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Bali vom 29.10. - 29.11.2016

 

Tabanan, 31.10.2016

Zwei Dinge werden uns sicher von Probolinggo in Erinnerung bleiben.


Zum einen die schier unfassbare Religiosität und Gäubigkeit des Ortes. Wir waren es ja gewohnt, dass der Muezzin jeder Moschee der Umgebung rund um die Uhr gehört werden möchte: um 5 Uhr bei Sonnenaufgang, um 11:30 Uhr, um 14:30 Uhr, um 17:30 Uhr bei Sonnenuntergang und etwa um 20:00 Uhr. In diesem Örtchen aber wurde dies mit nervtötender Lautstärke, übersteuertem Verstärker und einer ausgedehnten Dauer zelebriert. Immer wieder atmete man durch, weil man glaubte, jetzt sei Schluss, aber nach einer kleinen Pause setzte sich die Tortur noch lauter fort. Mag sein, die Gläubigen waren hier mit Hörschädigungen und Langschläfrigkeit geschlagen. Aber muss es dann sein, dass schon morgens um halb vier fast eine Stunde lang durch den Ort gerufen und gejammert wird. So schlecht kann man doch gar nicht hören.

Eine zweite Erinnerung wird bleiben: Am Busbahnhof haben wir bei Sodo ein Busticket nach Tabanan/Bali erstanden. Der sollte um 12 Uhr Mittag abfahren und gegen 8-9 Uhr am Abend am Busbahnhof ankommen. Da es im Internet keine Guesthäuser zu kontaktieren gab, haben wir ein Appartementzimmer reserviert und Komang bestätigte, er würde uns um 8 Uhr dort abholen. Kurz vor acht Uhr am nächsten Morgen klopft es an unserer Tür und Sodo eröffnete uns, dass ein Bus aus Jakarta um 9:30 fahren würde. In Windeseile packten wir und saßen gerade bei Kaffee und Omelett, als Sodo wieder erschien und uns hektisch aufforderte, er müsse uns in 5 Minuten zum Bus bringen. Mit seinem Auto fuhr er Papa und Mama Klaus also an die Hauptstraße. Dort erwartete uns schon ein Freund von ihm, der den Bus anhalten sollte. Um 9 Uhr saßen wir im Bus, in dem sich jeder um uns kümmerte. Der Verkehr war enorm. Busse, hochbeladene LKWs und jede Menge Motos verstopften die enge Straße, eine ständige Überholerei trotz viel zu enger Fahrbahn. Nach der Hälfte der Strecke war uns klar, 5 Uhr Ankunft wie gedacht ist Illusion. Nach der Landung mit der Fähre auf Bali, sollten es noch 2,5 Stunden sein und es war schon 6 Uhr - wow, wir hatten nicht berechnet, dass die Uhr auf Bali eine Stunde vorgestellt werden muss. Wenn wir Glück hätten, würden wir tatsächlich, wie ausgemacht um 8 Uhr ankommen. Und so war es denn auch. Der Bus setzte uns vor dem Busbahnhof an der Hauptstraße ab und wir liefen mit unserem Gepäck die kurze Strecke dorthin. Genau zur ausgemachten Zeit um 8:30 Uhr begrüßten wir den jungen Komang.

Wann kann man schon mal so viel Verantwortungsgefühl (im Falle von Sodo) erleben und wann einer solch wundersamen Inszenierung beiwohnen. Irgendwer musste doch daran gedreht haben.

Wer mitgerechnet hat, weiß jetzt auch, dass die Zeit hier zu Markgröningen ab heute 7 Stunden voraus ist.

Also Tabanan im Westen Balis - und weil das interressante Subak Museum am Sonntag geschlossen hat, unternehmen wir mit Komang eine kleine Tour.

Wir fahren nach Norden, immer bergauf an typisch balinesischen Gehöften und dichter Vegetation am Rand der Straße vorbei. Wir erreichen nach 30 Minuten den wunderschön am Hang des Vulkan Batukaru gelegenen Tempel Pura Luhur Batukaru.



Dieses Bergheiligtum steht auf 825 m in einer Lichtung im Dschungel und viele festlich gekleidete Gläubige sitzen zu einer Zeremonie bei den Schreinen und
 


bringen ihre Opfergaben in den Tempel. Eine großartige Szenerie, in der die balinesische Seele auch für westliche Gemüter greifbar wird.

Nur einige Meter daneben liegt in dichter Vegetation ein Wasserheiligtum mit einem Teich und einer winzigen Insel in seiner Mitte. Wir lassen die Ruhe und Stimmung dieser Heiligen Stätte auf uns wirken.




Komang, der 35jährige Betreuer der Wohnung und unser Fahrer heute ist ein Glücksfall. Er ist unser Türöffner zur Welt der Balinesen und kann uns viel zu Lebensphilosophie und Alltäglichem erklären.

Einige Kilometer weiter kommen wir nach Jatuliwuh, dem bekanntesten Subakdorf von Bali. Das älteste Anbau- und Bewässerungssystem ist ein unglaublich komplexes architektonisches Meisterwerk. Nicht umsonst ist es als UNESCO Weltkulturerbe ausgezeichnet worden.



Überall um das Reisdorf herum ziehen sich die saftig grünen Reisterrassen die tiefen Schluchten am Hang des Gunung Batukaru hinunter. Ein überwältigender Anblick. Endlich können wir auf unserer Reise wieder so richtig schwelgen.

Bei einer Pause lassen wir uns in einem kleinen Restaurant ein Babi Guling (balinesisches Spanferkel) mit Reis und gekochter Jackfrucht schmecken.

Ein Besuch im Puri Taman Ayun, dem Staatstempel eines Majapahit Fürsten, schließt sich an, der „Tempel der schwimmenden Gärten“.



Er gilt als einer der prächtigsten Tempel und repräsentiert den hinduistischen Kosmos. An jedem Schrein und jedem Pavillon kann man die balinesische Steinmetzkunst bewundern.

Für mich ist Bali seit meiner ersten Annäherung vor 2 Jahren eine Insel mit großer Spiritualität, die ich beim 11tägigen Fest von Galungan zu Kuningan ganz besonders erleben durfte.

„Als Außenstehender“, schrieb ich ins Tagebuch,“ kann man nur den Enthusiasmus feststellen, mit dem die Rituale von jung und alt begangen werden. Kein Anflug von zur Schau gestellter Langeweile oder gar Kritik. Die Jugend opfert fraglos den Dämonen, die in diesen Tagen auch von ihnen besänftigt werden müssen. Nur wenige nehmen nicht teil und bleiben sitzen, vielleicht weil sie inzwischen den Glauben verloren haben. Viele sind das nicht.

Aber es ist schon ein guter Abschluss einer Balireise, an diesem Tag einen Blick in die Seele der Menschen zu werfen. Man kann den sanften und weichen Kern des balinesischen Gemüts deutlich spüren, die Demut vor den Kräften des Lebens und das ungeheure Zusammengehörigkeitsgefühl.“

Schon damals war ich begeistert.

Denn trotz allem Tourismus seit den vergangenen 100 Jahren mit all den Verwerfungen und Verfremdungen zu denen er fähig ist, Bali hat seinen eigenen Rhythmus und seine einzigartige Kultur bewahrt. In vielen balinesischen Dörfern, in den Familienanwesen der dörflichen Städte verläuft das Leben weiterhin in jahrhundertealten Bahnen.

Die Insel der Götter und Dämonen ist noch immer göttlich. Und genau dies ist das Wunder von Bali.

Der Mensch, die Götter und Dämonen, die Natur, alles muss zueinander in Balance sein, wie Komang sagt. Und diese Harmonie ist im beseelten Lächeln der Menschen häufig zu empfinden.

Selbst mitten im brüllenden Verkehr der Städte sieht man Menschen in ritueller Kleidung bei zeremoniellen Handlungen - und fühlt sich sogleich verzaubert.

Selbst vor dem touristischen Edelrestaurant liegen am Eingang einige mit Hingabe aus Palmblattstreifen geflochtene, mit Blumen, Reis und Räucherstäbchen bestückte Opferschälchen, die sowohl Götter als auch Dämonen gütig stimmen sollen.

Da mich heute, am ersten Tag auf Bali wieder dieser Zauber erfasst hat, glaube ich, dass man auf dieser Insel gar keine andere Wahl hat, als jeden Tag von Neuem erstaunt und ergriffen zu sein von der Freundlichkeit der Balinesen, von ihrer Geduld und Toleranz und ihrer Begabung zum Glücklichsein.

Eine Begabung, die von einem Mitglied einer der reichsten Gesellschaften, - deren Bewohner sich allerdings in erheblichen Statusängsten, Verunsicherungen aller Art und Furcht vor allem Fremden verstricken und Glück bestenfalls noch in privaten Nischen verspüren - nicht hoch genug geschätzt werden kann.

Nicht von ungefähr suche ich wohl von Zeit zu Zeit den Wellnesseffekt einfacher Welten, auch um der Hysterie der „zukunftsängstlichen Empörungsbewegung“ des Populismus, dem kulturellen Unbehagen über westlichen Wertezerfall und der Sehnsucht nach einem starken Mann oder Staat, Heimat und Volk für kurze Zeit zu entfliehen, müde geworden durch alltägliche Katastrophenmeldungen, die von den digitalen Medien vervielfältigt werden.

Was bin ich doch für ein irrer, hoffnungsloser und rückwärtsgewandter Träumer!

Heute war unser Glückstag.

Komang, der uns fast schon zum Freund geworden ist, fährt uns am Morgen zum Subak Museum. Eine Anlage, in der sowohl die Nassreiskultur und das Bewässerungssystem gut erklärt wird, als auch die Tradition der Reisbauernorganisation Subak.

Eine sehr demokratische Struktur, vor etwa 900 Jahren entstanden. Aus der Notwendigkeit heraus, dass das Bewässerungssystem, die Verteilung des Wassers auf jedes Subakfeld für jeden Reisbauern sehr wichtig ist und alleine nicht zu bewältigen. Daraus entstand eine traditionelle Kooperative, die noch heute funktioniert.

Anschließend bringt uns Komang zum Puri Agung, dem großen Palast von Tabanan, der noch immer vom 23. König Ida Cokorda Anglurah Tabanan und seiner großen Familie bewohnt wird.

Der Palast ist eigentlich geschlossen. Aber ein Beamter lädt Komang und uns zur Besichtigung ein. Die Überraschung ist groß, als wir den inneren Palast betreten.




Dort findet gerade ein Schmink-Wettbewerb für balinesische Schönheiten statt. Im Verlaufe der Veranstaltung, bei der wir fotografieren und uns frei bewegen können - von vielem Lächeln begleitet -, werden wir vom Fürsten, einem sehr netten älteren Herrn ohne Allüren zum Foto eingeladen,





das Bali-TV macht ein Interview mit uns und auch mit Komang.






Als alle Anwesenden in den Pavillons zu essen beginnen, wird uns dreien ebenfalls ein balinesisches Reisgericht inclusive Dessert und Getränk gegeben.

 
Komang kann sein Glück kaum fassen. Und wir sind fast beschämt von so viel Herzlichkeit.

Nach einem Spaziergang durch das Zentrum und mehreren Mangojuice spricht uns am Bale Banjar, dem Versammlungspavillon des Stadtviertels, ein Mann an, der uns den zweiten Palast zeigt, den Puri Anong von Tanbanan. Er führt uns durch die Anlage, erzählt von seinen Aufgaben, seiner Arbeit, vom Palast und seiner Zukunft. Wir erwarten insgeheim eine Bitte um eine Geldspende. Aber Nyoman bringt uns auf die Straße, zeigt uns den Weg zum Markt, den wir uns noch anschauen wollen und wir verabschiedet uns wie von einem Freund.

Was sind wir doch für Glückspilze. Wir schweben auf Wolke sieben. Angekommen.

Für all die schönen Momente haben wir am Abend gemeinsam mit Komang ein nettes Dinner und morgen bringt uns Komang zur nächsten Station, dem Kampung Canggu, einem Guesthouse etwa 1,5 km vom Meer entfernt.

Sanur, 04.11.2016 

Um ein Haar hätten wir uns im Labyrinth der Straßen und Gassen von Canggu verloren. Fast eine halbe Stunde irrte Komang im Netz der Gassen umher, bis er sich sein Handy auflud und nun den Weg mit dem Navi tatsächlich fand.

Das Guesthouse „Kampung Canggu“ ist neu und ein wahres Juwel am Ende eines holprigen Weges hinaus auf die Reisfelder. Die sehr schönen Zimmer mit großem Bad sind um einen Pool angeordnet. Mit wunderschönem Ausblick auf saftige Reisfelder bis fast zum Horizont.



Wir verabschieden uns bei einem Bier lange von Komang, tauschen Adressen aus und versprechen uns gegenseitig in Kontakt zu bleiben. Die drei Tage mit ihm waren ein wahrer Segen. Lange interessante Gespräche und viel Infos über Indonesien, Bali, die Lebensweise der Menschen und deren Besonderheiten.

Nach langem Relaxen am Pool spazieren wir vor Sonnenuntergang durch das Dorf.

Auf der schmalen Dorfstraße, wo die Hofmauern sich in langer Linie aneinander reihen, nur unterbrochen von den hohen Pforten, ist das Leben am Abend in vollem Gange. Hinter jeder Mauer blühen Hibiskusblüten und Frangipani um die Hausaltäre.

Nach unseren Erkundigungen essen wir im Warung einer Dayak aus Borneo Cap Cai (gebratenes Gemüse), Pad Thai mit Huhn und Sate Chicken (Hühnerspieße mit Erdnusssoße). Dazu ein Bintang.

Am Morgen unsere erste Radtour dieser Reise überhaupt. Ein kleines Gefühl der Freiheit ergreift uns dabei.
Auf etwas ramponierten Mountainbikes radeln wir durch die Gassen von Canggu und auf der Dorfstraße, auf der es wie gewohnt wimmelt, Richtung Süden ans Meer.


Schon nach kurzer Zeit sind wir am Berawa-Strand. Dies ist einer der Surfspots nördlich von Kuta, dem Ballermann-Strand von Bali.



Junge Menschen, die ihre Jugendlichkeit stolz wie eine Fahne vor Publikum tragen, besiedeln den Strand und die Bars und ihre zur Schau gestellte Leichtigkeit bedrückt uns beinahe.

 

Die Wellen türmen sich immer wieder hoch auf und brechen in der weißen Gischt zusammen. Das Meer spielt mit den vielen, die gegen seine Wucht anschwimmen wollen. Wir beobachten eine Zeit lang die jungen Wellenreiter, denen es nicht oft gelingt, eine Welle zu beherrschen und in gewagten Kurven auf ihr zu reiten wie auf einem wilden Stier. Meist werden sie von der Kraft des Meeres geworfen und geschleudert und tauchen nach Sekunden wieder auf wie Verlierer, zumindest wie begossene Pudel.
 

Nach einer Weile und einem kühlen Fruchtshake verlassen wir diesen Ort und fahren zurück zu unserem Pool, in dessen geordneten Bahnen wir uns erfrischen. Im Liegestuhl eingetaucht in die Welt von Vicki Baums Roman „Tod und Liebe auf Bali“ (die das traditionelle Bali vor etwa hundert Jahren - als die Holländer die Herren auf der Insel waren - mit einfühlsamer Sprache lebendig werden lässt) werden wir vom Muezzin der nahegelegenen Moschee herausgerissen. Sein abgedroschenes Versprechen, Allah sei der Größte, singt er heute eindeutig mit Trauer in der Stimme, so als zweifle er selbst ein wenig. Und sein sanfter Singsang verweht über den Reisfeldern.

Gestern beim Spaziergang durch die Gassen des Dorfes, huschten bei einem Garten drei Mädchen ohne Kopftuch erschreckt ins Haus, als sie uns wahrgenommen hatten.

Was ist das für eine Religion, die Kindern solche Regeln im Umgang mit Fremden aufschwätzt?

Eigentlich wollten wir heute mit dem Rad zum nahegelegenen Meerestempel Tanah Lot, einem der wichtigsten Heiligtümer auf Bali und Touristenmagnet. Das Straßengewirr aber ist enorm und ebenso der Verkehr auf den engen Wegen mit lauernden Gefahren. Und dazu die Hitze mit hoher Luftfeuchtigkeit. Eine nervenaufreibende Angelegenheit, die wir uns nach längeren Überlegungen nicht antun wollten. Tanah Lot wird uns nicht weglaufen.

Stattdessen gönnen wir uns einen Tag am Pool mit Blick auf die Reisfelder und die mit großer Gelassenheit und Langsamkeit arbeitenden Bauern.

Die Unruhe, die in den Bildern von der Fahrstraße haust, hält das Auge kaum aus und will wegsehen. Dagegen die Ruhe und Ordnung auf den Reisfeldern. In diesem Anblick will es sich versenken.

Ein träger Wind weht die Hitze vom Äquator südwärts und legt sich schwer über das Land. Er zerrt momentweise an den Palmblättern am Rande des Bassins und der Felder und lässt die jungen Reispflänzchen erzittern.
Diese fruchtbare Erde, die die Menschen hier wie einen Garten Eden bewirtschaften. Dichte grüne, üppige Vegetation überall - Kokospalmen, große Bananenstauden und namenlose Bäume als Begrenzung der Reisfelder angepflanzt.

Dazwischen kleine, schattenspendende Bambushütten, in denen man gut ein Schläfchen einlegen kann, und die Reis- und Strohtempel für die Opfer an die Reisgöttin Dewi Sri.

Vor uns liegen raffiniert angelegte Felder mit erst vor kurzem in mühsamer Bückhaltung gesteckten Reispflanzen. Diese Sawahs werden noch eine zeitlang durch ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem ständig mit Wasser versorgt. Damit das überhaupt möglich ist, wurden die Felder in kunstvollen von kleinen Erddämmen begrenzten Terrassen angelegt, an die Vorgaben der Natur mühsam angepasst.

Man bekommt ein Bild, was Nassreiskultur bedeutet.

Das Wasser, das vom Norden der Vulkane und ihren vielen Seen kommt, von dort in den unzähligen Flüssen nach Süden zum Meer hin fließt, wird in jedem Subakdorf angezapft und in einem Teich gespeichert. Gräben und Kanäle führen es zu großen Verteilersystemen, die unterschiedlich geöffnet und geschlossen werden können, und in kleineren Gräben weiter zu allen Feldern. Bis zu dem Tag, an dem den Feldern das Wasser entzogen wird und sie einige Wochen ohne große Arbeit liegen.

Wir liegen also am Pool, blicken auf die Felder und verlieben uns in das Bild und die von ihm ausgehende Harmonie.
Weiße Reiher kommen geflogen, lassen sich nieder und jagen stelzbeinig nach Fröschen, Würmern und sogar kleinen Aalen, die jetzt noch in den Sawahs hausen.
Hier und da an den steileren Hängen, wo die unbepflanzten Felder in der Sonne glitzern, verteilt ein Bauer mit Spitzhut langsam das Wasser mit einem Holzschieber gleichmäßig auf das geflutete und gepflügte Land.

Man spürt sich irgendwie eingespannt in den Kreislauf der Dinge.

Ein stiller Friede liegt über dem Land - und wir schlafen ein.

Mit dem Taxi (da es Busse oder dergl. auf dieser Strecke nicht gibt) fahren wir morgen nach dem Frühstück nicht ganz eine Stunde nach Sanur.
 

Ubud, 07.11.2016


Wir sind in Sanur.
Hier ist die Hitze größer und drückender. Jede kleinste Aktion treibt Schweiß.

Das Putri Homestay ist aufs Neue sehr beeindruckend. Die Familie kommt aus einer alten Ksatrya-Dynastie (nach den Brahmanen die zweite Kaste der Fürsten) und die Ergebnisse der Sammlerleidenschaft der Generationen ist unfassbar.



Im Garten der Familie von Ida Ayu und Ida Bagus - sie betreiben den Homestay - stehen Pavillon und balinesische Häuser, hochverziert mit Holzschnitzereien, Schreine und Altäre sowie der große Familientempel mit den Ahnenschreinen.



Alles von einem Heer von duftenden Blütenbäumen und Zierpflanzen (Palmen, Farne, Frangipani, Hibiscus, Bougainvillea, Flammenbaum, asiatischer Oleander und Flieder, Jasmin, die unzähligen Topfpflanzen usw) beschützt.



Man bestaunt geschnitzte Holzfiguren, Steinstatuen, Wächterfiguren, mannshohe Porzellanvasen aus China, plätschernde Brunnen und Blütenbecken, Kieselmosaik mit Ornamenten auf dem Boden, die überbordend geschmückte und golden verzierte Hausfront der Eltern,



die verehrten Götteraltäre, die vielen Masken und die Barong Ket Figur für diverse Zeremonien.

Selbst außerhalb des Familienbereichs im Pavillon des Homestay kann man sich an den Figuren aus Holz und Stein geschnitzt, den Bildern und Pflanzen kaum satt sehen.

Wir haben eine kleine Radtour durch die lange Jalan Danau Temblingan, die wichtigste Straße von Sanur, und den schmalen Weg entlang am Strand gemacht, der sich mehrere km hinzieht.



Es ist Nebensaison und an vielen Stellen liegen die Touristen in den langen Liegestuhlreihen wie verloren und alleine auf ihren Betten.



Es geht ruhig zu. Aber die vielen Bars, Resorts und Restaurants verraten, was in der Hochsaison von Juli bis September hier los sein kann.


Hier findet man alles. Vom luxuriösen und teuren Resort mit aufwendigem Pool und weitläufigem tropischen Garten bis hin zum einfachen Verschlag eines balinesischen Warung. Mit dem Unterschied, dass im Warung für den gegrillten Red Snapper 50 000 IDR (3,30 E) und in den anderen gestylten Restos das Fünffache verlangt wird.
Aber alles sehr entspannt. Rummel fühlt sich anders an.

Am Abend speisen wir bei „Massimo“, einem bekannten italienischen Edelrestaurant absolut köstlich und authentisch.

Es ist sehr einfach, auf Bali glücklich zu sein.
Denn der Tag beginnt mit Sonne und blauem Himmel und immer wieder mit einem offenen Lächeln und einer überwältigenden Freundlichkeit. Das Herz geht auf bei so viel Herzlichkeit.
Im Gegensatz dazu die häufig - es fällt tatsächlich auf - mürrischen, verschlossenen Mienen der westlichen Touristen. Selten blickt man sich in die Augen, selten ein Gruß. Es passiert oft, dass man übersehen, unsichtbar wird.
Nicht aber bei den Balinesen. Und nicht nur jene, die von dir Geld erhalten. Auch der Fischer, der gerade seinen morgendlichen Fang am Fahrrad verstaut oder der irgendwo Sitzende, an dem du gerade vorbeifährst.


Selten ein versteinerter Balinese.

Gestern, am 4. November, gab es in der Hauptstadt von Indonesien, Jakarta, eine riesige Demonstration von der radikalislamischen FBI (witzig, witzig)

Der mächtige Unabhängigkeitsplatz beim Monumen Nasional und die breiten Straßen waren überfüllt mit religiös gekleideten Massen und grünen Fahnen. Es kam zu einzelnen Ausschreitungen, im Fernsehen waren an mehreren Stellen Brände zu sehen. Offensichtlich war die Absetzung des christlichen und von Präsident Widodo protegierten Stadtoberhaupts das Ziel.

Komang hatte uns über die diversen politischen Probleme und die Fortschritte in der Entwicklung informiert, seit Widodo 2014 gewählt wurde. Er hat verschiedene Reformen durchgeführt, die Korruption in Regierung und Staatswesen bekämpft mit spektakulären Aktionen. Bedrohungen der Nachbarländer China, Thailand, Malaysia und Vietnam, die sich Fangrechte und Landrechte nehmen wollten, war er mit Härte begegnet und genießt auf Bali durch sein reformerisches Auftreten großes Ansehen.

Auch der Gouverneur von Jakarta, Ahoc, Christ mit chinesischen Wurzeln, hatte in den letzten beiden Jahren in der Stadt viel bewegen können. Von den radikalen Muslimen wird ihm aber vorgeworfen, dass er sich nicht vom Islam und dessen Scharia leiten ließe und wollen ihn stürzen, obwohl die FBI nur etwa 15 % der Stimmen auf sich vereinigt.

Ein unmittelbarer Vergleich zu deutschen Verhältnissen drängt sich da auf.
Leider versteht man in den TV-Nachrichten nur die Bilder. Und die lassen nur wenige Rückschlüsse zu.

Ein Tag am Meer. So chillig und heiß.


Wir haben ein kleines Warung am Strand mit Rundumversorgung (Essen, Trinken, Liegen, Handtücher, Schirm, Luftpumpe für das Fahrrad) gewählt und vertreiben uns die Zeit mit lesen, schlafen, essen und trinken. Ein erster Sonnenbrand treibt uns unter den Schirm. Das Meer ist angestaucht und bringt wenig Erfrischung.

Mit Auto und Fahrer Bagus machen wir einen Ausflug auf die südliche Bukit-Halbinsel.

Das Fischerdorf Jimbaran ist nur wenige km vom Flughafen entfernt.



Man sieht vom Strand die ins Meer gebaute Landebahn und hält fast den Atem an, bis ein Flieger knapp über dem Wasser dann doch auf festem Boden landet. Ansonsten bewegen wir uns im strengen, meist üblen Gestank des Kedonganan Fischmarktes, der alle teuren Touristen-Fischrestaurants des Ortes beliefert.



Fische aller Art und jede Menge Seafood sind zu bewundern. Bloß du hast keine Lust mehr auf Fisch.




Am Suluban Beach beobachten wir die Künste der Wellenreiter. Es ist einer der abenteuerlichen Surfstrände an dieser Küste, die nichts für Anfänger ist. Die Wellen sind bedeutend höher als in Kuta und oft geht es dabei über Riffe und bedrohlich nah an Klippen vorbei.



Wie anstrengend schon allein das Hinauspaddeln und Durchtauchen unter den mächten Wellen kann man daran ermessen, wie lange es dauert, bis einer den Mut fasst und auf einer Riesenwellê reitet.

An der Südwestküste, eine Steilküste mit kleinen Sandbuchten, erhebt sich auf einer steilen Klippe, 100 m über dem tosenden Ozean, einer der bedeutensten Meerestempel von Bali. Der Pura Luhur Uluwatu.

Der Tempel ist Shiva und der Meeresgöttin Dewi Danu geweiht und normalerweise von einigen diebischen Tempelaffen bevölkert, die so manchen schon nervös machen konnten. Heute hatten sie wohl eine Betriebsfeier und waren weit und breit nicht zu sehen. Wohl aber Touristen.


Heute ist es drückend heiß, so dass wir am Tempel aussehen, als wären wir aus dem Meer gefischt worden.

Spektakulär auf einer Felsenklippe ist eine halbrunde zum Meer gewandte Tribüne gelegen, auf der eine einstündige Feuertanzaufführung zum Sonnenuntergang stattfindet. Von über 50 Kecak-Tänzern und vielen geschmückten Darstellern wird das hinduistische Ramayana-Ballett in witziger Weise dargestellt, wobei die untergehende Sonne einen bestechenden Hintergrund bieten kann, was sie heute ohne Angabe von Gründen einfach unterließ.






Höhepunkt ist der rettende Feuertanz des Affengenerals Hanuman, bei dem es so feurig zugehen kann, dass es den Zuschauern in den ersten Reihen richtig heiß werden kann. Ein schönes Spektakel balinesischer Kultur, das vielen sicher lange in Erinnerung bleiben wird.

Gegen 8 Uhr abends sind wir zurück in und wir essen im kleinen Warung „Coconuttree“ direkt vor unserem Homestay.

Am Morgen fahren wir die wenigen km nach Ubud in die Künstlerstadt.


Ubud, 10.11.2016

Auf der Fahrt von Sanur am Meer hierher nach Ubud kann man eine Besonderheit Balis im wahrsten Sinne „erfahren“.
Denn die Straße in nördlicher Richtung steigt stetig und ewig bergan. Bis hinauf zu den Vulkanen des Batur-Massivs bei Kintamani mit 2000 bis über 3000 m.
Diese Nord-Süd-Ausrichtung ist geographisch, aber auch religiös zu deuten.

Zwei Dinge bezeichnen Bali: Feuer und Wasser.
Das Wasser für die Nassreiskultur ist neben dem Feuer der Vulkane, dem Sitz der Götter, ein wichtiges Element.
Von den Vulkanseen, den großen Wasserspeichern, fließen die Flüsse in tief eingegrabenen Flusstälern und Schluchten nach Süden zum Meer hin.

Das Wasser der Flüsse wird von den Subakgemeinschaften der Reisdörfer genutzt und in das ausgeklügelte und komplizierte Bewässerungssystem für die Sawahs (Reisfelder) geleitet.
Hier zwischen Bergen und Meer, hier in der weiten Umgebung von Ubud befindet sich Balis Reisterrassenlandschaft. Das Land ist saftig grün, fruchtbar und kunstvoll terrassiert.

Und entlang der Nord-Süd-Straßen liegen auch die Reisdörfer. Von der Natur und der Anbaumethode vorgegeben, haben sie alle dieselbe Struktur.



Rechts und links der Straße liegen die Gehöfte der Großfamilien, von hohen blumengeschmückten Mauern umgeben und einem großen verzierten Hoftor aus verziertem Stein. Diese Dörfer sind nicht nach dem Zufallsprinzip und willkürlich entstanden, sondern nach einem religiös und ökonomisch wohldurchdachten Plan strukturiert.

Die Dreiteilung der balinesischen Welt: Götterwelt oben in den Bergen, die Welt der Menschen bei den Reisterrassen und die Unterwelt der Dämonen unten am Meer.

Am oberen Dorfeingang nämlich steht immer eine Art Fruchtbarkeitstempel, der Pura Puseh, dem Gott Vishnu geweiht, der das von den Bergen kommende Wasser spendet.
Im Dorfzentrum steht der Pura Desa, dem Schöpfergott Brahma geweiht, der gleichzeitig als Bewahrer des Feuers gilt. In der Nähe steht auch immer ein großer Pavillon für die Subakversammlungen des Dorfes.
Am südlichen Dorfausgang liegt der Unterweltstempel Pura Dalem, dem Gott Shiva oder seiner Gemahlin Durga geweiht, und in dessen Nähe der Begräbnis- und Verbrennungsplatz.

Die Hauptstraße des Dorfes wird von Seitenwegen in West-Ost-Richtung gekreuzt und sie führen fast immer steil in eine kleine Schlucht des nächsten Flusses hinab, wo man den Wasch- und Badeplatz des Dorfes finden kann.

Unsere Fahrt herauf nach Ubud hat uns diese Ordnung sehr nahe gebracht.
Außerdem konnten wir bei der Fahrt durch die Dörfer auch sehen, dass viele der Reisbauern sich auf ein Kunsthandwerk spezialisiert haben.
Und zwar dorfweise ein Handwerk.

Wenn man also durch Batubulan fährt, sieht man am Straßenrand endlos Arbeiten von Bildhauern und Steinmetzen, in Teges das Werk von Holzschnitzern, in Petulu stellen sie fein geschnitzte Möbel und Türen her, in Keliki haben sich Künstler der balinesischen Miniaturmalerei angesiedelt, in Pejeng arbeiten noch Bronzegießer und die Gold- und Silberschmiede in Celuk.

Diese Anhäufung von Kunsthandwerk in Ubuds Umgebung ist ausgelöst von der Aura Ubuds als Kunstzentrum der Insel und Heimat vieler Künstler. Neben vielfältigen Museen, Galerien und privaten Kunstsammlungen erheben auch die vielen Tanzaufführungen Ubud zum kulturellen Highlight der Insel.

Außerdem bietet die Stadt in der Umgebung noch intaktes Dorfleben und die faszinierende Welt der Reisterrassenlandschaft.

Wer sich dafür etwas Zeit nimmt, wird besser verstehen, weshalb sich seit den 30iger Jahren so viele europäische Künstler hier niedergelassen haben.

Am Nachmittag spazieren wir durch die wunderschön angelegte Jalan Kajeng, die durch besonders viel balinesische Ästhetik auffällt und auf die nördlichen Reisfelder hinausführt.



Hier reiht sich ein besonders geschmücktes Gehöft an ein herausgeputztes Restaurant oder ein einladendes Kunstlädchen.



Total durchgeschwitzt landen wir danach im Zimmer, wo wir uns bis zum Dinner abkühlen.




Es herrscht hier in Ubud, obwohl es mit 500 m höher als Sanur liegt, im Moment eine Affenhitze.
Drückend schwül, heiß und feucht.

Daher besuchen wir heute Morgen den heiligen Affenwald von Ubud, unten beim Pura Dalem, dem Unterweltstempel.



In der Hoffnung, der Schatten des großen Waldes mit den alten Dschungelbäumen möge uns möglicherweise etwas kühlen.

Vorweggenommen, das war ein Irrtum.



T-Shirt, Short und Unterhose, alles war am Mittag vollgesogen und nassgetränkt und es dauerte einige Zeit, mich wieder auf Normaltemperatur herunterzukühlen. AC und Ventilator arbeiteten sich auf Höchststufe an meinem Normalzustand ab.

Der Affenwald ist eine Attraktion.

Nicht bloß die Heerscharen von etwa 300 Makkaken begeistern, alte und tappsige junge, auch der dichte Wald mit den Dschungelriesen und den alten Banyanbäume mit den herunterhängenden Luftwurzeln, die aussehen wie die langen Strähnen eines indischen Sadhus.

Die Zikaden im Wald machen momentweise einen heillosen Lärm. Ebenso das wilde Plätschern des Flusses, der durch eine dichtbewachsene Schlucht rauscht



und in der Nähe des Shivatempels, moosbewachsen und von Affen bewohnt, das Quellheiligtum speist. Dort unten an der Quelle mit einem grünbemoosten kleinen Tempel betritt man eine fast magische Welt.



Das dichte Blätterdach des Waldes lässt nur ab und zu ein paar Strahlen der Sonne durch. So wird der dämmrige Ort von einer märchenhaften, mystischen Atmosphäre erfüllt.

Überall turnen natürlich die Affen herum, fressen hingeworfene Bananen oder Maiskolben, stiebitzen schon mal eine Brille, springen den Leuten in den Nacken und auf den Kopf,



ruhen sich bei der Körperpflege etwas aus, vögeln kurz ein Minütchen und äffen halt besonders gut menschliches Verhalten nach.

Nach diesem Vergnügen in jeder Hinsicht nehmen wir mit Blick auf Reisfelder einen erfrischenden Saft aus zerstampfter Minze und Limette mit Eis.

Danach kaufen wir auf dem Markt einige Früchte (kleine süße Bananen, eine Mango und ein Bündel roter und haariger Rambutan),



eisgekühlte Getränke, zwei Tickets für die abendlichen Legong- und Barongtänze im alten Palast und beginnen im Zimmer mit besagter Trocknungszeremonie.

Übrigens hat uns Komang aus Tabanan per mail Fotos geschickt, die er mit dem Handy vom TV aufgenommen hat. Und zwar vom Interview des BaliTV mit uns im Palast des Königs von Tabanan.

Komang wird uns demnächst hier in Ubud besuchen. Tabanan liegt nämlich nur etwa 10 km entfernt und die Eltern seiner Frau wohnen in Ubud.

Da der kleine Pool unseres Guesthouse „Dewa House Bisma“ zwar am Reisfeld liegt, die Zimmer aber etwas dürftig sind, haben wir im benachbarten und deutlich besseren „Hibiscus Cottages“ für Freitag ein tolles Zimmer gebucht, ebenfalls für drei Tage. Wir freuen uns dort auf die wunderschöne Aussicht auf Reisfelder und die Kette der Vulkane im Norden und das leckere Frühstück.

Am Abend in der entspannten Jalan Kajeng haben wir im bezaubernd dekorierten kleinen Restaurant ein nettes Abendessen.


Danach stürzen wir uns im Puri Saren Agung , dem Palast von Ubud in das Kunstabenteuer, indem wir uns auf die balinesische Tanzperformance einlassen. Ehrlich gesagt, haben wir keinen Zugang gefunden.

 

Sicher, die Kostüme der Tänzerinnen und Tänzer des höfischen Legongtanzes zur Belustigung der Götter und des Hofes waren exotisch,



ebenso die gekünstelten und ruckartigen Bewegungen, die verbogenen Hände und Finger, die rollenden und zuckenden Augen. Sicher die strenge Choreographie der stilisierten Bewegungen (jede Geste, jede Pose ist festgelegt und hat ihren Namen - Spielraum für Spontaneität gibt es nicht) erzeugt phasenweise Faszination.

Aber die im Barongtanz und den Darbietungen des Mahabharata-Epos erzählten Geschichten blieben uns in ihrer Einfachheit gänzlich verborgen.



Wir saßen meist ratlos vor den zweifellos mit viel Kunstfertigkeit vorgetragenen Darbietungen, begleitet von den fremdartigen Klängen eines Gamelan-Orchesters.




Dennoch werden wir uns wohl ein weiteres Mal mit dem Legongtanz auseinandersetzen.

Nach einem Verdauungs-Arak dann aus dem weltweiten Netz die Horrornachricht: Trump wurde zum US-amerikanischer Präsidenten gewählt. Unter der Parole „Make America great again“.

Die Welt driftet allmählich ab in nationalistische Großmannssucht. Während der amerikanische Wähler ein noch stärkeres Amerika erhofft als es eh schon in den letzten 100 Jahren war, Putin, der neue Zar, dem russischen Volk wieder das seit dem Untergang der Sowjetunion verloren gegangene Selbstbewusstsein zurückgeben soll, Erdogan zum unumschränkten Sultan aufsteigt und vom türkischen Großreich träumt (und schon Gebietsansprüche an Griechenland, Syrien und Irak stellt), ein ungarischer Ministerpräsident eine Mauer um sein Land bauen will, fallen in Manila zigtausende staatlichen Morden zum Opfer, enthauptet der IS schamlos unter der grünen Fahne, nennt Präsident Duterte Obama einen „Hurensohn“, lassen die Könge in Saudi Arabien steinigen und peitschen wie eh und je, hält der Despotismus im Mäntelchen des Volkswillens Einzug in die Parlamente unter dem Motto: „Populisten aller Länder, vereinigt euch.“

Das Starke, Harte, Unerbittliche und Männliche ist auf dem Vormarsch.
Man darf sich keine Schwäche erlauben.
Der Umgangston unter den Nationen wird schroffer.
Die Sprüche eines Dalai Lama zum Weltfrieden finden keinen Widerhall.
Die Friedenstauben vom Papst in Rom fliegen im Fadenkreuz der Zielfernrohre.

Wie wird die Welt wohl aussehen, wenn die Herrschaft der nationalen Sprücheklopfer vorbei sein wird?

 
Gegenüber des Haupttempels in Ubud und dem Wantilan, dem früheren Hahnenkampf-Pavillon und heutigen Bale Banjar ist der Eingang zum Palast der Adelsfamilie,



dem Puri Saren Agung. Sie wohnt heute noch im hinteren Bereich. Den vorderen Teil besichtigen wir heute nach dem Frühstück und danach unternehmen wir von der Jalan Kajeng aus einen Spaziergang durch die nördlichen Reisterrassen.

Schon kurz nach den letzten Gehöften wird man mit atemberaubenden Ausblicken auf die schier endlosen Reisfelder belohnt.












Der fast zweistündige Rundweg endet wieder auf der Hauptstraße Jalan Raya Ubud.

Dort sehen wir eine Ngaben-Prozession zum Kremationsplatz, der wir folgen. Allerdings werden wir ohne Sarong nicht in den Tempelbereich und auf den Verbrennungsplatz eingelassen. Eigentlich schade.

Edith besucht im Anschluss das älteste Kunstmuseum der Stadt, den Puri Lukisan, das einen Überblick über die moderne balinesische Malerei bietet, die ihre Motive meist aus dem alltäglichen Leben schöpft.


Ubud, 14.11.2016

Wir sind nach dem Frühstück umgezogen.
Nur ein paar Reisfelder weiter, ins Hibiscus Cottgages, das einfach schöner ist und mehr zu bieten hat. Wir haben ein großes Zimmer mit Aussicht.





Ketut, der freundliche Besitzer klagt uns sein Leid. Von seinen 10 Zimmern sind nur 2 belegt im Moment. Und dieser Zustand dauert schon länger an. Seine große Familie und die Bank müssen versorgt werden. Wir können uns nicht erklären, warum keine Touristen kommen. Denn hier stimmt einfach alles. Und im Vergleich zum vorigen Gästehaus ist das Preis-Leistungsverhältnis deutlich besser.



Die Konkurrenz in Ubud ist aber einfach zu groß. Er muss es über den Preis machen.


Das Frühstück mit Gemüseomelett, Toast, Bananenpancake mit Kokos und Karamellsoße, Früchtesalat und Lemon Juice auf der Dachterrasse ist unschlagbar.

Manche der Vulkane sind im Norden noch von Wolken verpackt. Der Gunung Batur aber steht irgendwie stolz vor dem blauen Hintergrund des Himmels.


Wir spazieren unter alten Banyanbäumen hinunter zur Brücke, die eine tiefe und dunkle Schlucht überspannt. Flüsse sind allen Hindus heilig.



Und so erhebt sich auf der Landzunge der Subak-Tempel „Pura Campuhan“, auch bekannt als Pura Gunung Lebah, der der Reisgöttin geweiht ist.



Der Tempel zählt zu den ältesten auf Bali. Die Gründung geht auf einen ostjavanischen Hindupriester zurück, der im 8. Jhd. lebte.

Die martialischen Wächterfiguren und in Stein gehauene Fabelwesen sind grünlich mit Moos bewachsen und die Gesichtszüge nur schwer noch zu erkennen.
Die Hitze ist wieder gnadenlos und wir brechen den Spaziergang entlang des Yeh Ayung Flusses am schweißtreibenden langen Anstieg zu den saftig grünen Reisfelder ab.

Ein trockenes T-Shirt ist fällig und ein kleines Schläfchen.

Eine wichtige Stelle aus dem Roman „Tod und Liebe auf Bali“ von Vicki Baum zeigt viel über das Leben und die Mentalität der Menschen. Von den Holländern 1904 vor die Wahl gestellt, sich freiwillig zu unterwerfen oder dazu mit Krieg gezwungen zu werden, sagt der Fürst Alit von Badung: „Ich kann mein Land nicht an die Fremden weggeben oder verkaufen, ich darf es nicht. Was würden sie daraus machen, wenn sie erst Gewalt darüber bekämen? Sie kennen unsere Götter nicht, und sie verstehen nicht die Gesetze, nach denen Menschen leben müssen. Sie würden die Tempel umreißen, und die Götter würden die Insel verlassen, dass sie bald öde und hässlich würde, wie die Wüsten im Land China. Sie würden Zuckerrohr anbauen, nicht wie unsere Bauern es tun, gerade genug, um unsere Speisen zu süßen und ihre Kinder zu erfreuen, sondern sie würden das Land mit Zuckerrohr bedecken und es in großen Häusern zu Zucker kochen, dass die Dörfer davon stänken, und sie würden den Zucker mit großen Dampfschiffen fortholen und zu Geld umwechseln. Sie würden hässliche Bäume in geraden Reihen pflanzen und Gummi daraus zapfen, und sie würden die Sawahs verwüsten und die schönen Palmen und Fruchtbäume fällen, um Platz zu machen für ihre Städte....

...und niemand würde mehr Blumen im Haar tragen oder Opfer zu den Tempeln bringen. Und sie würden die Freude aus den Herzen der Kinder pressen, und sie würden die Geduld und Sanftmut und Verträglichkeit aus ihren Gemütern reißen



und sie bitter und unfreundlich machen und unzufrieden, wie die weißen Männer selbst es sind.“

Ein Ausflug in den Norden von Ubud.

Zu Beginn des Tages war es fast eine Tempeltour. Nur 3 km von Ubud entfernt liegt in einem kleinen Tal der Goa Gajah, die Elefantenhöhle.




Dies war ursprünglich wahrscheinlich eine Einsiedlerhöhle eines hinduistischen Mönches gewesen. Davor liegt ein Badeplatz mit Wassernymphen, leider aus Stein und schon etwas verwittert. Dennoch ein angenehm ruhiger Ort.

Augenbetörend dann die Reisfelder von Tegallalang in einem saftiggrünen und komplett terrassierten Tal,



an dem nördlich davon, ständig bergauf fahrend, immer noch in den grünen Terrassen und einer herrlich steilen Schlucht, das Heiligtum Gunung Kawi liegt.

Eigentlich ein schöner und auch idyllischer Ort für einen Wassertempel. Allerdings kann ich mich noch gut an die Strapazen und den Beinahekollaps erinnern und überlasse Edith den Genuss der 384 Stufen hinunter und natürlich 384 (es kommt einem mehr vor) Stufen wieder hinauf.



Unten im Tal wurden in zwei gegenüberliegende Felswände neun Monumente in Form altjavanischer Candis ausgemeißelt. Man hatte herausgefunden, dass es sich dabei um Bestattungstempel aus dem 11. Jahrhundert handelt.

Ganz in der Nähe besuchen wir den 3. Tempel, das Quellheiligtum Pura Tirta Empul, ein sehr beliebtes hinduistisches Wallfahrtsziel mit heiligem Wasser, wobei beim Baden im heiligen Wasser nicht nur der Körper, sondern selbstverständlich vor allem die Seele gereinigt wird. Viele Gläubige kommen hierher, um sich ganz profan eine Flasche heiliges Wasser für ihre Zeremonien abzufüllen.

Heute aber hatten wir großes Glück.
Es war ein Tag vor Vollmond und Sonntag.

Offensichtlich ein guter Tag, um die Seelen mehrerer Verstorbener in einer aufwändigen und beeindruckenden Zeremonie mit dem Wasser zu weihen und zu befreien, so dass sie nun wiedergeboren werden können.

Dazu muss man wissen, dass die Familie eines Toten die Leiche erst verbrennen lässt, wenn sie das Geld für die teure Veranstaltung ( denn das ganze Dorf oder das Banjar muss versorgt werden ) zur Verfügung hat. Das kann dann bei einer armen Familie dauern. So lange, dass man nur noch wenige Knochen beim Ausgraben im Gehöft findet. Die weiße Knochenasche wird nach der Verbrennung gesammelt und einige Tage später ins Meer oder den Fluss geschüttet. Erst mit diesem Akt ist die Seele des Toten befreit und kann beruhigt in einen neugeborenen Körper schlüpfen.

Wir waren heute Zeuge einer großen Zeremonie nach der Kremation von 6 sicher sehr wohlhabenden Personen (zu schließen aus der großen Menge sehr festlich gekleideter Menschen und den goldgeschmückten Aschebehälter in Form eines kleinen Palastes), die wohl vor kurzem verbrannt wurden und deren Asche heute dem Wasser übergeben werden sollte.

Ein Tag des Glückes für die freie Seele und ein Festtag für die Familie.

Neben den vielen traditionell weiß Gekleideten gab es mehrere Gamelanorchester, viele Tänzer in ihren glitzernden Kostümen, Frauenkolonnen mit auf dem Kopf getragenen Opfergaben.
Ein buntes Bild, mit ganz wenig Trauer.

Und weil heute eben ein wichtiger Tag war, sind viele in den Tempel gekommen, um sich im heiligen Wasser Körper und Seele zu reinigen und den Göttern zu opfern.

Dafür aber mussten sie lange Zick-Zack-Schlange im Wasser stehen wie bei einer besonderen Attraktion im Europapark.

Ein weiterer Höhepunkt war kurz vor Kintamani der Ausblick auf den majestätischen Gunung Batur, einem mit 1730 m noch aktiven Vulkan und dem recht großen Batur-See.



Eine riesige Mondlandschaft, bei der sich nach dem letzten Ausbruch vom Jahr 2000 erst in weiterer Umgebung des Ba
tur-Sees und der Caldera wieder Grün ausgebreitet hat. Auch hier hatten wir Glück, denn bei der Anfahrt hinauf zogen große Nebelschwaden auf, die sich auf etwa 1000 m Höhe auflösten.

 

Zum Schluss besichtigten wir ein Subakdorf bei Bangli. Diese Form des strukturierten und nach religiösen Vorstellungen der Balinesen errichteten Dorfes ist auch deshalb unfassbar, weil jedes Dorf nach dem selben Plan gebaut wird.
In Bali hat sich seit der Enstehung des raffinierten und komplizierten Bewässerungssystemes vor etwa 1000 Jahren als direkte Folge der Nassreiskultur ein ausgeprägtes Gemeinschaftsgefühl entwickelt.

Durch die Beschaffenheit der Insel war die Bewässerung für die Felder eines einzelnen Reisbauern nicht möglich. Dadurch schlossen sie sich zusammen in Dorfkooperativen, „Subak“ genannt. Die Mitglieder treffen Entscheidungen in allen religiösen und dörflichen Fragen auf den mindestens alle 35 Tage stattfindenden Subak-Versammlungen nach dem Prinzip Beratung und einstimmige Entscheidung. Periodisch wird ein Subak-Vorstand gewählt, der Versammlungen im Dorf-Bale (Versammlungspavillon) leitet und darauf achten muss, dass die Entscheidungen umgesetzt werden.

Jedes Subakdorf hat eine Hauptstraße in Nord-Süd-Richtung oder Berg-Meer-Richtung und rechts und links der Straße liegen die ummauerten Gehöfte der Reisbauernfamilien.


Am nördlichen Dorfeingang liegt der Vishnutempel und am südlichen Ausgang der Shivatempel Pura Dalem mit dem Verbrennungsplatz.

Jedes Subak hat in der Dorfmitte einen Dorftempel, welcher der Reisgöttin Dewi Sri geweiht ist. Hier findet das wichtigste Fest zu ihren Ehren statt, das Erntedankfest.

Und da in den letzten Wochen auf vielen Feldern Reis geerntet wurde, fanden in einigen Dörfern, die wir durchfuhren, dieses „Ngus-aba Nini-Fest“ im mit Penjors und geflochtenen Bambus- und Reiswedeln geschmückten Tempel statt. Sehr beeindruckend, wie die etwa 200 Menschen in traditioneller Kleidung (weißer oder schwarz-weißer Sarong, weißes Hemd und die weiße gebundene Haube) eng beieinander im geschmückten Tempel auf dem Boden sitzen und dem Dorf-Gamelan-Orchester lauschen.
Ein Sinnbild der Subak
-Gemeinschaft!

Morgen fahren wir über die Berge an die Nordküste.


Lovina, 19.11.2016

Die Fahrt nach Lovina dauerte 3 Stunden, verhältnismäßig lang für die Strecke und aufregend auf jeden Fall.
Zunächst ging es immer in Ost-West-Richtung unentwegt alle 500 m steil in Kurven eine Schlucht hinunter zu einer Brücke und steil wieder hinauf, durch dunkle Bambuswälder und an grünen Reisterrassen vorbei.
Manche waren gerade gewässert worden, in anderen standen die jungen Pflänzchen, deren Spitzen sich im leichten Wind wogten.



Auf anderen hingen die Ähren gelb und schwer und die Klappern in den Sawahs machten einen Lärm, der sogar beim Vorbeifahren ins Auto wehte.

Irgendwann, nach gefühlt tausend engen Kurven führte die sehr schmale und stark befahrene Straße nach Norden, immer bergaufwärts. Kilometerlang. Wir passierten ein Subakdorf nach dem anderen.



Immer nach dem gleichen Plan angelegt. Die Gehöfte an der Straße von einer Mauer umschlossen, über die Palmen und Fruchtbäume so üppig hinausragen wie der Wald hier. Das Haupthaus aus Stein mit kunstvoll geschnitzten Türen und vielerlei Schmuck an den Wänden und einem Vorbau ist von vielen kleinen Häusern oder Bales umgeben. Bales, das sind erhöhte Plattformen, von Dächern aus Alang-Alang-Gras beschattet, die auf Pfosten ruhen. Es lebt sich für die Familien gut und luftig in diesen Bales.

Manches Dorf war mit Reis- und Bambusgeflecht und Blüten geschmückt und festlich gekleidete Frauen mit einer Blüte im Haar und dem Gebetsschal um die Hüften gebunden waren dabei große geflochtene Palmblattkörbe, in denen die Opfergaben lagen, in den Tempel zu schleppen.

Auf etwa 800 Meter Höhe änderte sich das Bild. Die samtig gün wogenden Terrassen verschwanden, dichte Bambushaine huschten wie Nebelschwaden vorbei, große Jackfruitbäume, deren Früchte dick an den Stämmen hängen. Hier wurden die Hänge mit kleinen Gemüse- und Obstfeldern kultiviert und allmählich zogen tatsächlich auch Nebel und dunkle Wolken auf. Je mehr wir uns dem Gebirgskamm näherten, umso stärker wurde der Regen.

In Bedugul oben am Kratersee Danau Bratan begann es wie aus Kübeln zu schütten. Der Scheibenwischer plagte sich auf schnellster Stufe vergeblich. Manchmal ging es nur im Schritttempo voran und hofften, dass sich unter dem reißenden Bach, den wir zu befahren meinten, tatsächlich noch die Straße befand. Nichts zu sehen von der wunderschönen Berglandschaft, die mehrere Calderaseen, Danau Buyan und Danau Temblingan, idyllisch umrahmt, geschweige denn von den vielen Vulkanen in dieser Gegend. Die Dörfer hier oben in der kühlen Gebirgsregion Balis wirken geduckter und gedrungener. Der Wohlstand des Südens ist hier noch kaum angekommen.

Kurz vor Munduk, ein kleiner Ort im Wanderparadies, bog unser Fahrer im strömenden Regen und bei minimaler Sicht auf eine schmale und mit Haarnadelkurven gespickte kleine Seitenstraße ab. Diese führte steil hinab durch dunkle Wälder und unübersichtliche Kurven in steilen Serpentinen. Wir flehten zu irgendeinem Gott, doch bitte keinen Gegenverkehr zuzulassen. Was merkwürdigerweise die nächsten 40 Minuten auch geschah.
Ein unendliches Gekurve mit nervenaufreibendem Mitbremsen vor jeder Kurve und das Grauen jedes zögerlichen Blickes in die Abgründe links und rechts der Straße. Es dauerte unverschämt lange bis endlich einige Häuser und später ein Dorf aus dem Nebel auftauchten.

Noch eine halbe Stunde und wir bogen auf die lebhafte Küstenstraße nach Osten ab und als wir in Kalibukbuk am Strand und dem Suma-Hotel ausstiegen, hatte der Regen urplötzlich aufgehört. Der Himmel war blau und leicht bewölkt über dem Meer.



In den Bergen hingen aber noch immer bedrohlich schwarze Wolken.

Drei Stunden hatte die Fahrt gedauert. Davon die Hälfte entspannt und der Rest war Horror.

Das Suma Hotel in Lovina ist ein Traum.

Üppig tropischer Garten aus Palmen, Bambus, allen erdenklichen Duftblüten mit allem was zur balinesischen Schönheit dazu gehört: Verspielter Pool, Wassergeplätscher der Brunnen, Steinfiguren, Der Haustempel mit dem gspaltenen Tor, Schreine und Ganeshafigur, beschützende Schirme in gelb und weiß, blütengefüllte Wasserbecken, Kieselmosaik am Boden usw.






Es dauert sehr lange bis das Auge sich in der Vielfalt vertieft hat und die letzten Details der Schönheit in allen Winkeln entdeckt.


Hinzu ein luftiges Restaurant mit bestem Frühstück und sonstigen Speisen, freundliches Personal und ein Zimmer mit nur einem Makel - kein ausreichendes Leselicht am Abend.

Die Stadt Lovina ist eigentlich keine Stadt. Die 6 Dörfer im Strandabschnitt westlich der großen Stadt Singaraja, das frühere Buleleng der Holländer, sind seit einigen Jahren zum touristischen Zentrum Nordbalis zusammengewachsen.

Im Gegensatz zum Süden hat hier der Tourismusbeauftragte versagt. Nur in der Trockenzeit von Juli bis September sind die Hotels, Resorts, Restaurants und was sonst noch dazu gehört einigermaßen gebucht. Ansonsten öde Leere, gelangweilte, schlafende Restaurantbesitzer, die automatisch hochschnellen, wenn in der Ferne ein Tourist auftaucht.

Die Sache mit den Namen auf Bali.
Auf Bali gibt es erstaunlich viele Komangs, Mades und Nyomans.

Die Sache ist nämlich so. Wie alles hier ist auch die Namensgebung Regeln unterworfen. Das erstgeborene Kind - egal ob Junge oder Mädchen - heißt immer Wayan, Gede oder Putu, das zweite Kind immer Made, Kadek oder Nengah, das dritte Nyoman oder Komang und das vierte Ketut oder Ktut.

Durch die von der Regierung propagierte Familienplanung „Zwei Kinder sind genug“ wird es absehbar wohl gar keine Nyomans oder Ketus auf Bali mehr geben.

Allerdings, und das muss man auch wissen, haben Balinesen im Laufe des Lebens noch andere Namen. Einen bekommen sie erst 210 Tage nach der Geburt (der Grund war wohl, dass früher viele kurz nach der Geburt starben) und die weiteren sind für uns zu kompliziert zu verstehen.

Nur ein Beispiel: sollte ein Kind/Jugendlicher sich eine schwere Krankheit zuziehen, kann der Name von den Eltern geändert werden, um die Krankheitsdämonen zu verwirren. Mehr, glaube ich, muss man nicht wissen. Oder?

Der Pool und der Garten verführen - und wir spielen gerne Verführte - geradezu zum Faulenzen, zum Lesen und Einschlafen. Manchmal auch zum Nachdenken.

„Gehen sie in sich, wenn ihnen nicht graut davor!“
Dieser rabiate Imperativ stammt von Gottfried Benn, dem sezierenden Arzt und Dichter.
Weil man Zeit hat auf Reisen ist es tats
ächlich ein äußerst befriedigendes Mittel, um mal einen Blick zu riskieren, in die eigene schöne Seele und auf die vielen hässlichen Schatten über ihr.

Und Benn hat recht - verdunkeln und schlafen ist besser.


Irgendetwas hat mich an Bali schon vor 2 Jahren ergriffen. Nicht sofort, aber sehr rasch. Und nicht mehr losgelassen. Etwas, das ich nicht erklären, nicht einmal richtig in Worte fassen konnte.

Einerseits war mir klar, dass meine scheinbare Aufgeklärtheit über die fast naive Religiosität der Menschen hier nur lächeln konnte. Andererseits kam ich bei vielen der Beobachtungen in ein Staunen, das mich selbst erstaunte.

Das war auch der Grund, warum ich in diesem Jahr Edith unbedingt die Insel der Götter und Dämonen zeigen wollte.

Und nachdem unsere Reise auf Java holprig begann, war auf Bali sofort das Gefühl von Ankommen, Geborgenheit und Sicherheit vorhanden. Auch bei Edith empfand ich schon bei den ersten Eindrücken dieses Staunen und eine aufkommende Begeisterung und Interesse.

Und obwohl der Tourismus mit heute etwa 4 Millionen Touristen pro Jahr das Gesicht der Insel verändert haben muss, kann noch immer die Magie dieser Insel entdecken, wer sich etwas abseits der Touristenenklaven bewegt. Denn viele Menschen, auch solche, die im Tourismusgeschäft ihren Reis verdienen, haben ihren eigenen Rhythmus und ihre einzigartige Kultur bewahrt. In den balinesischen Dörfern im Hinterland läuft das Leben noch immer in jahrhundertealten Bahnen, stark durch die religiösen Zeremonien und den Reisanbau geformt.

Die Insel der Götter ist also noch immer göttlich.

Die Balinesen scheinen sehr viel mehr zu ertragen als andere vom Massentourismus befallene Urlaubsziele. Und sie besitzen offensichtlich die Fähigkeit, am Konflikt zwischen Tradition und Moderne nicht zu zerbrechen.

Selbst mitten im nachmittäglichen Stau der Jalan Raya von Ubud kann man Menschen in ritueller Kleidung bei zeremoniellen Handlungen sehen. Ich gebe zu, manchmal blitzt in mir der Gedanke auf, für die Frauen sei dies nur ein routiniertes Spiel. Aber dann belehrt mich die Hingabe, die Geduld und die Demut, mit der dies alles vollzogen wird, eines Besseren und beschämt mich beinahe. Und immer, wenn ich irgendwo das Auslegen der Opfergaben beobachten kann, befällt mich ein Gefühl der Bewunderung und seltsamerweise auch der Ruhe und des Friedens.

Auf Bali bekennen sich etwa 92 % der Einwohner zur Hindu-Dharma-Religion, der lokalen Form des Hinduismus, die von animistischem Glauben und der Ahnenverehrung durchdrungen ist. Sie wird auch Agama Tirtha genannt, „Religion des Wassers“. Kein Wunder, angesichts der immens wichtigen Rolle, die es für den Anbau von Reis spielt und die überall, nicht nur in den Heiligen Wassertempeln oder auf den Reisterrassen zu beobachten ist.

Verehrt werden nicht nur die hinduistischen Götter und Buddha sowie die Ahnen und Geister. Auch die Natur und alle Wesen sind beseelt und alles besitzt seinen Platz im kosmischen Gefüge, hat Sinn und Zweck.
Erkennen kann man diese Hochachtung auch im Verhältnis der Balinesen zur Natur und der harmonischen Schönheit, die sie zum Ausdruck bringen kann, wenn sie nur respektiert wird. Die Liebe zu allem Schönen und die Begabung, jedes Ding verzieren zu wollen - und zu können - ist Resultat dieser Weltvorstellung.

Der Balinese trägt eine Hibiscusblüte im Haar, auch wenn er zur Arbeit geht.
Er „vergeudet“ wertvolle Zeit, wenn er die Blüten im Wasserbecken umständlich zu einem Ornament anordnet. Und er kennt die Bedeutung des Wortes Stress nur vom Hörensagen.

Klar, im westlichen Alltag erscheinen solche Gedanken als absolut nebensächlich und unangemessen. Sie stören nur im Hamsterrad.




Aber vielleicht könnte man sich ja beim Anblick einer balinesischen geschnitzten Haustüre oder einer mühsam hergestellten Opferschale den einen oder anderen Gedanken machen.

Wäre möglicherweise erholsam.

Die Menschen auf Bali leben in einer vollkommen anderen Ordnung der Welt als wir im individualisierten Westen.
Denn das Leben spielt sich hier im Scho
ße der Gemeinschaft oder - für den urbanen, westlich orientierten Menschen - vielleicht in deren Fesseln ab.
Und diese Ordnung des Kosmos ist auf Bali
überall sichtbar.

Oben, im Norden, bei der Kette von Vulkanen (der Gunung Agung, mit 3142m der höchste und damit der heilige Berg) ist der Bereich der Götter, unter der Erde und auf dem Boden, unten am Meer hausen die Dämonen und dazwischen leben die Menschen. Ähnlich dieser Ordnung ist der Mensch ebenfalls dreigeteilt. Der Kopf gilt als der heiligste Teil (berühre nie den Kopf eines Balinesen!), der Körper der Wohnort der menschlichen Seele und die Füße gelten als unrein, da sie mit dem Boden, also den Dämonen in Berührung kommen. Daher sitzen Balinesen gerne im Hocksitz auf einer breiten Hockbank oder selbst auf dem Stuhl. Das geht sogar so weit, dass kleine Babys von ihren Müttern ständig herumgetragen werden, so lange bis sie gehen können. Denn beim Krabbeln würde auf sie ja das Dämonische und Unreine übergehen.

Ziel all dieser Regeln ist das Gleichgewicht der gegensätzlichen kosmischen Kräfte von Gut und Böse aufrechtzuerhalten, man könnte auch sagen, die Widersprüche des Lebens dialektisch aufzuheben.

Denn der Idealzustand des Balinesen ist nicht der Sieg des Guten (der ist unmöglich), sondern das möglichste Gleichgewicht, die Balance der Kräfte.

Ein Holländer, - auch auf Bali ist es so wie anderswo, dass überdurchschnittlich viele Touristen aus der ehemaligen Kolonialmacht (neben den Australiern) im Land Urlaub machen - darauf angesprochen, warum die Balinesen dir in die Augen schauen und lächeln, erklärt dies mit ihrer Unsicherheit, mangelndem Selbstvertrauen, also eigentlicher Unterwerfung. Mag schon sein.
Aber ist das Traurige dieser Erkl
ärung dann nicht, dass das Nichtbeachten des Europäers, sein krampfhaft in die Ferne gerichteter Blick, Ausdruck von Unnahbarkeit und Selbstüberschätzung ist?

Heute mieteten wir uns zwei niegelnagelneue Mountainbikes.
Damit Edith und ich die benachbarten Dörfer besuchen, vielleicht mit den Leuten ins Gespräch kommen, einen ATM finden, am Strand bummeln könnten.

Die meist benutzten Wörter in Touristengebieten sind „Transport“ und „Taxi“, immer als Frage gerufen. Sie fallen aus einer dunklen Hütte plötzlich über dich her, kommen hinterrücks vom jetzt neben dir fahrenden Moto, werden mehrstimmig aus den Kehlen einer am Straßenrand sitzenden Männergruppe auf dich nichtsahnend abgefeuert.

Zunächst fahren wir einige Zeit auf der belebten Küstenstraße, nehmen aber die erste Abzweigung zum Meer und gondeln am Strand in aller Ruhe weiter.



Bei jedem noch so kurzen Halt, kam man dann mit einer ganzen Menge Locals ins Gespr
äch. So als hätten sie schon Stunden auf uns gewartet, kamen sie plötzlich von irgendwoher auf uns zu. Etwa so:
„Hello my friend, how are you?“ - „Oh, fine. And you?“ - „What’s your name?“ - „Klaus, and you“ - “My name is Made. Where are you going? Do you have plans? Can I help you?“

Bis hierher kennt man schon das Gespräch. Schon tausendmal gehört. Dummerweise wussten wir leider auch schon, wie es weiterging.

Er oder sie sucht einen Sponsor. Macht zur Zeit keine Geschäfte. Regenzeit, wenig Touristen. Zu Hause der kranke Sohn oder die Oma. Sie braucht Medikamente.

Man solle doch den kleinen Delfin/Ring/T-Shirt/Box kaufen. Nur ein kleines bisness. Die ganze Leier. Kein bisschen Phantasie. Immer die gleiche Masche. Man hat ja Mitleid, sicher. Aber man will eben gerade keinen Delfin/Ring/T-Shirt/Box. „Sorry.“

Wir arbeiten uns von einem zum nächsten Local vorwärts, allmählich nur gequältes Lächeln, und haben bisher nichts über das Land und die Menschen erfahren. Die haben ganz andere Sorgen. Wollen mit mir nicht über die Regierungspolitik, nicht über Horror-Donald mit der blonden Schmachtlocke, auch nicht über die praktische Seite von Subak- und Banjarsystem plaudern und schon gar nicht über ihr wirkliches Leben.


Dann aber. Dieselbe Schacheröffnung: „Hello, where do you come from?“ - „Germany.“ - „Oh, which part of Germany?“ - „Stuttgart.“ - „Oh, that’s in the southeast, near the black forest.“ Wir waren für einen Moment sprachlos. Das Gespräch entwickelte sich über viele viele Umwege und einiges Staunen über ungeahnte Kenntnisse und steuerte direkt auf den Kernpunkt der Unterhaltung zu. Man muss sagen, ein nettes Gespräch, hätte da nicht der Kernpunkt als schwarze Wolke über uns gedroht.

Ja, was will man viel sagen.

Wir haben Ketut letztendlich 6 schöne Perlmuttanhänger mit philosophischen Symbolen abgekauft, alle mit dem deutschen Kleber von Uhu hergestellt. Und weil wir gar den überteuerten Preis bezahlt haben ohne zu handeln, hat er uns noch zwei Exemplare geschenkt. Nobel, oder?

Aber wir fanden, eine phantasievolle Verkaufsperformance muss belohnt werden.

Eine weitere kleine Tour am Spätnachmittag brachte uns an einen Strandabschnitt mit einfachsten und ärmlichen Fischerhütten. Das andere , dem Tourismus abgewandte Gesicht Balis. Zusammengeschusterte Hütten mit chaotischem Durcheinander direkt am Strand. Von Grubak Gde wurden wir angesprochen in der Hoffnung, dass wir ihm vielleicht zu einem kleinen Nebenverdienst verhelfen könnten. Ausflug auf seinem kleinen Auslegerboot zu den Delfinen (was wir ablehnen) oder zum Fischfang (Barracuda, Mahi-Mahi und Tuna) morgens um halb sechs. Er erzählt uns lange seine Geschichte und sie ist deprimierend genug. Der reine Augenschein hätte schon genügt, um uns traurig zu machen.

Einige hundert Meter entfernt findet gerade am Strand ein Ngaben, eine feierliche Verbrennung statt. Er meinte, dies käme in ärmeren Gegenden nur alle fünf Jahr vor und wir sollten einfach dort hingehen. Leider war dieses feierliche Ereignis - für westliche Augen von besonderem Interesse - gerade zu Ende gegangen. Das gesamte Dorf war auf dem Weg zurück in den Dorftempel - zu Fuß und auf Motos. Das Ende eines modernen Leichenzugs.

Besonders faszinierend auf Bali sind die morgen- und abendlichen Opfergaben.

Im Suma Hotel ist dies die Aufgabe der Dame des Hauses. Bei diesem Gang trägt sie meist einen traditionellen Sarong, darüber den Slendang, einen Stoffgürtel oder Gebetsschal, und meist eine Kebaya, eine aus durchbrochenem Stoff gefertigte Bluse. Mit anmutiger Haltung und ohne Eile trägt sie auf einem großen Bambustablett die Opfergaben zu einem Schrein, dem Haustempel, den vielen Treppen und Türen im Garten, allen heiligen Steinfiguren. Sie legt ein aus einem Palmblatt geflochtenes quadratisches Schälchen mit Reiskörnern, vielen Blüten, vielleicht einem Betelpriem oder Obststückchen an den Plätzen ab. Zündet ein Räucherstäbchen an und spricht mit gefaltenen Händen vor der Stirn ein kleines Gebet. Im Anschluss wird die Opfergabe noch mit einer in heiliges Wasser getauchten Frangipaniblüte geweiht.

Dieser Vorgang wiederholt sich an jedem Schrein. An Portalen und Türen werden die Opfergaben zur Besänftigung der Dämonen einfach nur abgelegt.

Eichhörnchen und Vögel warten schon in den Bäumen auf ihr Frühstück.

Durch die nie abreißende Kette von Zeremonien am ganzen Tag ist ein Balinese mindestens ebenso häufig und intensiv mit seinen Göttern, Ahnen und Dämonen verbunden wie mit den Menschen seiner nächsten Umgebung, so komisch sich das anhört.


 

"Wer sich nicht wehrt, lebt verkehrt."

 
Amed, 24.11.2016


Wir sind im Osten Balis.

Am schmalen Küstenlandstrich unterhalb des großen heiligen Berges, dem „Gunung Agung“ (3142 m), der für die Balinesen der Mittelpunkt der Welt ist, und dem Gunung Seraya mit 1175 m. Das Gebiet gehört zum Distrikt Karangasem mit der Hauptstadt Amlapura.

Hinter den beiden beherrschenden Vulkanen liegt die trockenste Region Balis und gleichzeitig auch die ärmste. Hier sieht man weniger aufwändige Familienbesitzungen hinter hohen Mauern, sondern immer häufiger einfachste Bambushütten mit Strohdächern und archaischem Durcheinander von modernem Müll.

Die kargen Fischerdörfer Amed, Jemeluk, Lipah und Selang haben sich erst in den letzten Jahren aufgrund des Korallenriffs von Jemeluk und einem japanischen Schiffswrack bei Selang langsam zu einem beachtlichen Touristenzentrum entwickelt, deren Besucher wegen der Ruhe und Abgeschiedenheit oder zum Tauchen und Schnorcheln hierher kommen.

Die Dörfer sind mit einer kilometerlangen schmalen Küstenstraße verbunden, an der einfache Bambusresorts, kleine Fischerrestaurants, kleine Geschäfte, Massagesalons, Luxusresorts und vor allem Tauchschulen um die wenigen Touristen buhlen. Überall wird Neues gebaut.




An der Küste wechseln, von einigen Felsklippen unterbrochen, schwarze und weiße Sand- und Steinstrände ab.


An ihnen liegen die bunten Auslegerboote der Fischer, die Jukung, und die Familien gewinnen am Strand auf traditionelle Weise Meersalz.





In den einfachen Fischerlokalen am Strand kann man fangfrischen Mahi-Mahi, Makrelen, Red Snapper, Thunfisch, Barracuda und Daurade auf den Grill werfen lassen - für ganz wenig Geld.


Die Gegend ist auf eine einfache Weise sympathisch, allein das temporäre Geknatter großer Auspuffanlagen an den Maschinen, auf denen die Jugend der Fischer gerne durch die Orte heizt und lärmt, strapaziert unsere Nerven - ab und zu.
Erstaunlich auch, dass auf den schmalen Straßen viele große und schicke Limousinen fahren, konzipiert für freie, breite Avenuen, wie sie nur in fernen, reichen Ländern oder in Werbespots existieren.


Untergekommen sind wir im angenehmen „Bila Restaurant & Bungalows“ in Amed, (Bila ist ein Baum mit einer großen, ungenießbaren Frucht)



das der Tauchlehrer Oliver Radosav vor einigen Jahren mit seinem balinesischen Partner Ketut eröffnet hat.






Oliver, 43 Jahre alt, hat sich hier einen Lebenstraum als Ergotherapeut und passionierter Tauchlehrer erfüllt, nachdem er jahrelang als Tauchmaster in den Revieren des Indischen und Pazifischen Ozeans herumgetingelt war. Auf die Frage, warum gerade hier, sagt er:

“Die Menschen hier in Bali leben in einer Hochkultur die sehr lebendig ist. Balinesen sind Ästheten und sie lieben schöne Dinge so wie ich selbst auch. Ihre hinduistischen Zeremonien sind im Alltag allgegenwärtig , wunderschön und auch für “Fremde” erlebbar.
Die Menschen sind gerade in den ländlichen Regionen, wie in meinem Fischerdorf “Amed” noch sehr authentisch und relativ unverbraucht durch den Tourismus und den Konsum der westlichen Welt.

Doch der wichtigste Aspekt war natürlich das Tauchen. Bali liegt in mitten eines der Gebiete mit der höchsten biologischen Vielfalt im Meer überhaupt. Ein anderer Grund ist, dass nahezu alle Tauchplätze hier “Shore-Dives” sind und somit vom Strand aus erreichbar, ohne Boot. Es sind nur einige Schritte ins Meer und schon ist man in einer anderen Welt voller Schönheit und Faszination.“

Oliver hat seit 2 Monaten Besuch von seinen Eltern aus dem Bergischen, die am Freitag zurück nach Deutschland fliegen werden. Außerdem wohnt er mit seiner phillipinischen Freundin Julya zusammen, so dass uns nur wenig Zeit für Gespräche und Zusammensitzen bleibt, was vor 2 Jahren sehr informativ und freundschaftlich war.

Obwohl schon Regenzeit, hat es in den letzten Wochen nicht geregnet, sagt Oli am ersten Abend. Die Vulkane halten die Regenwolken vom Meer noch zurück. Die Sonne brennt und der Sand ist zu heiß um barfuß auf ihm zu gehen.

Allerdings hat sich die Wetterlage in den Tagen etwas verändert. Die Sonne scheint nur noch vereinzelt, dann ist es drückend heiß. Am Nachmittag bewölkt sich der Himmel aber, auch ist immer mal wieder ein Donnergrollen zu vernehmen, das offensichtlich die Regenzeit auch hier ankündigt. Was aber bedeutet, dass es, wenn überhaupt, am Tage nur kurz etwas tröpfeln soll. Die Wolken allerdings versprechen Güsse.

Wir verbringen hier unsere Tage mit langem Schlafen, Spaziergängen am Strand oder am Straßenrand, lesen in der Hängematte am Bungalow oder auf Liegen am Strand, essen gut zu Mittag und am Abend, informieren uns spärlich über die Deutsche Welle zum durchweg unverändert ärgerlichen Weltgeschehen, trinken am Abend auch mal einen Arak Attack (Arak=Reisschnaps mit Limettensaft und Honig).

Einen solch legendären Sonnenuntergang am meist wolkenverhangenen Agung konnten wir bisher leider noch nicht genießen.



Olis Kater "Luis" hat sich schon vollkommen dem balinesischen Gemüt hingegeben. Mäuse fangen verabscheut er grundsätzlich.

In der Nacht schreckte ich aus dem Schlaf auf. Ein kurzes Erdbeben rüttelte fünf Sekunden an Wänden nd Boden. Danach war wieder Stille. Edith schlief den berühmten Schlaf des Gerechten. Am Morgen beruhigte Oli, es käme alle paar Wochen zu solchen kleinen Beben. Meist dauere es länger. Aber das Haus sei erdbebensicher gebaut. Wir waren noch nicht beruhigt.



Als wir beim Frühstück Ketut fragten, ob er in der Nacht die Erschütterung bemerkt hätte, winkte er nur ab, als wolle er sagen, „das war ja gar nichts.“ Erst jetzt kam bei uns Ruhe auf.


 
Auf dem Weg zum Strand lag einige Sekunden ein süßlicher Blütenduft über der Straße. Aber nur so lange, bis wir in den schmalen Gang zum Meer zwischen unverputzten Mauern und altersschwachen Hütten kamen, deren Wände aneinander lehnten wie Grabsteine auf einem verwahrlosten Friedhof. Das Gemisch aus Gerüchen der Hinterhöfe mit den Tieren und den offenen Fenstern war so stark, dass es alles durchdrang und der Morgenwind vom Meer hier sofort die Richtung änderte. Die Leute, die hier wohnen, beschwerten sich wohl nie über den Gestank, denn sie rochen ihn schon lange nicht mehr. Er stieg nur Menschen von außerhalb - wie wir - in die Nase. Am Strand auf der Liege unter einem indischen Mandelbaum entspannten sich unsere Nasenflügel wieder. Eine leichte Brise vom Wasser her sorgte dafür. Auch, dass die Hitze erträglich war.


 
Nach einigen Seiten der schnoddrigen Sprache tauchte ich tief ein in die Welt von Wolf Biermanns Biografie: Warte nicht auf bessre Zeiten. Ein Stück dunkles Kapitel deutscher Geschichte.


 

Am Strand schleppte sich ein Zerlumpter ohne Alter mühsam entlang, an dem alles schmutzig und dunkel war - Haut, Haare und Fetzen. Er sah aus wie ein Flüchtling, der vor dem einzigen Leben geflohen war, das er kannte.


 

Morgen in der Frühe geht es mit dem Schnellboot ab auf die Insel.
Ziel ist die muslimische Gili Air, auf Sichtweite zur Insel Lombok gelegen.


 

Wer weiterlesen möchte, ruft bitte auf: Unterseite Bali vom 29.11. bis 8.12.2016