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Bali vom 29.11. bis 8.12.2016

Insel Gili Air, 29.11.2016


Bei Sonnenaufgang vor der Überfahrt kam ein Gewitter auf, aber schon am Schnellboot lockerte die weiße Wolkendecke wieder auf. Beim Beladen des Bootes war beachtlich, mit welcher Leichtigkeit die Trägerfrauen die schweren Rucksäcke und Koffer auf den Kopf hievten und aufrecht elegant zum Boot trugen.

Die See war bei der Überfahrt ruhig, an einer Stelle sprangen einige Delfine kunstvoll und aus purer Lebensfreude - wie man sich vorstellen kann - etwa einen Meter aus dem Wasser. Bei der Ankunft auf der Insel nach etwa einer Stunde Fahrt war der Himmel wieder blau und nur noch wenig bewölkt.

Gili Air hat etwa 1000 Einwohner und ist eine Touristeninsel mit meist einfachen und mittleren Bungalowanlagen.

Die Insel ist flach, hat einen mit vielen Kokosnusspalmen durchsetzten Baumbestand mit schattigen Pfaden und festen Sandwegen am Strand entlang. Nicht sehr dicht stehen am Beach einfache mit Stroh gedeckte Hütten im sogenannten „Lumbung-Stil“ und Bungalows und viele Hängematten und Liegen im Schatten der Mango- und Mandelbäume. Alles wirkt sehr gemütlich und entspannt.


 

Da das von uns ausgesuchte Segara Village am Oststrand und weit vom Hafen gelegen ist, haben wir ein Cidomo gemietet, eine kleine Pferdekutsche.



Auf Gili Air gibt es keine motorisierten Fahrzeuge, was ein großer Vorzug ist und ein wichtiger Aspekt dieser Idylle. Man geht entweder zu Fuß ( für die Umrundung auf dem sandigen Uferweg braucht man etwa 2 Stunden) oder fährt Fahrrad. Tolle Sache!

Manche Bewohner haben sich ein kleines zweirädriges und batteriebetriebenes E-Fahrzeug zugelegt, das du nicht kommen hörst und plötzlich und aus heiterem Himmel gespenstisch leise an dir vorbeirauscht.

Muss man sich im Chaos-Verkehr von Jakarta vorstellen!


 

Das Segara Village ist ein Gedicht.



Schnuggelige geräumige Bungalows weiträumig in einem Palmenhain mit freilaufenden Kühen

 

- manchmal kommt auch ein Waran zu Besuch - verteilt mit großem Himmelbett, einem liebevoll gestalteten Openair-Bad,



AC, gefüllter Kühlschrank, Safe, nette Terrasse mit Hängematte und am Morgen ein sehr gutes Frühstück. Die Leute sind jung, nett und entspannt, lachen viel.



Mürrische Gesichter sieht man auf der Insel kaum.

Am Mittag leihen wir uns Fahrräder und erkunden einen Teil der chilligen Insel,



verspeisen in einer Rasta-Lounge direkt am Meer liegend Mie Goreng (gebratene Nudeln mit Gemüse und Ei) und eine Kürbissuppe mit kalten Getränken.

Etwa in der Mitte der Insel steht eine Moschee, denn fast alle Einwohner sind Muslime. Überall sind die traurigen, jammernden Gesänge des Muezzin zu den Gebetszeiten zu hören, mal mehr und mal weniger stark vom Wind verweht.

Der größte Teil der Inselbevölkerung sind die Sasak, ursprünglich aus dem Osten Javas gekommen und heute stellen sie die Mehrheit der Bevölkerung auf Lombok und auf Gili Air. Eigentlich waren sie lange Zeit hindu-buddhistisch orientiert und sind erst im 18. Jahrhundert zum moslemischen Glauben missioniert worden. So entstand eine eigenartige Mischreligion, das „Wetu Telu“, was wörtlich bedeutet „Ergebnis“ und „drei“. Gemeint sind die drei Wurzeln ihrer Religion: Ahnenkult, Hinduismus und Islam - und die magische Dreieinigkeit. Und weil sie nicht immer in die Moschee rannten und wegen ihrer eigenständigen Zeremonien und Rituale, wurde die synkretistische Wetu Telu-Religion der Sasak bis in die Gegenwart (auch in den 60iger Jahren während einer antikommunistischen Hetzjagd) schon früh von der indonesischen Mehrheitsbevölkerung stigmatisiert und sie wurden zeitweise als „Heiden“ verfolgt und litten unter fürchterlichen Pogromen.

Die Menschen auf der Insel leben, wenn sie nicht am Tourismusgeschäft in irgendeiner Weise beteiligt sind, natürlich in erster Linie vom Fischfang, dann von der Verarbeitung der Kokospalmen, von etwas Viehzucht und Gemüseanbau, von Kunsthandwerk wie Holzschnitzen, Korbflechten etwa und vom Ausverkauf ihres Landes an potente Investoren.

Ein hässliches Beispiel ist an der Westküste eine noch nicht bezogene mehrstöckige Betonbettenburg, die schon vom Schiff aus gesehen einen denkbar schlechten Eindruck vermittelt, weil sie die Bambusromantik verschandelt und wie ein Fremdkörper wirkt.

Eine absolute Fehlentscheidung der Inselbevölkerung!



Der muslimische Charakter von Gili Air drückt sich halt schon etwas in der Vermüllung der Insel aus.

Ganz konträr zu Fatih Akins Film „Der Müll im Garten Eden“. Aber ähnlich deplaziert empfindet man die Mülldeponien im touristischen Paradies.
Nicht an der Küste, dort wo die Touristen in der Sonne schmachten oder in der Hängematte. Da schwingt man jeden Morgen den Besen vor der eigenen Tür, kurz nach Sonnenaufgang. Sogar die Sandwege werden gekehrt und von Blüten, Blättern uns sonstigem befreit. Sehr genau und sorgsam. Ebenso der eigene Strandabschnitt.

Aber im Inselinneren ist der Müll sorgfältig über das ganze Gebiet verteilt. Hinzu kommen Berge von Bauschutt, Materialien aller Unart und Abfälle, braune verfaulte Palmwedel, Halden mit Kokosnussschalen, Bootsruinen usw.
An manchen Stellen ist die Erde tief abgesackt und es entstanden große Löcher. Ideal den gesamten Hausmüll dort hineinzukippen. Und der ist nicht nur organisch in der heutigen Zeit.
Offensichtlich wird alles, was nicht mehr gebraucht wird, einfach in hohem Bogen irgendwohin geworfen. Und wenn man nicht weit genug werfen kann, dann landet es halt im eigenen Garten, der längst keiner mehr ist.

Wenn du gemütlich auf den Wegen durch die Insel gondelst, kann das manchmal wie auf einem Geruchs-Parcour sein. Alle paar Meter ein noch verwegenerer Teufelsgestank. Besonders am Hafen, wo in aller Frühe ein Fisch- und Gemüsemarkt auf blankem Boden abgehalten wird.

Die Worte klingen so schön aufgeräumt, keine Spur von Unordnung und Chaos im Wort. Man sieht förmlich die leckeren Fische stramm stehen und die Karotten, Bohnen, Kohlköpfe und sonstigen Gemüse wohlduftend und -geordnet sortiert in ihren geflochtenen Körben auf Kunden warten.
Irrtum. Hier herrschen afrikanische Verhältnisse!
Am Hafen kommt am späten Morgen ein Müllcontainerschiff an, in das ein Teil der Müllhalden von Arbeitern verladen wird. Die bemitleidenswerten Kerle!

Aber das meiste stinkt weiter vor sich hin und zum Himmel. Im Gegensatz zu den Menschen, - die einen großen Bogen um die Abfallmeile machen - vergnügen sich dort große Rattenheere.

Nicht dass die Menschen auf der Insel unfreundlich wären, im Gegenteil. Aber ganz sicher haben sie eine total andere Vorstellung von Schönheit und Harmonie wie die Balinesen.

Die Energie, die Balinesen für die Verschönerung ihrer Gärten und Tempel, für die Herstellung der Opfergaben an all ihre Götter und Dämonen, für ihre Zeremonien verbrauchen, lassen die Sasak in der Hängematte oder auf dem bloßen gestampften Boden liegend irgendwie verkommen oder versickern. Sie schauen lieber zu und reden darüber, wenn gerade jemand etwas instandsetzt oder wegräumt.

Heute am Morgen haben wir die gewalttätige Seite des Paradieses miterleben können.

Auf der Suche nach einer geeigneten Badestelle tauchen am Ostufer Soldaten auf. Eine Hundertschaft mindestens. Sie blockieren den Sandweg, an dessen beiden Seiten Tagelöhner dabei sind, mit bloßen Händen einfache Verkaufshütten, Restaurants, Kioske usw aus Bambus abzureißen. Die Leute bringen mit Trauer, wenige mit Wut im Bauch ihre Utensilien in Sicherheit. Die Szenerie ist gespenstisch. Viele stehen am Rande und gaffen ohne erkennbare Gemütsregung.



Allmählich kristallisiert sich heraus: Die Hütten waren illegal gebaut und die Regierung sorgt nun mit dieser Orgie der Zerstörung für Recht und Ordnung - wie einer so schön sagt.

Dasselbe Recht, dieselbe Ordnung, mit der in Mumbai oder Rio Slums eingeebnet und die Armut unsichtbar gemacht wird. Und die Unsichtbaren werden nicht gefragt.

Für uns ein staatlicher Gewaltakt ohne jegliches Mitgefühl und Würde.

Was uns verblüfft ist die Geschäftigkeit der Betroffenen, mit der sie ihre Wut verstecken. Mit gesenkten Köpfen bringen sie Kühlschränke samt Inhalt, die vom letzten Schlaf noch warmen Betten und in aller Eile mit Waren vollgestopfte schwarze Müllsäcke nach hinten. Alles mit großer Demut - wie es scheint. Nur eine Frau bringt den Mut auf zu protestieren. Sie steht weinend neben einem Schutthaufen, der mal ihr Traum und Leben war und schreit ihre ganze Verzweiflung und Wut den Soldaten und der Menge in die Seele.

Schlagartig wurde der Zusammenhang von Mut und De-mut klar.

Am Nachmittag, als wir nochmals diese Stelle passierten, wurde erst das ganze Ausmaß der Aktion sichtbar. Auf einer Strecke von gut 300 Metern sah es aus wie nach einem kleinen Krieg. Freie Flächen zum Meer und hinter dem Weg. Im Hintergrund türmten sich Halden von zertrümmertem Holz und Bambus.



Ein nettes Sahnestückchen für einen potenten Investor - möchte man meinen.



Wir radelten am Nachmittag um die Insel herum, was manchmal eine Tortur war, denn der feste Sandweg ging im Westen bald in einen weichen Sandweg über. Kein Durchkommenn mit dem Rad. Auch am weißen Muschelsandstrand konnte man nicht fahren. So stapften wir vorbei an idyllischen „Hang-out“-Bars, „Magic Mushrooms“-Schildern, einfachen Bambusresorts,



meist an sehr lauschigen Stellen gebaut mit Robinson-Feeling inklusive, und chilligen Sunsetpoints, bis wir im Nordosten wieder auf einen etwas besseren Weg stießen.



Morgens um fünf Uhr ertönte von der Moschee der Ruf des Muezzins, halbherzig und schön traurig gesungen: „Es gibt keinen Gott außer Gott. Das Gebet ist besser als der Schlaf.“

Kurz danach begann es erst zu tröpfeln und dann leicht zu regnen. Erstmals auf der Insel.

Vielleicht wollte Allah auf dieser Touristeninsel ja dadurch sein Missfallen an einigen Ungeheuerlichkeiten ausdrücken. Wer weiß. Und tatsächlich, es ist schon auch impertinent, wie sich junge westliche Mädels hier auf Moslemland verkleiden, bzw. wie wenig sie ihre jungen Körper verhüllen. Mit recht wenig Textil joggen sie am Strand entlang, lümmeln ungeniert in Bars und Restaurants herum.


Im Kampf der Kulturen werden die unterschiedlichsten Waffen eingesetzt. Solche eben, die maximales Entsetzen beim Gegenüber auslösen sollen. Vom Tanga über den Bikini bis zum Einsicht gewährenden großen Ausschnitt des T-Shirts auf dem Rücken oder an der Seite, um doch ja zu zeigen, dass man BH trägt oder auch nicht. Auf der anderen Seite kämpft man mit Kopftuch bis zum Shador oder Burka gegen die Provokationen der Gegenseite an. Hier also ist der kulturelle Kleidersturm in vollem Gange.
Wir dagegen fühlen uns total unschuldig an diesem Gefecht, denn wir kleiden uns immer respektvoll, bedecken Bauch, Schulter und Knie, wenn es sein muss. Schon wegen der Figur.


Stereotypes Wetter auf der Insel.
Meist schöne Sonnenaufgänge direkt vor der Anlage, m
orgens beim Frühstück mit Blick aufs Meer ist es schon heiß, die Himmel unfassbar blau ohne jedes Wölkchen,



am Nachmittag türmen sich drüben über den Bergen von Lombok wie jeden Tag schon sporadisch weiße bis graue Wolkenungeheuer auf.



Die Tage zuvor ging dann drüben der große Regen los mit mächtigem Blitzen und Gedonner. Auf Gili aber tat normalerweise der Tag weiter bei blauem Himmel, so als wäre nichts gewesen. Heute kam dann doch von drüben ein starker Wind über das Meer, der herrlich erfrischte. Gerade rechtzeitig. Denn eine Stunde zuvor war der Strom und die Klima ausgefallen. Mittagsschlaf im Zimmer unmöglich. Der aufkommende Wind auf dem Balkon war die Rettung.

Drüben auf Lombok ging das tägliche Tropengewitter nieder.



Sonnenuntergänge blieben bislang leider Fehlanzeige. Über Lombok hingen am Abend große Wolken. Dies war die einzige Situation, die man gerade noch so durchgehen lassen kann.



Heute war am Hafen ein Fest, dessen Bedeutung und Namen wir nicht in Erfahrung bringen konnten. Unsere Lieblingsbedienung im Gh meinte vage beim Frühstück, es sei eine Zeremonie zu Beginn eines Monats.




Der kleine Hafen quoll über von einer riesigen bunten Menschenmenge, von der ein großer Teil sich schon in voller Kleidung im Wasser vergnügte.



Auf einem freien Platz neben dem Uferweg waren einige offene Zelte aufgebaut, in deren Schatten die Honoratoren der drei Inseln hockten. Einige Tänzer in bunten Köstümen u
nd ein kleines Gamelan Orchester



hatten ihr Spiel wohl schon beendet und gerade wurden die letzten Höflichkeiten ins Mikrofon aufgesagt.



In jedem Winkel saßen jetzt die Großfamilien im Kreis und ließen sich die mitgebrachten Speisen schmecken. Ein unbeschreibliches Durcheinander und Geschnatter, das keinerlei Festablauf erkennen ließ.



Der Sinn erschloss sich uns auch jetzt nicht. Jedenfalls ballten sich heute mehr Glasbodenschiffe über den Korallenbänken als sonst. Meist mit kichernden und fröhlich gestimmten Lokals überbesetzt. War wohl ein arbeitsfreier Festtag.

Die Tage auf Gili Air vergingen sehr rasant - mit viel Lungern, Gesprächen, kleinen Touren mit dem Rad, im Wasser rumliegen, Bier trinken, nette Sachen essen, schlafen, Musik hören, lesen natürlich (Edith ein 2. Mal von Vicky Baum: „Liebe und Tod auf Bali“ und ich von Elif Shafak:“Der Geruch des Paradieses“ und „Warte nicht auf bessre Zeiten“, die Autobiografie von Wolf Biermann).

Wir machten worauf wir Lust hatten. Es war wie im Urlaub - nur besser.

Herrliche Tage, morgens sonnig und heiß, der Wind durchtränkt von den Geräuschen eines nahen Beckenbrunnens und dem ständig rauschenden Meer. Für gewöhnlich lagen wir am Strand eines Restaurants mit einem Sand, so weiß und so weich wie ein Versprechen. Edith sagte einmal nach dem Schnorcheln“ ich sehe wenige Meter vom Ufer entfernt die bunten Fische, die abends schon tod in den Eiswannen der Grillrestaurants liegen.“

Zu Mittag gab es im Restaurant jeden Tag eine andere kleine mediterrane Köstlichkeit und am Nachmittag, wenn die Wolken über Lombok dunkel aufzogen und auch die Sonne über Gili zeitweise versteckten, war Zeit für ein Schläfchen, bevor wir mit dem Rad ein Plätzchen für den Sonnenuntergang suchten.

Am Abend verspeisten wir häufig direkt am Strand in Grillrestaurants die Fische, die Edith am Tag kennengelernt hatte.

 

Am Samstag fahren wir mit dem Boot wieder hinüber nach Amed und von dort mit kleinen Unterbrechungen nach Sidemen. Ein kleines Bergdorf in den Reisterrassen unterhalb des Götterberges Gunung Agung.

Wieder in Sanur, 07.12.2016

In einem Bambuslokal im Westen der Insel Gili Air wollen wir die letzte Gelegenheit für einen Sonnenuntergang nutzen.

Natürlich wäre dies nicht nur für uns ein magischer Moment. Deutlich vor dem erhofften Ereignis tauchen daher immer mehr Sonnenanbeter auf.

Auf ihren Liegesäcken, in der Lounge, dem Liegestuhl, hockend im Sand, ihre Blicke sind immer wieder auf den Horizont im Westen gerichtet. Leicht scheint dort die Sonne durch die Wolkenberge - aber sie schafft es nicht. Taucht nur ein kleines Stück Himmel in ein klägliches rostrotes Licht und die Vorstellung ist beendet. Dann eben kein Sonnenuntergang.

Abschied von der Insel.

Man wundert sich manchmal schon, wie problemlos der Transport auf Reisen funktioniert.

Für das Schnellboot zB von Amed nach Gili Air haben wir in Amed ein Open Date Ticket für die Rückfahrt gebucht. Es hieß, man warte am Abreisetag am „Hafen“ auf Gili Air gegen 10:40 Uhr auf das Boot. Klang sehr simpel, aber der Mensch macht sich vor der Abreise natürlich so seine Gedanken, manche der Gedanken finden gar Einlass in die Träume. Fürchterliche Szenarien.

Am Hafen ist das Durcheinander groß, ständig kommen Leute mit Rucksäcken an, deren Gesichtsausdruck ähnliche Träume und Sorgen verrät. Immer wenn in der Ferne ein Boot auftaucht, kommt Bewegung in die Menge.



Unser Boot von „Freebird“ (schöner Name) kam noch vor elf Uhr an - also fast pünktlich. Als wir mit Rucksack zum Boot gingen, meinten wir neidische Blicke im Rücken zu spüren.
Koffer und Rucksack aufs Boot stemmen, Ticket abgeben, auf der Reling balancieren, Platz nehmen, entspannen, Fahrt genießen.

An der Anlegestelle in Amed stand wie vor einer Woche vereinbart der Cousin von Ketut, der ein Schild hochhielt „Mister Claus“. Er bringt uns zu Ketut und die Fahrt nach Sidemen beginnt.


Durch wunderschön grüne und üppige Berglandschaft und Reisterrassen geht es am Hang des Gunung Agung aufwärts.

Schon nach den ersten Serpentinen kommen bedrohlich schwarze Wolken auf uns zu, der Himmel verfinstert sich ordnungsgemäß und die bedrückende Dunkelheit lässt die kommende Sintflut erahnen. Oben beim Wasserheiligtum Tirta Gangga bricht ein heftiges Gewitter über uns herein, erst schüchterner Guss, dann wie auf ein geheimes Zeichen wettern im Sekundentakt Blitze und Donner auf uns herab. Die Schleusen sind geöffnet. Im Nu ist die Straße überflutet, der Scheibenwischer überfordert.

Wir beschließen, das Sightseeingprogramm (Tirta Gangga, Wasserpalast Ujung bei Amlapura und leider auch das traditionelle Bali Aga Dorf Tenganan mit der ganz speziellen traditionellen Lebensweise) zu lassen und nach einem Lunch in einem von Ketut ausgesuchten billigen Warung direkt in die Berge nach Sidemen zu fahren. Eine echte Herausforderung bei wenig Sicht, beschlagenen Scheiben und den entgegenkommenden Sturzbächen.

Eine zwar manchmal beängstigende Naturgewalt. Aber solche Intensität und Lebendigkeit bietet eben nur die Regenzeit.

Nach einem Begrüßungsgetränk in den „Abian Ayu Villas“ ist die Vorstellung frühzeitig beendet, der Regen lässt nach und eine Stunde danach



taucht allmählich die wunderschöne Landschaft aus dem Nebel auf, der wie ein Tuch über eine Kostbarkeit gelegt war.
Die triefende Natur scheint als lecke sie jetzt ihre Wunden.

Ein traumhafter Ort.


Ein geschmackvoller Bungalow am Hang mit Himmelbett, Holzmöbeln und stylischem Bad.


Von unserer Terrasse sieht man auf das satte Grün eines tropischen Garten den Hang zum Bach hinunter mit versteckten Bungalows, auf Reisfelder und den großen Gunung Agung.



Alle denkbaren Sträucher und Bäume stehen im Saft und geben ihr Bestes, die Blüten duften um die Wette, dazwischen kleine moosbewachsene Steinfiguren, Brunnen plätschern leise, Vögel zwitschern. Wir staunen und knipsen jedes kleine Detail.

Sidemen, unser Dörfchen, liegt in den südlichen Ausläufern des Gunung Agung und weist die natürlichen Schönheiten von Zentralbali auf.



Saftig grüne und dunkle Schluchten mit teils undurchdringlichem Bambuswald oder Dschungel, Reisfeldterrassen und Gemüseplantagen. Hier oben auf etwa 800 m Höhe ist das wichtigste Obstanbaugebiet Balis. Rambutan-, Durian- und Mangobäume überschatten die Straße und dazwischen große Plantagen mit der Schlangenfrucht der kleinwüchsigen Salakpalme.

Unser Gh liegt im Ortsteil Banjar Tabola in einem malerischen Tal.


Bei einem Spaziergang „genießen“ wir die teilweise vermüllte „Agrarromantik“ und immer wieder die Ausblicke auf die Reisterrassen, die noch den Eindruck des ursprünglichen Balis vermitteln.


Auf den Feldern sind viele Frauen und einige Männer mit der Reisernte beschäftigt. Mit einfachsten Mitteln werden die Reisgarben in einen Bastkorb geschlagen, so dass der Reis gesammelt und in Säcke gepackt werden kann, die ausschließlich Frauen auf dem Kopf abtransportieren.



Die Mühen der Subakwirtschaft werden sichtbar. Aufziehende Wolken zwingen uns zur Umkehr. Hier in den Bergen wird klar, dass wir in der Regenzeit reisen. Das Klima aber ist sehr angenehm. Nicht umsonst haben sich viele Ausländer früher schon hierher zurück gezogen. Kein Tropenklima, angenehme Winde, keine Moskitos, keine Klimaanlage nötig - aber Regenschirme, häufiger als sonst.


Auf der Terrasse des Bungalows standen in einer schönen Vase bezeichnenderweise 2 Regenschirme.
Gegen 2 Uhr - wir waren noch nicht lange zurückgekehrt - setzte tatsächlich der große Nachmittagsregen ein.

Die Fahrt zurück nach Sanur war sehr entspannt. Zunächst eine halbe Stunde talwärts an viel Grün und Reisfeldern vorbei, danach noch eine halbe Stunde auf dem Highway ohne viel Verkehr nach Denpasar und Sanur.


 Das Yulia 1 Homestay ist eines der ersten Gästehaus in Sanur. Entsprechend viel wurde angebaut, renoviert, manches schon abgewohnt und wieder welche der Bungalows neu errichtet. Auch jetzt wurde noch ein neuer Anbau mit Zimmern hochgezogen. Dies auch in einem etwas verwilderten Garten mit engem Pool und jeder Menge Singvögel in schön verzierten Käfigen, mit gekonntem und preisgekröntem Gezwitscher, das schon am frühen Morgen den Garten erfüllt. Der Eigentümer ist und war ein passionierter Freak mit unzähligen Trophäen von Singvögelwettbewerben.


Eindeutig unsere schlechteste Unterkunft, aber alles vorhanden und zentral an der Hauptstraße Jalan Danau Temblingan gelegen.


Am Abend besucht uns Komang aus Tabanan mit seiner Frau Ria, die in Gyaniar als Krankenschwester arbeitet, und den beiden kleinen Töchterchen hier in Sanur. 



Wir essen und quatschen den ganzen Abend, erfahren noch einiges über Politik und Traditionen, bis schließlich die Kleinen müde und ungeduldig werden und sie die einstündige Heimfahrt antreten.


 
Die Regenzeit hat auch Sanur heimgesucht. Am Morgen ist der Himmel noch blau, am Mittag bewölkt er sich und am späten Nachmittag regnet es, vielleicht eine Stunde oder weniger. Am Abend klart es wieder auf. Man kann die Uhr danach stellen.

Also liegen wir bis zum Nachmittag am Strand, fahren dann gemütlich ins Gh, erledigen Kleinigkeiten, bummeln.


Morgen Nachmittag werden wir in Bangkok sein, im Land des langegezogenen Sawadeee-kaaahh und des Dandykönigs in der schmucken Galauniform, Gottkönig Rama X. Wir sind gespannt.







Dies war in etwa unsere Reiseroute auf Bali


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