenz machen.
Die Gier nach dem schnellen Profit treibt seltsame Blüten.
Als wir gestern Abend in einem Flusslokal zum Essen waren, - noch bei etwas Sonne, wohlgemerkt - stand im Hintergrund die Landschaft wie eine gemalte Plastikkulisse und davor spielte sich das Partyleben mit einem Höllenlärm ab. Knatternde Schnellboote sägten im Sekundenabstand flussaufwärts, aus den verschiedensten Gästehäusern und Restaurants überbot sich jeder mit noch lauterer Beschallung, auf den Lounge-Plattformen im Wasser drängten sich ständig fröhlich-hysterisch-nervige Lachsalven zwischen das allgemeine Gedröhne.
Es war modernes Theater in Vollendung und wir fühlten uns auf unserer Terrasse wie in der Königsloge.
Am Tag vermischt sich mit all dem noch ein endloser Baulärm und knalllaute Buggies, besetzt mit jungen, enthemmten Chinesen rattern vor dem Hotel auf und ab. Man verspürt Fluchttendenzen. Aber wir haben dummerweise 3 Tage gebucht - und bezahlt.
Die Natur ist im Gegensatz zum Städtchen gigantisch schön.
Wie überdimensionale Kamelhöcker reihen sich die bewaldeten Karstberge aneinander, der Nam Xong hat alles, was ein idyllisches Flüsschen so braucht - nur eben nicht im und nahe am Ort - und nördlich des Ortes passiert man Dörfer der Hmong, Khmu und Yao.
Unser Plan war daher:
Wir mieten für erstaunlich wenig Geld (2 Euro) - Geiz ist auch hier im ganzen Dorf geil - ein gutes Mountainbike und verlassen nach dem Frühstück den unwirtlichen Ort fluchtartig auf der belebten Straße 13 Richtung Norden und stürzen uns in die Natur.
Aber als wir aus dem Hotel treten, regnet es doch tatsächlich. Der Himmel hat sich zugezogen, die Karstberge sind im Nebel verschwunden. Schietwetter eben. Edith würde sagen, wir seien vom Pech verfolgt und müssten ganze Bataillone von Vögel freilassen.
Seit Beginn des Jahres herrscht hier in Südostasien immer wieder ein für diese Gegend ungewöhnlich schlechtes Wetter. Schon der erste Tag des Jahres in Chiang Mai versank in trüber Regenstimmung. In Luang Prabang war es tagelang bedeckt und nicht warm - vielleicht 24 Grad.
Aber dann, am letzten Tag, alles gut, die Sonne erkämpfte sich wieder den blauen Himmel, ihre ureigenste Domäne - Mega Sonnenuntergang - Sterne am Himmel - wir waren enspannt und sicher, dass es morgen wieder Sonne gibt. Aber von wegen!!!
Graue Bewölkung ist inzwischen schon gutes Wetter.
Bei der Ankunft in Vang Vieng riss der Himmel zwar auf, das zarte Pflänzlein Hoffnung keimte, aber am nächsten Morgen hingen die Wolken tief und es dauerregnete.
Zusätzlich sehen wir im TV Überschwemmungsbilder aus dem Süden von Thailand. Was soll man davon halten?
In Luang Prabang hatten die Geisterhäuschen oft Regenschirme, das hätte uns zu denken geben sollen.
Wir verbringen also den Tag im Zimmer oder auf dem Balkon, unterbrochen von Nudelsuppen, kleinen Einkäufen und Beobachtungen vom Balkon aus auf eine kleine Verbrennungsfeier und die Veränderungen der Nebel vor den Bergen.
Übrigens: Im 2. Indochinakrieg war die Siedlung unter CIA-Mitarbeitern als „Lima Site 6“ bekannt, der Codename für mehr als 400 nummerierte Flugpisten, von denen US-Piloten ihre Bombenflüge nach Vietnam und sonstigen Missionen flogen und auf dem Rückweg noch ein paar Bömbchen im Osten von Laos fallen ließen.
Die Rollbahn ist heute ein freier verlotterter Platz mit wegebröckeltem Asphalt.
Auch an den nächsten Tagen verstecken sich verschämt die Karstberge triefend und hinter Dunst, Nebel und tiefen Wolken und machen einen jämmerlichen, bedauernswerten Eindruck.
Und weil die Wege außerhalb der Stadt - bis auf die Straße 13 nach Norden und Süden - durch den aufgeweichten Boden kaum passierbar sind,
hocken wir etwas in der Falle, können nur hoffen, dass das Wetter schneller umschlägt. Aber der Deutsche Wetterdienst sagt für Nordlaos erst ab Freitag Sonne voraus.
Ratlosigkeit lähmt.
Also Vergnügungen unterm Dach. Also hinaus - bei Nieselregen und Wind.
Was hatten wir doch für Vorstellungen!
Und am späten Nachmittag des letzten Tages vergaß der Regen urplötzlich seine Mission, der Himmel riss auf und blaue Flecken eroberten das Grau.
Unsere Herzen machten Freudensprünge und die Leute kamen aus ihren Häusern, Lachen breitete sich aus. Etwas später kam die Sonne hinter der letzten Wolke hervor und die Welt war wieder schwer in Ordnung. Am Nam Xong tranken wir unser Beerlao, eine größere Leichtigkeit legte sich über Flusslandschaft.
Und als die Sonne langsam unterging aßen wir ein leckeres Larp (scharfer Chickensalat mit viel Minze)
und verliebten uns in den Untergang der Sonne.
Dies war hoffentlich die Wende und wir tranken auf den Deutschen Wetterdienst (den man sonst in Laos nicht benötigt, noch den Blick gen Himmel am frühen Morgen) und auf den Erfolg seiner langfristigen Prognose.
Morgen geht es in 7-8 h wieder über die Berge.
Luang Namtha, 17. Januar 2017
Zurück nach Luang Prabang.
Und diesmal auf der alten Straße Nr. 13 mit einem 25-Sitz-Bus, in dem natürlich auch die Notsitze im Mittelgang besetzt waren. Die Kniee, Gelenke und Knochen wurden auf der 7-Stunden-Fahrt auf eine harte Probe gestellt.
Bis Kasi folgt die Straße dem Nam Xong flussaufwärts durch schöne dschungelbewachsene Karstlandschaft und Bergmassiven im Hintergrund.
Der Asphalt ist meist lange Strecken aufgerissen, hat sich in seine Bestandteile aufgelöst und stattdessen fährt unser Bus häufig im Schneckentempo durch wahre Kraterlandschaften, vorbei an Reisfeldern und Bananenplantagen.
Nach Kasi steigt die Strasse an und wird durch einige Erdrutsche während der Regenzeit bedenklich eng. Nur gut, dass bei den Überholmanövern kaum ein Auto entgegenkommt. Wir passieren Kohlfelder, Papapaya-, Bananen- und Mandarinenplantagen, mehrere Straßendörfer der Hmong mit ihren Bambus- und Holzhütten, auf Pfählen gebaut und mit Schilf und Bananenblättern bedeckt.
Je höher das Dorf gelegen ist, desto bescheidener die Lebensweise. Die Hemdchen der im rötlichen Staub spielenden Kinder sind seit Urzeiten nicht gewaschen und hängen zerschlissen am kleinen Körper. Irgendwo sehen wir für Sekunden einige Männer und Frauen in ihren alten Kostümen im Kreis tanzend.
Schon ist der Bus vorbei.
Die Armut in der Bergregion ist sichtbar. Kilometerweit vom Dorf entfernt passieren wir den Waschplatz mit dem Brunnen, zierliche Frauen transportieren Wassereimer in Händen und auf dem Kopf. Kinder mit Holzbündeln auf dem Rücken quälen sich tief gebeugt einen Hang hinauf.
Die laotische Gesellschaft ist zweigeteilt. Die Leute in den Städten sind die Gewinner. Sie profitieren seit der Öffnung vom allmählich aufkommenden Tourismus und einige haben es in der kurzen Zeit schon zu Wohlstand gebracht. Aber die Bevölkerung auf dem Land kann sich gerade mal selbst versorgen. In diese Dörfer kommt der Dollar nicht oder nur selten. Dort vielleicht, wo die Busse für einen kurzen Stopp halten.
Die Straße führt nun sehr kurvig hinauf. Das Panorama dort oben gehört zum aufregendsten der ganzen Strecke. Am augenfälligsten ist normalerweise der Zacken des Phou Pachao (1892 m), heute aber versteckt er sich in dichten Nebelschwaden.
Hier sind die Häuser dicht am Abhang zusammengedrängt, typisch für die in mehr als 1000 m siedelnden Hmong: ebenerdig mit ausladendem Reet- oder Schindeldächern, aus breiten Brettern und fensterlos gebaut.
Irgendwann eröffnet sich ein weiteres Panorama. Wir passieren viele Dörfer, von denen manche inzwischen eine Wasserleitung mit einigen Wasserstellen besitzen. Dort waschen sich jetzt am Abend Frauen die Haare oder Wäsche.
Am Ende eines weiten Tales liegt der Nam Khan wie eine Schlange in der Landschaft und es beginnt der Abstieg in unzähligen Serpentinen hinunter. Nicht mehr weit und wir sind in Luang Prabang.
Unser Mekong Charme Gh, ganz in der Nähe des Wat Xieng Thong am Mekong gelegen, finden wir erst nach einigen Falschinformationen und in der Dunkelheit.
Das war tatsächlich die Wetterwende.
Seit Freitag ist es in der Frühe bewölkt - und man erwartet einen Regentag - und danach blauer Himmel und Sonne, das Thermometer steigt schlagartig auf über 30 Grad, gefühlt deutlich mehr und die Welt strahlt wieder um die Wette.
An dem einen Zwischentag in Luang Prabang genießen wir die Sonne und die viele Zeit.
Nun geht es zwei Tage lang mit dem Slowboat auf dem Mekong flussaufwärts in das laotische Grenzstädtchen Houay Xai, gegenüber der Thaistadt Chiang Khong. Ein Hochgenuss der Langsamkeit.
Fast pünktlich legt das schlicht gezimmerte, altersschwache, mit keinerlei Firlefanz und Luxus ausgestattete Boot ( Mit den Augen eines deutschen Sicherheitsbeauftragten für die Flussschifffahrt gesehen, ein Schrottkahn - er sagt es frei heraus -, bestenfalls geeignet zu Ausstellungs- oder Partyzwecken. Aber im Wasser - unmöglich.) am Pier nördlich von Luang Prabang ab. Sämtliche 80 Plätze sind belegt, mit Ausländern etwa die Hälfte.
Eine Stunde nach Luang Prabang passieren wir den Höhlentempel bei Pak Ou, dort wo der Fluss Nam Ou in den Mekong mündet. Vom Fluss aus sieht man nur einige der mehr als tausend Buddhafiguren aller Größen.
Der Wasserstand jetzt im Januar ist 3 Monate nach Einsetzen der Trockenzeit extrem niedrig. Riesige Granitformationen ragen aus dem Wasser, oft 5-10 m hoch. Im September sind sie nicht zu sehen. Der Flussschiffer aber kennt alle Untiefen und umfährt routiniert und im Zickzack alle Gefahren.
Gesäumt wird das Ufer von spärlichem Regenwald in den Senken und Steilhängen, von abgeholzten und wieder mit Teak- oder Bambuswäldern aufgeforsteten Hügeln, ab und zu sind die Hänge kultiviert und einfache Holzhütten hier und da lassen Dörfer erahnen.
Nur an den Hängen der steilen Berge steht noch dichtbewachsen der Dschungel vergangener Zeiten.
Mehrfach hält das Boot an einem Dorf und Locals mit ungeheuer viel und schweren Lasten gehen an Land.
Unfassbar, was alles auf dem Boot transportiert und entladen wird.
Der Fluss fließt in weichen Wogen langsam und träge, die schlammig braunen Wasser von geheimnisvollen Strudeln aufgewühlt. Im unruhigen und bewegten Wasser ächzen und knarzen die Holzbalken und -bohlen des Schiffes manchmal bedenklich.
Bizarre Felsformationen am Ufer lösen stufig geformte Sandterrassen ab. Kalk- und Schieferplatten ästhetisch wie von Künstlerhand drapiert und aus dem Wasser ragende Steininseln, die im gleißenden Sonnenlicht Seelöwenkolonie spielen, machen die Flussfahrt fast zum Kunsterlebnis.
Die mitreisenden Laoten haben Unmengen an Lebensmitteln in Körben dabei und essen, so scheint es, ohne Unterbrechung. Klebreis im Bambus, Zuckerrohr und rohes Gemüse, Obst und Würste, kalte, irgendwann totgegrillte Hühnerbeine und -teile. Typischerweise bieten sie davon großzügig auch den umsitzenden Ausländern an. Die Stimmung ist freundlich und entspannt, einige der Einheimischen sprechen auch einige Brocken englisch. Völkerverständigung sozusagen.
Nur wenige Boote kommen entgegen, manchmal Frachtkähne, mit weißen Säcken beladen, vermutlich Reis. Schon viele Jahrhunderte lang ist der Mekong Transportweg von China nach Süden in das Reich Siams. Schiffe flussabwärts führten Seide, Tee und Opium mit und flussaufwärts Gold, Silber und Elfenbein.
An einem Khmu-Dorf hält das Boot und bepackte Einheimische steigen aus und schleppen Säcke mit Zement oder Reis, eine Waschmaschine und viele Taschen, Kartons und Körbe die Sandhänge hinauf.
Kurz vor Sonnenuntergang legt das Boot in Pak Beng an einem Steilhang an.
Mit viel zu schwerem Rucksack auf dem Rücken und einem kleinen in der Hand krabbeln und balancieren wir den rutschigen Hang hinauf, den Angstschrei des Fallens schon auf den Lippen parat.
Wir schaffen es erstaunlicherweise bis zu einigen steilen Treppen und zum Guesthouse am Hang. So etwas nennt man dann hinterher ein kleines Abenteuer.
Der Ort Pak Beng ist ein skuriller Ort und hat den Charme eines Wildweststädtchens in der Wüste. Von Ankunft der Boote aus Luang Prabang und Houay Xai und damit dem Einfall der Touristen ins Dorf herrscht bis etwa 21 Uhr Betrieb, die etwa 100 Ausländer, die auf einen Schlag die Hauptstraße überschwemmen und vor den Gh Schlange stehen, werden umgarnt und hofiert, alles leuchtet und funkelt auch einladend aus jedem traurigen Winkel. Mit Kerzen und Lichterketten aufgepeppte Terrassenlokale locken gerade so lange, bis alle Ankömmlinge versorgt sind. Daraufhin entspannt sich das Dorf und verfällt nach dem letzten Bäuerchen in dunkle Agonie. Nur ein paar Bosse zählen vergnügt noch die Scheinchen.
Dann legt sich die Dunkelheit barmherzig über das Geschehen.
Am nebelverhangenen Morgen sind wir wieder auf einem Slowboat. Dieses Mal aber ist das Boot nur zur Hälfte besetzt und es gibt genügend Platz für ein ganz entspanntes Fahren.
Schon nach kurzer Fahrt wird der Fluss schmäler, die Ufer kommen sich nahe, die Berge werden steiler. Die Hänge ziehen lange mit hemmungslos abgeholzten Regenwäldern an uns vorbei.
Chinesischer Straßenbau frisst sich gnadenlos und unaufhaltsam an den Ufern durch die Natur. Bei Pak Ngeung haben sie zudem eine neue Brücke über den Mekong gebaut und damit eine schnellere Verbindung nach Issaan in Nordostthailand, dem Reisanbaugebiet.
Später, nach dem kalten Morgen wärmt die Sonne angenehm und ihr Licht tanzt auf dem glatten Fluss und der glänzt jetzt voller Lebenslust, schlängelt sich leicht und elegant an den gigantischen Felsenwänden vorbei.
Die Dörfer am Mekong: Pfahlhütten aus Holz oder Bambus, mit Stroh die Dächer bedeckt, in die Mitte der Hänge gebaut oder auf vorgelagerte Hügel.
Unten am Fluss Fischeranlagen aus Bambus, Reusen, Netze und Stangen, Anlegeplätze für die Boote, kleine aus Stämmen geschlagene Longtails.
Bewohnt sind sie von Hochland-Lao-Völkern, die teilweise vor mehreren Jahrhunderten aus der chinesischen Provinz Yunnan oder von Tibet über Birma nach Laos eingewandert sind. Zahlreiche Stämme mit eigener Sprache, eigener Tradition und meist animistischem Glauben: Khmu, Akha, Lanten, Yao und Hmong sind die größten Gruppen.
Sie leben neben dem Fischfang vom Gemüseanbau und einige Stämme auch noch von der Jagd. Weiter im Norden in den Bergregionen wird auch noch verstärkt Opium angebaut, was von der Regierung bekämpft wird.
Je weiter das Boot nach Norden kommt, desto flacher sind die Hänge und die Hügel sind sämtlich abgeholzt. Kein Fleckchen mehr zu sehen vom ehemaligen Regenwald. Sicher ist auch die Brandrodung der Bauern für neue Anbauflächen Ursache, aber meist war es die Gier nach Holz. Manchmal sind am Ufer die Wege für den Abtransport des Holzes zu ahnen und zu sehen. Eine unglaubliche Sünde an der intakten Natur des Landes.
An besonders engen und flacheren Passagen wühlen tiefe Kräfte die Wasser auf, bilden bedrohliche Malströme, die Treibholz, ganze Stämme mit sich hinunterziehen, wahrscheinlich zu den Flussgeistern, die durch kleine Blumenaltäre mit Opfergaben auf jedem Schiff besänftigt werden müssen.
Westliche Reisende rümpfen über derlei Geisterglauben gerne die Nase im festen Bewusstsein, dieser rückschrittlichen Kultur weit überlegen zu sein. Dabei wird übersehen, dass mit diesen Methoden die tief verborgenen Ängste der Menschen gar nicht so übel verwaltet werden und auch, welche eigenartigen Formen der Verdrängung und Sublimierung von Angst unsere zivilisierten Lebensformen hervorbringen.
Die Gewalten des Wassers sind enorm und der kleine Mensch ist diesen Kräften der Natur fraglos ausgeliefert. Dass der Glaube des modernen Menschen an die Beherrschbarkeit von Natur auch dann und wann ins Wanken gerät, zeigt sich, wenn er mit seiner ganzen Überheblichkeit nach einer der vielen Katastrophen der letzten Zeit ratlos vor dem Scherbenhaufen steht.
Je weiter wir nach Norden kamen, desto flacher wurden die Hügel, der Fluss breiter, die Landschaft insgesamt kultivierter und endlose Bananenplantagen wechselten sich an den beiden Ufern ab.
Als später der Mekong zum Grenzfluss der beiden Länder wird, zeigte sich an den Uferhängen sinnbildlich der unterschiedliche Charater der beiden Nachbarländer. Auf thailändischer Seite war die Uferböschung begradigt, gemauert und mit grobem Kies sauber eingefasst, in der Nacht von vielen Laternen sicher gut ausgeleuchtet und zu den betonierten Anlegestellen der Boote gelangt man auf ebenmäßigen Treppenstufen.
Auf der laotischen Seite dagegen war die Böschung naturbelassen und wild wuchernd, ausgetretene Pfade führten hinunter an die Sandbänke und kein einziges Lichtlein leuchtet dort in der Nacht. Nur die Sterne vielleicht und der Mond.
Dazu passt folgende Nachricht aus den „Cambodia news“ vor einigen Tagen:
In den ersten 12 Tagen des neuen Jahres haben offensichtlich mehr als 800 000 kambodschanische Gastarbeiter Thailand aus Angst verlassen und sind nach Kambodscha zurückgekehrt. Es ging das Gerücht, dass die Militärregierung den Kampf gegen die illegale Beschäftigung mit Verhaftungen und gar Erschießungen verschärfen wollten, was von einer Regierungssprecherin als grobe Unwahrheit bezeichnet wurde. In Thailand sind nach dem Artikel aus den Nachbarländern, Kambodscha, Myanmar und Laos mehr als 2 Millionen illegal beschäftigt.
Dazu passt noch ein anderer Bericht:
In Phnom Penh und Siem Reap gibt es seit längerer Zeit Streiks der Gewerkschaft und den Textilarbeitern für die Verdoppelung des monatlichen Mindestlohnes auf 160 Dollar. Bislang hat sich die Regierung allerdings nur auf eine Erhöhung von 80 Dollar auf zunächst 95 Dollar eingelassen.
In der FAZ-net vom 4.1.17 war zu lesen:
“Die Oppositionspolitikerin Mu Sochua sagte, das als „Freiheitspark“ bekanntgewordene Lager sei gegen 10.30 Ortszeit (04.30 MEZ) von der Polizei und Schlägertrupps umstellt worden. „Es waren angeheuerte Schläger und Spezialeinsatzkräfte mit Metallrohren und Knüppeln. Ihr Ziel war, die Leute zu Krüppeln zu schlagen. Unsere Anhänger wurden völlig zerstreut. Es war wie eine Kriegszone“, sagte sie. Im Freiheitspark in Phnom Penh hatten Hunderte Anhänger der Opposition seit Mitte Dezember ausgeharrt. Die Opposition fürchtet, dass nun ihre Parteihauptquartiere als nächstes an der Reihe seien.“ -
„Am Vortag waren bei einem Polizeieinsatz gegen die Protestler bis zu fünf Menschen getötet worden.“
Marken wie Gap, Banana Republic, Wal Mart, H&M, Nike lassen Teile ihrer Produktion in den 500 kambodschanischen Textilfabriken fertigen.
Adidas und Puma erklärten, ihr Unternehmen verfolge die Ereignisse mit Besorgnis.
Na prima. Wer kauft denn bloß (noch) diese überteuerten Marken?
Die Bootsfahrt auf dem gemächlich dahinfließenden Mekong erinnert noch ferne an das alte Indochina der Zeitlosigkeit und Freundlichkeit der Menschen. Man sieht kleine und ärmliche Stelzendörfer am Hang mit Ufergärten, in der Sonne liegende Wasserbüffel,
plantschende Kinder und Fischer, die ihre Netze auswerfen. Alles Bilder der Entschleunigung. Wenn da nur nicht einige wenige Westler wären, die einfach nicht in dieses Bild passen wollen.
Dennoch: eine wunderschöne Fahrt, die im Gedächtnis bleiben wird.
Ein Land im gemächlichen Tempo - in dem die Landschaft an einem vorbeizieht und die Zeit lässt, etwas genauer hinzusehen - vom Boot aus zu erkunden, ist eine gute und gemütliche Art, in den Charakter eines Landes einzutauchen. Auch weit angenehmer, als mit dem Bus eines verkappten Rennfahrers über verhunzte Straßen an der Landschaft und durch die belebten Straßen der Dörfer zu rasen. Und dass die Flüsse bis vor kurzem noch die eigentlichen Transportwege des Landes waren, kann man auf einer solchen Fahrt auch erkennen. Ein Geschenk war es auch, auf dieser zweitägigen Mekongfahrt den Menschen des Landes nahe sein zu können und wenn auch nicht ins Gespräch zu kommen, so doch ihre Gewohnheiten, Eigenarten und ihr sanftes Gemüt zu erspüren.
Eines war auch sehr lehrreich. Während alle Ausländer, auch die Chinesen/Koreanre/Japaner, industriell produzierte und verpackte Lebensmittel während der Schifffahrt verspeisten (Chips, kleine Küchlein in Cellophan, Instant-Suppenboxen, Kekse, Obst usw) gab es bei den mitreisenden Laoten Klebreis im Bambus, rohes Gemüse, mitgebrachtes Gegrilltes, Würste, Zuckerrohr zum Lutschen, unreife, grüne Mango mit Chilizucker und jede Menge tropischer Früchte, alles im großen Bastkorb aufbewahrt.
Allerdings: Jede Bananenschale, das ausgelutschte Stück Zuckerrohr usw. flog in hohem Bogen in den Mekong und im Laufe der Zeit taten es ihnen komischerweise die umweltbewussten Europäer nach.
Noch vor Sonnenuntergang kommen wir im verschlafenen laotischen Grenzort Houay Xai an und buchen für eine Nacht ein nettes Zimmer im Riverside HouayXay mit Blick auf den Mekong und das thailändische Chiang Khong.
In der Nähe des „Goldenen Dreiecks“ gelegen hat sich der Ort zu einem wichtigen Durchgangsort des neuen Handels-Vierecks (Thailand, Myanmar, Laos und China) und zum beliebten Einfalls- und Durchgangsort der Touristen von Thailand nach Laos und umgekehrt entwickelt.
Von Houay Xai, der Hauptstadt der Provinz Bokeo (Bo=Mine, Keo=Edelsteine), werden statt früher Opium heute vor allem Rohstoffe wie Holz, Kohle und Edelsteine nach China verschifft und inzwischen pro Jahr hundertausende von Tonnen Kautschuk. Im Gegenzug finden chinesische Billigprodukte den Weg in die Region.
Mit der vierten „Freundschaftsbrücke“ über den Mekong wurde teils mit chinesischen Geldern der 700 km lange „Express Highway“ von Kunming nach Chiang Rai ausgebaut, der Südchina mit den Märkten in Südostasien langersehnt verbindet.
Für uns war Houay Xai eine Durchgangsstation.
Heute Morgen nämlich fuhren wir gleich wieder mit dem Kleinbus Richtung Nordosten auf der Straße 3, die nach Luang Namtha und weiter nach Bo Ten führt, Grenzort auf chinesischer Seite.
Inzwischen ist die ehemalige Dschungelpiste - tiefgefurchte Lehm- und Schotterstraße, in der Regenzeit nur mit göttlichem Beistand passierbar - durch intakten Regenwald Teil des „Express Highways“, der obwohl asphaltiert - zeitweise - eher den Namen „Hellway“ verdient hätte.
Die Fahrt im überbesetzten und überladenen Localbus war aber insgesamt sehr lustig. Mit uns reisten noch 2 Französinnen, beide unabhängig voneinander auf einer einjährigen Weltreise, und eine Laotin aus Texas auf Heimaturlaub.
Wir hockten gequetscht unter etwa 25 kleinen Laoten und bei jedem Halt mussten alle über Berge von Säcke, Kartons und Riesentaschen steigen, manche auch gleich durch ein Fenster. Und wenn am Straßenrang im Nirgendwo eine Bäuerin mit Säcken stand, fand sich dort noch immer ein Plätzchen, wo du geglaubt hast, dass der Bus schon aus allen Nähten platzt.
Weniger schön war der ehemalige Dschungel, durch den die Straße führte, denn er war radikal abgeholzt,
kahl also die Hügel und an vielen Flächen wuchsen nun stattdessen riesige junge Latexwälder,
manchmal so weit das Auge sehen konnte.
Ein Jammer und eine Schande, die Natur auf diese radikale Weise hinzurichten.
Einzig im nahen Bokeo NPA, der ab und zu im Hintergrund zu sehen war, erkannte man noch Regenwald.
Abenteuerlich dafür aber die Straße, von vielen Sand- und Schotterpassagen unterbrochen oder von gefurchtem Asphalt, verursacht durch die Unmengen von schweren Trucks auf diesem „Highway“.
Er führt an vielen Dörfern der unterschiedlichsten Ethnien vorbei, denen die bittere Armut der laotischen Landbevölkerung anzusehen war.
Auf der etwa 5stündigen Fahrt passierten wir eine für den Kohleabbau leergebaggerte leichte Hügellandschaft, aber meist steile Abschnitte in über 1000 m Höhe, in denen der alte Motor hörbar aus der Puste kam
und beim Schalten in den ersten Gang das Getriebe regelmäßig seinen letzten krächzenden Seufzer zu geben schien.
Erst wenige Kilometer vor Luang Namtha verließen wir die Berge und das Tal des Nam Tha öffnete sich zu einer weiten und fruchtbaren Ebene auf 600 m Höhe.
Hier in derTrekkingmetropole des Nordens werden wir mehrere Tage verbringen, nachdem wir seit Vang Vieng 4 Tage ständig auf Achse waren.
Luang Namtha, 20. Januar 2017
Die Stadt Luang Namtha ist eigentlich ein Flecken, eine Ansammlung von Dörfern.
Sie liegt in einem fruchtbaren Becken des Nam Tha, von Bergen eingerahmt, nahe der chinesischen Grenze und ist stark von chinesischen Investoren dominiert. Die Laoten werden schwach, wenn sie so viel Geld sehen (wie sie noch nie gesehen haben), das ihnen die Chinesen für ihr Land geben. Und ganze Dörfer des Nationalparks haben langzeitige Verträge mit ihnen abgeschlossen (die sie weder lesen noch verstehen können), in der Hoffnung, über viele Jahre Arbeit in den Gummiplantagen und -fabriken zu sichern.
Aber werden sie die Arbeit leisten können oder werden chinesische Wanderarbeiter den Job übernehmen?
Es mutet an wie der Ausverkauf des Landes zu seligen Wiedervereinigungszeiten.
Die großen Hotels, Automobil-, Motorrad-, Motoren- und Elektronikgeschäfte sind im Besitz der Geldgeber aus Yünnan. Protzige Repräsentationsgebäude und Villen sind in einem Jahr aus dem Boden geschossen. Auch einige Laoten prosperieren, denn die für die Stadt sprichwörtlich guten Ecotourismus-Projekte sorgen für einige Trekking-Touristen. Sie gehen in die Minoritätendörfer und den Dschungel des Nationalparks, meist mehrtägige Touren mit Homestay in den Dörfern und langen Wanderungen hinauf, stundenlang bergauf, in die Bergdörfer, was wir uns aus mehreren Gründen nicht erlauben.
In der Umgebung von Luang Namtha haben einige Bergstämme hier unten im Tal Dörfer gegründet, vor allem Tai Dam, Tai Lue, Khmu, auch Akha und Lanten. Sie leben vom Reis- und Gemüseanbau und meist sehr spärlich.
Wir gondeln tagelang mit guten Mountainbikes durch diese Dörfer, in denen wir von Kindern und Erwachsenen mit lautem „Sabaidi“ begrüßt werden und durch die Reisfelder vor einem fantastischen Bergpanorama.
Das einfache Leben in den Dörfern findet meist auf dem blanken Boden statt, die Arbeitsgeräte sind mittelalterlich, selbstgemacht oder aus China, die Hütten und Häuser windschief und staubig.
Aber man hört nicht das Ticken der Zeit. Nur die Hühner, die Enten und Gänse gackern um die Wette.
Die Tai Dam gelten als die besten Seidenweber des Landes und sie produzieren (vom Pflanzen der Maulbeerbäume über die Zucht der Seidenraupen bis zum Verspinnen des Seidenkokons und dem eigentlichen Weben) und färben Seide.
„Dam“ bedeutet schwarz und die Frauen kleiden sich indigoblau bis schwarz mit leuchtend rot-gelber Stickerei verzierten Kopftücher, manchmal auch billige Handtücher. Der Buddhismus hat sich bei ihnen nicht durchsetzen können, wichtiger sind die vielen Rituale rund um ihren Geisterglauben.
Die Lue haben großen Einfluss auf andere Bergvölker. Ihre Sprache ist im Nordwesten von Laos zur Verkehrssprache geworden, sicher auch, weil sie zum Ende des 19. Jahrhunderts ein kleines Fürstentum gegründet hatten mit der Königstadt Muang Sing, die wir in diesen Tagen besuchen werden. Ebenso ist der Hausbau der Lue mit hochaufragenden Walmdächern und der terrassierte Bewässerungsanbau vorbildlich.
Die Akha wanderten vor etwa 300 Jahren aus Tibet über Yünnan nach Nordlaos ein. Eigentlich siedelten sie bisher in Dörfern zwischen 900 und 1500 m Höhe, aber in neuerer Zeit wurden in dieser Gegend ihre Dörfer auch weiter unten umgesiedelt.
Sie bevorzugen als Masttier das Hängebauchschwein. Die Akha sind Animisten mit einer reichen Geisterwelt. Die großen Zeremonien beinhalten auch heute noch das Tieropfer.
Die Frauen tragen selbst hergestellte Kleidung. Baumwolle aus eigenem Anbau wird versponnen und mit indigo blau gefärbt. Dekoriert wird mit roter Stickerei und roten Ketten. Der Kopfhauben sind aufwändig mit silbernen Piastern oder alten laotischen Münzen geschmückt.
Einige Frauen der Akha geistern mit ihrem Armschmuck und bestickten Taschen in der Stadt bei den Touristen herum.
Bei einer Tour in ein Seitental, das am Nam Di Wasserfall endet, kamen wir an einem Khmudorf und am Ende des Tals an einem Lan Ten-Dorf vorbei.
Die Khmu sind ein Mon-Khmer-Volk und gehören zum ältesten Bergvolk in Laos. Sie wanderten schon vor mehr als 1200 Jahren nach Laos in die Mekong-Ebene ein, wurden aber später von den Tälern in die höheren Regionen vertrieben.
Ihr animistischer Glaube bezieht sich daher sehr stark auf Berge und Wälder. Sie grenzen sich jedoch nicht so stark wie andere Völker ab und stehen meist stark unter dem Einfluss anderer Gruppen, hier der Lue, in anderen Regionen z.B. unter dem der Hmong. In ihrer Geschichte wurden sie häufig als „Kha“ (Sklave oder Diener) bezeichnet.
Sie tragen schwarze Trachten mit bunten Kreuzstichen und sind exzellente Korbflechter mit feinen und filigranen Arbeiten.
Die Lan Ten leben fast ausschließlich um Luang Namtha und sind mit den Yao verwandt und von allen am ärmsten.
Die Frauen zupfen sich mit 15 Jahren die Augenbrauen vollständig aus als Zeichen der Heiratsfähigkeit. Unter einem schwarzen, seitlich geknöpften Kittel tragen sie eine kurze Hose und die Waden schützen weiße Gamaschen.
Ihr Kopfschmuck ist mit Silberstücken besetzt, ähnlich wie bei den Akha. Gemeinsam mit den Yao, mit denen sie verwandt sind, besitzen sie eine Schrift mit chinesischen Zeichen.
Am Fluss produzieren die Frauen Bambuspapier, das für zeremonielle Zwecke benötigt wird.
Der schottrige Weg zum Wasserfall war beschwerlich und hat uns am Ende der Tour die ganzen Kräfte geraubt.
Der düstere Ort war dann leider keinesfalls den Anstrengungen angemessen.
Nong Kiao, 27. Februar 2017
Heute geht es nach Norden in die ehemalige Königstadt der Lue, Muang Sing.
Am Busbahnhof kaufen wir ein Ticket und warten auf den Kleinbus. Als er um die Ecke biegt und hält, springen etwa 15 Laoten gleichzeitig auf, werfen sich oder eine Flasche, Jacke, Tasche auf einen Sitz und der Bus ist augenblicklich besetzt. Wir stehen mit offenem Mund davor. So schnell am Morgen ist nicht immer unsere Sache. Aber wir wären nicht in Laos, gäbe es nicht noch ein Plätzchen für uns. Dort wo eigentlich 3 Sitze sind quetschen sich jetzt vier. So geht das. Hochbeladen holpert der Bus los.
Von Fahrern westlicher Städte wird behauptet, dass sie alle Winkel der Stadt kennen. Unser Busfahrer hier scheint alle Schlaglöcher zu kennen, was viel Umkurven bedeutet.
Laos ist noch immer ein armes Land. Man ist froh, überhaupt eine Straße zu haben mit wenigstens ein bisschen Asphalt.
Die gelöcherte Straße führt durch bergiges Land, immer über einem Flusslauf, rechts und links Möchtegerndschungel und, wie gehabt, wieder Latexwald. Wir passieren viele arme und ärmste, verstaubte Dörfer, Kinder lachen am Straßenrand, irgendwo ist ein Dorffest, aus einem Lautsprecher dröhnt ein laotischer Schlager,
vom Auto heraus verkauft einer Film-DVDs, es wird gehämmert, Tigergras gebunden, Frauen am Straßenrand schleppen Holzbündel oder Körbe mit rettichähnlichem Gemüse, hier und da spannt sich eine abenteuerliche Bambusbrücke über das Tal.
Vor einer Holzbücke wartet unser Fahrer weise, bis der Vordermann sie vollständig überquert hat. Zwei Busse auf einmal wäre keine schlaue Idee.
Die ehemalige Königstadt ist ein staubiger Flecken. Nichts anderes.
Mag ja sein, dass er schon bessere Zeiten erlebt hat, aber inzwischen hat sich viel Staub der Geschichte über ihn gelegt und königlicher Glanz ist nirgendwo zu sehen.
Hinzu kommt, die Grenze zu Yünnan ist von hier zu Fuß zu erreichen und das Städtchen hat sich eher in einen chinesischen Marktort im tiefsten Hinterland gemausert,
überschwemmt von Billigwaren mit chinesischen Schriftzeichen. Was bei diesem Massenverkauf rausspringt, sieht man neben verstaubten Hütten. Chinesischer Größenwahn.
Das im Reiseführer als gut und interessant beschriebene „Tribal Museum“ im typischen Lue-Stil,
mit einem von der deutschen GIZ produzierten Film mit dem Titel: „Culture in Change. Akha People in Northern Laos“ ist so was von geschlossen. Der Staub von annähernd hundert Jahren lastet schwer auf seiner Geschichte. Auch die sonstigen kulturellen Sehenswürdigkeiten der Lue, wie das ehemalige Haus des Chao Noi („kleiner Herr“) oder der Palast des Chao Fa („Herr des Himmels“) sind allesamt dem Abbruch nahe und großes Interesse an einer Renovierung hat wohl weder die Stadt noch irgendein reicher Chinese.
So blieb als einzige Attraktion neben dem aus allen Nähten platzenden überdachten Frischmarkt das bedeutendste Kloster der Stadt, das Vat Luang.
In ihm regte sich tatsächlich jede Menge Leben. Der Klosterhof war gefüllt mit Männern und überwiegend Frauen in ihren besten Kleidern. Aus dem Inneren des Viharn klangen über Mikrofon Litaneien heraus und bei näherem Hinschauen stellten wir fest:
Hier ist schon seit dem frühen Morgen wohl eine aufwändige Initiationszeremonie im Gange. Im bunten Inneren mit den vielen herabhängenden Himmelsleitern sitzen etwas erhöht etwa 15 Jungen in rosa Gewändern.
Kurz zuvor wohl war ihnen der Kopf geschoren und ihr Gesicht eigenartig geschminkt worden, nach weiblichem Muster. Die Familien der Jungen legten allen Geschenke und Geldscheine in deren aufgestellte Körbe. Kleine Bambustische mit Essen wurden hereingetragen und nach weiteren Litaneien
durften die kleinen Novizen mit dem Klebreis beginnen. Verschämt, so schien es, stopften sie kleine Bissen in die rot geschminkten Backen.
Während der Zeremonie saßen im Klosterhof Männer und Frauen bei einem Mahl und auf der anderen Seite des Viharn standen ebenfalls noch Tische mit Essen und Getränken, wohl für die Familien der Hauptpersonen.
Auch uns als einzigen Nichtbuddhisten im Vat wurde ein Beutel mit Essbarem zugesteckt.
Neben dieser Zeremonie werden uns von Muang Sing noch die vielen fremden Schriftzeichen in den mit Waren hochgestapelten Geschäften und vor allem der Staub in Erinnerung bleiben.
Selbst die Natur am Straßenrand war dick grau gepudert und Bäume und Sträucher sahen aus wie überdimensionale Staubwedel oder -fänger.
Für eine Bootsfahrt auf dem Nam Ou muss man die Tristesse des Marktflecken Muang Khoua in Kauf nehmen. Staub auch hier, und nicht einmal wenig und Berge von lässig weggeworfenem Müll. Verstärkt wurde dieser Eindruck noch durch den grauen, wolkenverhangenen Himmel, der erst kurz vor Sonnenuntergang blaue Flecken bekam.
Ähnliches auch schon auf der Fahrt mit einem vietnamesischen Kleinbus, der die Route von Luang Namtha nach Dien Bien Phu in Nordvietnam täglich zurücklegt und uns mitten auf dem Markt/ der Kreuzung in Muang Khoua ablud.
Erstaunt hat uns, wie viele vietnamesische Busse und Trucks diese Strecke befahren.
Die Straßendörfer auf der Strecke waren barmherzig verhüllt unter viel Staub und unglaublicher Armut.
In fast jedem Dorf lagen Unmengen von Tigergras zum Trocknen aus, aus dem dann in mühsamer Arbeit Besen hergestellt und in den Städten für wenig Geld verkauft werden.
An einem Halt priesen Akha- und Khmu-Frauen in ihren bunten Kleidern Selbsgewebtes an.
Viele vorbeifliegende Bilder machten traurig und passten zur drangsalierten und zerrupften Natur, die auch hier noch vor Jahren intakt und idyllisch war.
Der enthemmte vietnamesische Draufgänger-Driver kannte zusätzlich bei der Durchfahrt durch die belebten Dörfer keine Gnade und kündigte dies mit seinem ohrenbetäubenden Horn selbst Hunden und Hühnern im Voraus am Dorfeingang mit.
Die vierstündige Fahrt auf dem Nam Ou war erneut ein wunderschönes Highlight.
Die Gruppe war sehr angenehm (2 Franzosen, 4 Holländerinnen, 1 Italienerin, 1 Tschechin, eine argentinische Familie mit 2 netten Kindern, wir und ein laotisches Paar, das in einem Dorf zustieg) und man erzählte sich viel von den unterschiedlichen Reisen, die gemacht wurden.
Die Landschaft am Fluss ist, obwohl schon geschändeter Sekundärwald mit reichlich Bambus und vereinzelten silbergrauen Urwaldriesen, noch immer wohltuend mit den dicht dschungelbewachsenen Karstfelsen, den vielen Oleanderinseln und bizarren Granitungetümen im Wasser.
Über weite Strecken windet sich der Fluss in vielen Kurven durch die Hänge, hier und da sieht man ein Boot am Ufer oder Wasserbüffel auf einer Sandbank und die Stromschnellen sind ein toller Anblick.
Allerdings begannen nach etwa 2/3 der Fahrt die Erdarbeiten für einen neuen Damm mit Wasserkraftwerk und ein riesiges Abbaugebiet irgendwelcher Bodenschätze, alles in chinesicher Regie, ausgeführt von chinesischen Wanderarbeitern und für Chinas Nutzen.
Später ragen bis zu 1900 m hohe Karstfelsen steil aus dem Wasser, die Flanken mit noch unberührtem Urwald.
Nach vier Stunden Fahrt stiegen wir im beschaulichen kleinen Dorf mit dem herrlichen Namen Muang Ngoi Kao aus, um dort in der Hängematte und der Ruhe des Dorflebens am malerischen Ufer des Nam Ou einige Tage zu genießen.
Beim Blick auf den friedlich plätschernden Nam Ou kommt Entspannung ganz von alleine. Das Leben der Leute hier läuft noch sehr bescheiden und gemächlich ab. Bis vor kurzem war das Dorf nur per Boot zu erreichen. Seit 2013 erst hat das Dorf Strom - und in unserem Gh sogar schon schwaches Wifi - und inzwischen schlängelt sich eine Sandpiste am Fluss entlang nach Süden bis Nong Kiao. Der Ort strahlt aber noch immer eine angenehme Abgeschiedenheit aus und der Charme eines einfachen Fischer-und Reisbauerndorfes blieb bewahrt. Obwohl die meisten Leute hier auch vom einfachen Tourismus leben. Simple Bungalows werden vermietet, Bambusrestaurants servieren laotische Gerichte, allerhand Touren und Bootsausflüge werden angeboten.
Das Lattanavongsa Gh ist sehr rustikal, aber sauber, mit schöner Terrasse und Blick auf Fluss-und Karstlandschaft.
Bei strahlend blauem Himmel und angenehmen Temperaturen ließen wir es uns auf der Terrasse und am Fluss gut gehen. Verliebten uns in die Aussicht auf Nam Ou, die schroffen Berge, die Flussboote und Sandbank.
Verfolgten von oben Ankunft und Abfahrt der Boote, die Fischer, wenn sie ihre Netze auswarfen oder vom erfolgreichen Beutezug am Ufer anlegten.
Eroberten die dörfliche Idylle, die noch sehr einfach und authentisch ist, mit vielen freilaufenden Tieren, die in ihrer Blütezeit ohne Unterlass, so scheint es, Nachwuchs produzieren.
Machohafte Göckel, die gestreichelt und gesalbt werden, weil sie im Kampf Gewinn bringen sollen und solche, die jeweils nur den Tag ankündigen dürfen - mitten in der Nacht - Hühnermamas mit einem Pulk an Küken im Schlepptau, Enten mit Übergewicht und ohne, aber alle mit dem schwerfälligen Watschelgang, Gänse, Truthähne, Ziegen und Kühe, Katzen in allen Größen, Hunde, die meist am Rande der Wege schlafen und nur mühsam den Kopf heben,
Wasserbüffel, die am Mittag bis zur Nase im Wasser still stehen und sichtlich genießen. All diese Tiere bewegen sich frei im Dorf, den Restaurants, Bungalows, gehören einfach zum Bild dazu.
Auf der Dorfstraße sehen wir ein Mädchen von hinten und sind uns sicher, dass es vom Äußeren und den Bewegungen unsere kleine Mila ist.
Als wir ihren Namen riefen, drehte sich die Kleine um.
Welche Enttäuschung! Die asiatische Version lächelte uns aber entschuldigend an. Auch gut!
Oder wir spazieren die Sandwege am Bächlein entlang zur Tham Kang-Höhle, die im 2. Indochinakrieg Unterschlupf für die Dörfler war.
Heute zeugt noch Bombenschrott von diesem dunklen Kapitel der Geschichte. Als der Pathet Lao aus den Wäldern nach Luang Prabang vordrang, eine der letzten Bastionen der königlichen Armee, bombardierten die US-Flugzeuge diese unwegsame Region heftig. Die Reisbauern vom Dorf konnten nur bei Nacht auf ihre Felder.
Deutsche Experten unterstützten in den letzten Jahren die UXO Lao bei der Beseitigung und jetzt werden zumindest die Wege als sicher bezeichnet.
Am Morgen wird man hier von einem vielstimmigen Tierkonzert und den Trommeln der Mönche im nahen Wat geweckt. Und dies schon mal um 4:30 Uhr, um 6 Uhr nochmals und danach schallen die monotonen Mönchslitaneien ins Ohr. Mit Ohrstöpsel aber kein Problem. Nur mit dem frühen Aufstehen für den Almosengang durch das Dorf will es nicht klappen.
Die Tage fuhren wir auch mit Mountainbikes - die ein junger Schwede vermietet, der hier mit seiner laotischen Frau seit sechs Jahren lebt - an brachliegenden Reisfeldern und wild wucherndem Gebüsch und Bäumen vorbei
in das Dorf Ban Na Kang. Hier leben Khmu und Tai Deng in Abgeschiedenheit. Und dort, wo der Sandweg endet, beginnt das Ende der Welt.
Das steile auf und ab des Lehm- oder Kiesweges an senkrecht aufragenden Felsen kostet uns einige Körner. Man möchte sich gar nicht vorstellen, wie die Wege in der Regenzeit aussehen. Sicher kann man oft nicht mehr fahren und bleibt im Schlamm stecken oder bewältigt die Steigungen einfach nicht. Aber auch jetzt in der Trockenzeit sind die Menschen gut abgeschnitten. Wir spenden 50 000 Kip für die Primary School.
Heute geht es nochmals stromabwärts auf dem Flussboot, etwa eine Stunde dauert die Fahrt. Leider bleibt heute Morgen der Himmel bedeckt mit einigen blauen Flecken und die Berge sind meist von Nebel eingehüllt. Erst gegen Mittag setzt sich die Sonne durch.
Gelegentlich sieht man Beete am Fluss, terrassiert, umgestürzte Bäume von den Monsunfluten, riesige Wurzelgebilde ragen wie hilfesuchende Hände aus den Sandbänken, Wasserbüffel darauf oder im Wasser,
selten Dörfer mit schrägen Hütten am Hang, einsame Fischer auf schmalen Booten und grünliche Fluten inzwischen, mal träge und breit, aber dann wieder schnell und gefährlich.
Vereinzelte Menschen an den Uferhängen, die wie verloren scheinen, obwohl gerade sie hier verwurzelt sind.
Vor Nong Kiao zeigen nach jeder Kurve mehr dichtbewachsene Felsen steil in den Himmel und wir fahren jetzt durch eine faszinierende Karstlandschaft bis zum Bootsanleger im Dorf.
Nur eine Nacht werden wir hier verbringen, den Sonnenuntergang hinter der magischen Bergkulisse verfolgen und überhaupt in der malerischen Aussicht versinken.
Luang Prabang, 31. Januar 2017
Früh am Morgen verließen wir Nong Khiao mit dem Minibus.
Und weil eine nette Australierin, die neben Edith im hinteren Teil des Wagens saß, ohne Ende redete, holte mich nach kürzester Zeit die Gleichgültigkeit ein. Jene, die gut tut, weil Wärme und ständiges Holpern den Körper in diesen abwesenden Zustand treiben, der Leidenschaftslosigkeit und Schläfrigkeit verbreitet.
Die Landschaft, der Blick auf die gelassenen Bewegungen seiner Bewohner, die Temperatur, das Rütteln des Wagens, das alles legt das Herz still, nähert es einem Zustand wortloser Versöhnung an. Der ältere Deutsche neben mir animierte mich zusätzlich, da er offensichtlich wegen zu viel Alkohol am Vorabend großen Schlafbedarf zeigte und neben mir verführerisch döste.
Luang Prabang, unsere erste und letzte Station in Laos also.
Anfang Februar war es kühl und auch regnerisch, jetzt ist es heiß, blauer Himmel - wie man es gewohnt war -, aber voll. „Chinesisch Neujahr“ eben.
Das Milliardenvolk ist in Asien unterwegs in diesen Tagen und ein klitzekleiner Teil, ein paar hundert Tausend - so scheint es - sind in Luang Prabang. Jedenfalls sind kaum mehr Guesthäuser zu erhaschen. Am Abend irren Rudel von hochbepackten Travellern auf der Suche nach Zimmern durch die Gassen, eingepfercht in laute und kichernde chinesische Reisegruppen, die zur Zeit die Stadt übermäßig überschwemmt haben.
Lange Kolonnen teurer Luxuslimousinen (Mercedes, Audi, BMW usw., die man sonst nirgendwo sieht) werden von chinesischen Händen durch die Stadt gesteuert, große Gruppen in luxuriösen Minivans werden mit Ordnern, ausgestattet mit Walkie Talkies, von einem Hotspot zum anderen gelotst.
Ein Trubel und Lärm wie auf dem Jahrmarkt.
Fakt ist: Luang Prabang ist in chinesischer Hand - bis 2.2.17 mindestens. Eine seltsame Mischung: Hier die lärmenden und wuseligen Chinesen, die sich über lange Distanzen überlaut zurufen, und dies in einer aggressiv anmutenden und hochtönigen Sprache und dort die leisen und zurückhaltenden Laoten. Dies wirkt schon fast wie ein Symbol der Okkupation. Man hat schlagartig das Gefühl, aus Versehen im Riesenreich gelandet zu sein.
Nichtdestotrotz (ein wunderschönes Wort) eine wunderschöne Stadt.
Wir flüchten eben hinaus aus ihr. Klingt absurd, ist aber angemessen zu Chinesisch Neujahr.
Am ersten Abend fahren wir in den Süden der Stadt, Vat Putthabat Tai, ein Beweis der immer noch geltenden vietnamesisch-laotischen Freundschaft. Auf kleiner Fläche befinden sich hier in den Klostermauern vietnamesische und laotische Heiligtümer nebeneinander.
Die Tempel liegen über dem Ufer des Mekong in schönes Abendlicht getaucht, mit einem an diesem Tag fast perfekten Sonnenuntergang über der glitzernden „Mutter aller Wasser“.
Der sitzende Buddha an einem großen Bodhibaum schaut steinern gelassen auf den vor ihm träge fließenden Fluss.
Oben im Viharn feiert die kleine Mönchsgemeinde zu Beginn des vietnamesischen Neujahrs ein kleines Tempelfest mit einem bescheidenen Essen, zu dem auch wir eingeladen waren, aber mit viel „Khop Tschai Lailai“ ablehnten.
Auf dem benachbarten Petanque-Platz (das französische Nationalspiel wird auch hier in Laos am Abend begeistert gespielt) trafen wir einen Laoten, der sich mit uns in überraschend gutem deutsch unterhielt. Es stellte sich heraus, dass er von 1991 ( er sagte „nach der Wende“) bis 1996 in Rostock Landwirtschaft studierte und jetzt eine kleine Wirtschaft mit Reisfeldern, Gemüse und Wasserbüffeln südlich der Stadt am Mekong betrieb. Er gab uns den Tipp für ein alljährliches Tempelfest im Vat Meunna an der Brücke über den Nam Khan, das wir am nächsten Morgen auch besuchten.
Ein kleines Fest, das die Tempelgemeinde ein Mal im Jahr wie auf einem improvisierten Jahrmarkt mit Zeremonien, Spielen und Essen sehr einfach feiert.
Auch hier wurden wir zum Essen „for free“ eingeladen, aber wir wollten weiter über die Holzbrücke.
Also über die Brücke und weiter mit tollen Mountainbikes auf schlechten Lehmstraßen über den Nam Khan nach Norden in zwei kleine Dörfer am Mekong,
Ban Xieng Lek und Ban Xang Khong, in denen sich verschiedene Familien mit der Seidenweberei und der Papierherstellung in zweiter Generation beschäftigen.
Einige davon haben schon Kunsthandwerk-Niveau erreicht mit allerdings auch entsprechenden Preisen (und - nebenbei bemerkt - auch einen passablen Wohlstand).
Außerdem bildeten sich in den letzten Jahren einige Papierwerkstätten in ähnlicher Struktur heraus. Das strapazierfähige Papier aus der Rinde des Maulbeerbaums, „sa“ genannt, wird handgeschöpft und zu Lampenschirmen, Alben, Notizbüchern, Postkarten, Fächern oder Drucken verarbeitet.
Nachmittags setzten wir mit der Fähre über ans Westufer des Mekong.
Auf dem steilen Lehmweg hoch zum total eingestaubten Dorf Ban Xieng Mene mit einem ebenfalls eingestaubten Markt
machte gar eine ausgewachsene Sau schlapp und verweigerte platt am Boden liegend den Aufstieg.
Vom ärmlichen Dorf am Ufer des Mekong radelten wir zu vier verträumten und ebenfalls verstaubten Tempeln (in denen allerdings kleine Mädchen jeweils 1 Dollar kassierten, was die Romantik doch etwas trübte) mit einem phantastischen Blick auf den Fluss, die alte Königsstadt und die Berge im Hintergrund.
Das Waldkloster Vat Long Khoun um Beispiel war bis zum Ende der Monarchie im Jahre 1975 der Rückzugsort der Könige von Luang Prabang. Für Thronanwärter war es üblich, hier vor der Krönung die Robe anzulegen und drei Tage lang zu meditieren.
Allerdings sind diese Zeiten längst vergangen und und dies ist der wenig gepflegten und auch etwas vermüllten Anlage anzumerken.
Die vielen chinesischen Laute in einem Uferrestaurant am Mekong vermiesten beinahe das normal entspannte Spätnachmittagsbier. Und am Abend war der Besuch des normalerweise netten Essensmarkt mit viel Gegrilltem und der Hmong-Nachtmarkt mit viel Kunsthandwerk aus gleichem Grund ein realer Horrorakt. Und zum Davonrennen, wenn man nicht eingequetscht wäre und geschoben würde.
Ein Kochkurs im gehypten laotischen Restaurant „Tamarind“ am Ufer des Nam Khan war ein weiteres Highlight in diesen Tagen.
In einer Sala im dichtbewachsenen Grünen weit außerhalb der Stadt wurden typisch laotische Speisen wie weißer und purpurner Klebreis,
das Nationalgericht „laap“ (ein Salat aus feingeschnittenem Fleisch, mit vielen asiatischen Aromen und Kräutern und einer raffinierten Soße verfeinert),
das „mok Pa“ (scharf gewürzter Fisch im Bananenblatt geschmort),
die bizarr aussehenden mit einer Fleisch-Kräutermasse gefüllten Zitronengrasstangen,
das Jeow (ein laotisches Nationalgericht, bestehend aus einigen kleinen Schüsseln von Gemüse- und Fleisch- oder Fisch-Dips, mit Klebreis gegessen)
und als Dessert den Purpurklebreis in Kokosnusssoße gekocht, verfeinert mit Sesam und Tamarindsoße und verschiedenen tropischen Früchten.
Vierzehn englisch sprechende (was auf die Dauer sehr ermüdend war) Kochkünstler versuchten sich in den nicht alltäglichen Kochtechniken mit offenem Feuer und dem vielen Schnippeln und Mörsern.
Vom rhythmischen Stampfen des Mörsers für das tägliche Curry oder Jeow sind wir übrigens in manchem laotischen Dorf sehr früh am Morgen geweckt worden.
Am Abend, nachdem alles zubereitet war, gab es für die Runde ein wunderschön abgerundetes laotisches Dinner, bei dem zusätzlich zu den eigenen Speisen noch ein Büffel- und Tofu-Laap, eine würzige Bambussuppe und ein spezieller Gurkensalat gereicht wurde. Alles fein abgestimmt und sehr lecker.
Und wie um ein Zeichen gegen unserer Müdigkeit dem lauten amerikanischen Slang gegenüber zu setzen, lernten wir im Guesthouse den jungen Blake und Melany aus Texas kennen, die eine Auszeit für ein Jahr mit Reisen in Europa und Asien nutzten, um aus ihrem muffigen Austin - wie sie sagten - zu flüchten und viele schöne Orte in der Welt kennenzulernen. Und weil sie sich bemühten, ganz ohne Slang auszukommen, waren die Gespräche Balsam auf unsere Seele im alltäglichen und babylonischen Sprachenstress.
Der letzte Tag war zum Teil dem Shoppen vorbehalten und am Nachmittag hingen wir im chilligen „Utopia“ (Motto: „Zen by day, groovy by night“) am lauschigen Ufer des Nam Khan ab,
hatten im ursprünglichen „Lao Lao garden“ unser letztes laotische Dinner. Wow!
Morgen fliegen wir mit Vietnam Airlines nach Siem Reap zu Sokra!
Wer weiterlesen möchte, ruft bitte die Seite „Kambodscha vom 01.02.2017“ auf.